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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Holzplatz schon von weitem zu erkennen. Einen alten Schwarzen zu entdecken, ist sehr viel schwerer, wo diese Leute doch mit dem Hintergrund völlig verschmelzen, aber das ist nur eine Sache, und der Fluß selbst ist eine ganz andere. Es gibt sehr viele kleine Dinge, die ein Lotse erkennen können muß, die der normale Kabinenpassagier nicht einmal bemerkt. Die Veränderungen im Wasser, wenn eine Sandbank oder ein sonstiges Hindernis unter der Oberfläche lauert. Alte abgestorbene Bäume, die einem das Alter des Flusses hundert Meilen weiter verraten. Die Merkmale, wodurch ein Felsriff sich von einem Windriff unterscheidet. Sie müssen den Fluß lesen können wie ein Buch, in dem die Strömungen und Turbulenzen die Worte sind, manchmal schon so verblaßt, daß man sie nicht mehr richtig erkennen kann, und dann müssen Sie sich auf das verlassen können, woran Sie sich vom letzten Lesen dieser speziellen Buchseite erinnern können. Aber Sie würden doch niemals versuchen, ein Buch bei Dunkelheit zu lesen, oder etwa doch?«
    York ging nicht auf die Frage ein. »Ich kann eine Turbulenz im Wasser genauso leicht erkennen wie einen Holzplatz, wenn ich weiß, wonach ich Ausschau halte. Mister Framm, wenn Sie mir nichts über den Fluß beibringen können, dann suche ich mir einen Lotsen, der es kann. Ich will Sie nur daran erinnern, daß ich der Eigentümer und Kapitän der Fiebertraum bin.«
    Framm blickte in die Runde und runzelte diesmal die Stirn. »Noch mehr Arbeit für die Nacht«, sagte er. »Wenn Sie nachts lernen wollen, dann erhöht sich der Preis auf achthundert.«
    Yorks Gesichtsausdruck entspannte sich zu einem zurückhaltenden Lächeln. »Abgemacht«, sagte er. »Und jetzt wollen wir anfangen.«
    Karl Framm schob seinen Schlapphut so weit zurück, daß er nur noch seinen Hinterkopf bedeckte, und stieß einen langen Seufzer aus wie ein Mann, dem man einen Schabernack spielte. »Na schön«, sagte er, »es ist Ihr Geld und auch Ihr Boot. Kommen Sie nicht zu mir, wenn dem Schiff der Boden aufgerissen wird. Hören Sie jetzt genau zu: Der Fluß verläuft von St. Louis bis hinunter nach Cairo ziemlich gerade, ehe der Ohio hineinmündet. Aber Bescheid wissen müssen Sie darüber. Dieser Abschnitt wird gelegentlich ›der Friedhof‹ genannt, denn hier sind eine Menge Boote untergegangen. Man kann von einigen noch die Schornsteine sehen, die aus dem Wasser ragen, oder das ganze verdammte Wrack im Schlamm, wenn der Fluß seichter ist - die Lage derer, die unterhalb der Wasserlinie liegen, sollten Sie sich lieber merken, oder das nächste verdammte Boot, das flußabwärts unterwegs ist, wird erfahren müssen, wo Sie liegen. Sie müssen auch alle Kennzeichen erlernen und wie Sie mit einem Boot umgehen müssen. Da, kommen Sie her, und nehmen Sie das Rad, damit Sie ein Gefühl dafür bekommen. Im Augenblick würden Sie den Grund noch nicht einmal mit einem Kirchturm berühren, es besteht zur Zeit keinerlei Gefahr.« York und Framm tauschten die Plätze. »Also, der erste Punkt nach St. Louis . . . «, begann Framm. Abner Marsh ließ sich auf die Couch nieder und hörte zu, während der Lotse fortfuhr, von den Markierungen zu den Tricks des Steuerns überging und weiter zu Geschichten über die Raddampfer, die versunken im Friedhof lagen, über den sie gerade hinwegliefen. Er war ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler, aber nach jeder Story widmete er sich wieder seiner augenblicklichen Aufgabe und kam auf die Markierungen zu sprechen. York nahm alles in sich auf, ohne ein Wort zu sagen. Er schien den Trick des richtigen Steuerns sehr schnell zu erlernen, und immer dann, wenn Framm innehielt und ihn aufforderte, einige der Informationen zu wiederholen, rasselte Joshua sie augenblicklich herunter.
    Nach einiger Zeit, nachdem sie den Seitenraddampfer, der vor ihnen unterwegs gewesen war, eingeholt und überholt hatten, ertappte Marsh sich dabei, daß er gähnte. Aber es war eine so schöne klare Nacht, daß er keinesfalls Lust hatte, jetzt zu Bett zu gehen. Er raffte sich auf und ging hinunter zum Texasdeck, von wo er mit einer Kanne heißen Kaffees und einem Teller Pastetchen zurückkehrte. Als er ankam, sponn Karl gerade das Seemannsgarn über das Wrack der Drennan Whyte , die im Jahr ’50 mit einem Schatz an Bord oberhalb von Natchez gesunken war. Die Evermonde versuchte sie zu heben, fing Feuer und soff ebenfalls ab. Die Ellen Adams , ein Bergungsdampfer, suchte ’51 nach dem Schatz, lief auf einen Baumstamm auf

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