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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Sie begehren mich. Ich erkenne die Sehnsucht in Ihren Augen.« »Nein«, protestierte Marsh. »Sie . . . Joshua . . . « Valerie lachte; leicht, ein luftiges Lachen, sinnlich, musikalisch.
    »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über Joshua. Nehmen Sie sich, was Sie wollen. Sie haben Angst, deshalb wehren Sie sich dagegen. Sie brauchen aber keine Angst zu haben.«
    Abner Marsh bebte heftig, und er erkannte entsetzt, daß er vor Lust zitterte. Noch nie in seinem Leben hatte er eine Frau so heftig begehrt. Doch irgendwie widerstand er auch diesem Drang, wehrte er sich dagegen, obgleich Valeries Augen ihn immer dichter heranzogen und die ganze Welt von ihrem Duft erfüllt zu sein schien.
    »Nehmen Sie mich mit in Ihre Kabine«, flüsterte sie. »Heute nacht gehöre ich Ihnen.«
    »Wirklich?« fragte Marsh matt. Der Schweiß rann ihm aus den Augenbrauen und ließ ihn alles nur noch verschwommen erkennen. »Nein«, murmelte er. »Nein, das ist nicht . . . «
    »Doch, es wird geschehen«, drängte sie. »Sie brauchen es nur zu versprechen.«
    »Versprechen?« fragte Marsh heiser.
    Ihre violetten Augen lockten, funkelten. »Bringen Sie uns weg, weg von New Orleans. Versprechen Sie mir das, und Sie dürfen mich besitzen. Sie wollen es doch so sehr. Ich kann es spüren.«
    Abner Marsh hob die Hände, umfaßte ihre Schultern. Er erbebte. Seine Lippen waren trocken. Er wollte sie in einer bärenhaften Umarmung an sich drücken, sie fast zerquetschen, mit ihr in sein Bett fallen. Doch statt dessen raffte er all seine Kraft, seine Energie zusammen und stieß sie grob von sich. Sie schrie auf, stolperte und fiel auf ein Knie. Und Marsh, der von diesen Augen erlöst war, brüllte los. »Verschwinden Sie von hier!« brüllte er. »Hauen Sie verdammt noch mal vom Texasdeck ab, was für eine Frau sind Sie eigentlich, verschwinden Sie, Sie sind nichts anderes als . . . hauen Sie ab!«
    Valeries Gesicht wandte sich ihm wieder zu, und ihre Lippen waren zurückgezogen. »Ich kann Sie zu . . . «, setzte sie wütend an.
    »Nein«, sagte Joshua York ruhig, als er hinter ihr auftauchte.
    Joshua war so plötzlich aus den Schatten aufgetaucht, als hätte die Dunkelheit selbst menschliche Gestalt angenommen. Valerie starrte ihn an, stieß einen kehligen Laut aus und rannte die Treppe hinunter.
    Marsh fühlte sich so ausgepumpt, daß er kaum aufstehen konnte. »Gottverdammt«, murmelte er. Er zog sein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Als er das getan hatte, sah Joshua ihn geduldig an. »Ich weiß nicht, was Sie gesehen haben, Joshua, aber es war nicht so, wie Sie vielleicht annehmen.«
    »Ich weiß genau, was es war, Abner«, entgegnete Joshua. Er klang nicht ausgesprochen böse. »Ich war fast die ganze Zeit hier. Als ich bemerkte, daß Valerie den Salon verlassen hatte, machte ich mich auf die Suche nach ihr, und dann vernahm ich Ihre beiden Stimmen, während ich die Treppe hinaufstieg.«
    »Ich habe Sie nicht gehört«, sagte Marsh. Joshua lächelte. »Ich kann sehr leise sein, wenn es meinen Absichten entgegenkommt, Abner.«
    »Diese Frau«, sagte Marsh. »Sie . . . hat angeboten . . . sich selbst . . . Hölle noch mal, sie ist eine gottverdammte . . . « Die Worte wollten nicht über seine Lippen. »Sie ist keine Dame«, endete er schwach. »Schicken Sie sie weg, Joshua, sie und diesen Ortega, alle beide.«
    »Nein.« »Warum nicht, zum Teufel?« brüllte Abner Marsh. »Sie haben sie gehört?«
    »Das macht keinen Unterschied«, meinte Joshua ruhig. »Wenn es überhaupt etwas bewirkt, dann steigert es höchstens noch meine Wertschätzung für Sie. Sie tat es für mich, Abner. Sie sorgt sich mehr um mich, als ich gehofft, als ich zu erwarten gewagt habe.«
    Abner Marsh stieß einen wütenden Fluch aus. »Was Sie reden, ergibt für mich überhaupt keinen Sinn!«
    Joshua lächelte sanft. »Wahrscheinlich nicht. Sie haben mit all dem auch nichts zu tun, Abner. Überlassen Sie Valerie mir. Sie wird keine Schwierigkeiten mehr machen. Sie hatte nur Angst.«
    »Angst vor New Orleans«, sagte Marsh. »Vor Vampiren. Sie weiß Bescheid.« »Ja.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie allein mit allem fertig werden, was Sie vorhaben?« fragte Marsh. »Wenn Sie New Orleans lieber meiden wollen, dann sagen Sie es, verdammt noch mal! Valerie meint . . . «
    »Was meinen Sie denn, Abner?« fragte York.
    Marsh schaute ihn sehr lange an. Dann meinte er: »Ich denke, wir legen in New Orleans an«, und die beiden Männer lachten.
    Und so

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