Fiese Finsterlinge
Entstehung muss die neue Bürgermeisterin ständig Interviews dazu geben.«
»Was?«, sagte Sandy und hob die Brauen. »Es gibt eine neue Bürgermeisterin?«
»Ja. Douglas musste zurücktreten. Anscheinend hat er eine Gruppe von Kindern für sich arbeiten lassen. Es hat niemanden gekümmert, solange sie nur bei den Aufräumarbeiten halfen. Aber die stellvertretende Bürgermeisterin hat der Presse verraten, dass Douglas die Kinder ins Safeco-Field-Stadion geschickt hat, wo die Überschwemmungen besonders schlimm waren, und seither hat man von den Kindern nichts mehr gehört.«
»Eigenartig!«, sagte Nate.
»Ja. Sehr eigenartig«, sagte Neebor.
Lilli seufzte. »Celia Strange hat die Stadt übernommen.«
Richie verzog das Gesicht.
»Sie ist eine Lügnerin«, sagte Nate angewidert. »Douglas hat uns nicht …«
Lilli deutete mit einem Kopfnicken auf Neebor, um Nate daran zu erinnern, dass der alte Mann noch vor ihnen stand. Nate lächelte seinen Nachbarn schnell an.
»Danke für Ihre Hilfe während dieser Krise«, sagte Nate. »Wir wissen es wirklich zu schätzen.« Nate zögerte. Er und seine Freunde waren mit seinem Nachbarn nicht immer gut ausgekommen, aber trotz seiner brummigen Art schien er sie zu mögen. »Sie sind ein guter Mann«, fügte er hinzu.
Anscheinend wusste Neebor nicht, was er darauf entgegnen sollte, und wurde rot. Schließlich hob er einfach die Hand und salutierte vor ihnen. »Hört mal, ich muss los. Ich habe Teewasser aufgesetzt und will nicht, dass es überkocht.« Damit wandte der alte Mann sich um und verschwand hinter seiner Gummireifenbarrikade.
Pernikus kratzte mit einem Stock etwas Möwenkacke vom Boden und wollte sie Neebor hinterherwerfen, aber Nate drückte ihm die grüne Hand nach unten, um ihn davon abzuhalten, ihren Nachbarn zu ärgern.
Als Neebor verschwunden war, wandte sich Nate zu den anderen um. »Wir stecken in Schwierigkeiten.«
»Wie meinst du das?«, fragte Richie.
Nate legte seinem Lehrling eine Hand auf die Schulter. »Dies ist der Teil, wo man uns mit Mistgabeln aus der Stadt jagen könnte«, sagte er. »Wir können die neue Bürgermeisterin als Lügnerin bloßstellen. Deshalb könnte sie uns ans Leder wollen.«
»Aber wir haben doch die Stadt gerettet«, entgegnete Richie. »Und die fünf Arbeiter auch.«
Sandy schüttelte den Kopf. »Wir haben sie liegen lassen, als wir sahen, dass Hilfe kommt, und die Arbeiter waren gerade erst dabei aufzuwachen. Keiner kann bezeugen, dass wir sie gerettet haben.«
»Außerdem«, fügte Nate hinzu, »schau dir mal die Zerstörungen dort unten an. Die Stadt sieht nicht so aus, als hätte sie jemand gerettet . Celia Strange hat uns eingeschärft, in der Stadt keine Schäden anzurichten, aber indem ich Kail freiließ, damit er gegen den Plansch kämpft, habe ich das ganze Industriegebiet in einen Swimmingpool verwandelt.«
»Es war aber nicht deine Schuld«, sagte Lilli.
»Das spielt keine Rolle. Falls wir die Wahrheit erzählen, würde man uns als Spinner bezeichnen oder uns die Schuld an allem geben«, sagte Nate. »So ist es in der langen Geschichte der Dämonenhüter immer gewesen.«
»Celia Strange kennt nur unsere Vornamen«, sagte Sandy. »Und sie weiß nicht, wo wir wohnen.«
»Was sollen wir also tun?«, fragte Richie.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Nate. »Vielleicht Seattle verlassen. »Ich weiß sowieso nicht, ob ich noch in dem leeren Haus wohnen möchte, das ich eigenhändig zerstört habe.«
Nate stieg die Veranda hoch. In der Erwartung, das Haus als Trümmerfeld vorzufinden, öffnete er die behelfsmäßige Tür und ging hinein. Richie, Lilli und Sandy folgten ihm. Nik und Pernikus flitzten ihnen hinterher.
Als Nate die Eingangshalle betrat, blieb er wie angewurzelt stehen und traute seinen Augen nicht.
Die Wände waren frisch verspachtelt und strahlten hellblau. Das reparierte Treppengeländer leuchtete in einem dunklen Rotton, der zum oberen Treppenabsatz hin in Rosa überging. Die Decke glich einen Nachthimmel, der so echt aussah, dass Nate zuerst glaubte, das Dach sei verschwunden. An einer Wand hing ein riesiges Gemälde mit fremdartigen Geschöpfen, das aussah wie ein Zimmer voller Dämonen. Und ein großes, vom Dämonenfresser in die Wand geschlagenes Loch wirkte, als würde sich ein Babydrache hindurchzwängen, als wäre das dunkle Loch eine beim Schlüpfen aufgeplatzte Eierschale.
»Das habt alles ihr gemacht?«
»Klar«, sagte Richie. »Nun, das meiste waren Lilli und Zoot, aber
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