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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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mir kommen kann, wenn er in Schwierigkeiten ist«, sagte Marsh. »Ein Mann, der seinem Partner nicht helfen würde, verdient es nicht, ein Mann genannt zu werden.«
    »Worte«, sagte Valerie spöttisch und warf ihre vollen schwarzen Haare mit einem Schwung des Kopfes nach hinten. Der Wind spielte damit und wehte es über ihr Gesicht, während sie fortfuhr. »Joshua York ist ein großer Mann, ein starker Mann. Ein König. Er verdient einen besseren Partner, als Sie es sind, Captain Marsh.«
    Abner Marsh spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. »Was, zum Teufel, reden Sie da?« wollte er wissen. Sie lächelte schlau. »Sie sind in seine Kabine eingebrochen«, meinte sie.
    Marsh geriet plötzlich in Zorn. »Hat er Ihnen das erzählt?« schnaubte er. »Verdammter Kerl, das war zwischen uns längst erledigt. Außerdem geht es Sie überhaupt nichts an.«
    »Das tut es doch«, widersprach sie. »Joshua schwebt in großer Gefahr. Er ist tollkühn, leichtsinnig. Er braucht Hilfe. Ich möchte ihm helfen, aber Sie, Captain Marsh, machen nichts als große Worte.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden, Frau«, sagte Marsh. »Welche Art von Hilfe braucht Joshua? Ich habe ihm angeboten, ihn bei diesen gottverfluchten Vam. . . bei einigen Problemen zu unterstützen, die er lösen muß, aber er wollte davon nichts wissen.«
    Valeries Gesicht entspannte sich und nahm plötzlich einen weichen Ausdruck an. »Würden Sie ihm tatsächlich helfen?« fragte sie.
    »Er ist mein verdammter Partner.«
    »Dann wenden Sie Ihren Dampfer, Captain Marsh. Bringen Sie uns von hier weg, bringen Sie uns nach Natchez, nach St. Louis, es ist mir egal. Aber nicht nach New Orleans. Wir dürfen morgen nicht in New Orleans ankommen.«
    Abner Marsh schnaubte. »Warum nicht, zum Teufel?« fragte er. Als Valerie den Blick abwandte, anstatt ihm eine Antwort zu geben, fuhr er fort. »Das hier ist ein Raddampfer, nicht irgendein verdammtes Pferd, das ich hinlenken kann, wohin ich gerade will. Wir müssen einen Fahrplan einhalten, wir haben Passagiere, die für ihre Fahrt mit uns bezahlt haben, wir müssen Fracht liefern. Wir müssen nach New Orleans.« Er runzelte die Stirn. »Und was ist mit Joshua?«
    »Er wird bei Morgengrauen in seiner Kabine liegen und schlafen«, sagte Valerie. »Wenn er aufwacht, sind wir ein gutes Stück weiter flußaufwärts und in Sicherheit.«
    »Joshua ist mein Partner«, sagte Marsh. »Ein Mann muß seinem Partner vertrauen. Sicher, ich habe ihm einmal nachspioniert, aber so etwas werde ich nie wieder tun, weder für Sie noch für sonst jemanden. Und ich werde die Fiebertraum auch nicht wenden, ohne ihn davon zu informieren. Wenn Joshua zu mir kommt und sagt, daß er doch nicht nach New Orleans will, zum Teufel, dann können wir darüber reden. Aber nicht anders. Wollen Sie, daß ich Joshua deswegen frage?«
    » Nein! « erwiderte Valerie hastig, als hätte sie plötzlich Angst.
    »Ich hätte nicht übel Lust, es ihm so oder so zu erzählen«, meinte Marsh. »Er sollte eigentlich wissen, was Sie planen, sobald er Ihnen den Rücken zudreht.«
    Valerie streckte eine Hand aus und ergriff seinen Arm. »Bitte, nein«, flehte sie. Ihr Griff war kräftig. »Sehen Sie mich an, Captain Marsh.«
    Abner Marsh war schon im Begriff gewesen davonzustürmen, doch etwas in ihrer Stimme drängte ihn, das zu tun, worum sie ihn gebeten hatte. Er schaute in diese violetten Augen und schaute und schaute.
    »Es ist doch gar nicht so schwer, mich anzuschauen«, sagte sie lächelnd. »Ich habe Sie schon seit längerem beobachtet, Captain. Sie können die Augen gar nicht von mir lassen, nicht wahr?«
    Marshs Kehle war plötzlich völlig trocken. »Ich . . . «
    Valerie schleuderte ihre Haare wieder mit einer wilden, herrischen Gebärde zurück. »Dampfschiffe sind sicherlich nicht das einzige, wovon Sie träumen, Captain Marsh. Dieses Boot ist eine kalte Lady, eine armselige Geliebte. Warmes Fleisch ist besser als Holz und Eisen.« Marsh hatte noch nie zuvor eine Frau so reden hören. Er stand da wie vom Donner gerührt. »Kommen Sie näher«, sagte Valerie, und sie zog ihn zu sich heran, bis er nur noch wenige Zoll von ihrer hochgewandten Gestalt entfernt war. »Schauen Sie mich an«, sagte sie. Er konnte ihre vibrierende Wärme in seiner Reichweite spüren, und ihre Augen waren unendlich tiefe violette Seen, kühl und weich wie Seide und verlockend. »Sie begehren mich, Captain«, flüsterte sie.
    »Nein«, sagte Marsh.
    »Oh,

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