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Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
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unbewusstem Neid auf Sandys geordnetes Leben so eklig gewesen war, und sie bereute ihre kindische Verbitterung. Aber etwas zu bedauern fiel einem leicht im Angesicht des Todes. Sie hätte früher damit anfangen sollen, dachte sie, als es noch gezählt hätte und sie sich hätte entschuldigen können.
    Lilli glaubte, irgendwo oberhalb der Werferplatte im Wasser zu treiben, ein gutes Stück vom dritten Rang entfernt, wo Sandy wahrscheinlich bei den bewusstlosen Arbeitern ausharrte und darauf wartete, selbst fortgeschwemmt zu werden. Der Plansch war ein großer Dämon, der größte, den sie je gesehen hatte. Und als Elementardämon war er so alt wie die Erde selbst. Wir spielen einfach nicht in seiner Liga, dachte sie.
    Lilli dachte über ihr junges Leben nach, während ihre Arme und Beine allmählich zu müde wurden, um sich noch länger über Wasser zu halten. Letztlich freute es sie, die Dinge im Leben überwiegend positiv betrachtet zu haben, aber nun war der Himmel über Seattle nur noch bleiern, das wirbelnde Wasser war schwarz und die Lichtblitze von sterilem Weiß. Sie schloss die Augen und träumte von bunten Farben, als das Wasser sie verschluckte und alles auslöschte.
     
    Das Versorgungsboot schoss über die niedrige Mauer an der Stadionnordseite hinweg und sauste mit gebührendem
Sicherheitsabstand zwischen den hohen Flutlichtmasten und dem Safeco-Field-Schild aufs Spielfeld. Klugerweise wich Nate auch den elektrifizierten gelben Foul-Metallstangen aus, weil er instinktiv die Gefahr spürte, die von ihnen ausging.
    »Sparky ist auf jeden Fall hier, und er ist riesig geworden«, rief er Richie zu. »Flappy schwirrt hier auch irgendwo herum.«
    Im nächsten Moment spürte Nate die beiden Dämonen; seine hellwachen Dämonenhütersinne waren in höchster Alarmbereitschaft. Aber da war noch ein anderes Wesen, eines, das noch größer war. Viel größer. Er erkannte es ohne jeden Zweifel, sowohl aus seiner fernen Vergangenheit als auch von ihrer jüngsten Begegnung auf dem Ozean, und er hatte das Gefühl, dass der Dämon auch ihn erkannte.
    »Der Plansch!«, sagte Richie und deutete auf den riesigen Wasserstrudel vor den nicht überdachten Tribünenplätzen. Nate nickte. Tatsächlich machte der Wasserdämon keinerlei Anstalten, sich zu verbergen.
    Während sie über das überflutete Spielfeld fuhren, schoss ein greller Blitz vom Dach auf sie herab. Ehe er Nate oder Richie treffen konnte, verbog sich der metallene Flaggenmast des Boots und fing den Blitz ab. Der Mast brummte elektrisch, und Nikolai, der am Fuße des Masts stand und ihn gekrümmt hatte, um den Blitz zu stoppen, leuchtete auf wie ein pelziges blaues Weihnachtslicht. Der Stromschlag war stark genug, um einen Elefanten zu töten. Nate streckte Nik die Hand entgegen, doch Richie schlug sie zur Seite, während der kleine Hilfsdämon vibrierte und einen elektrischen Hopstanz aufführte.

    »Nicht!«, rief Richie. »Fass ihn nicht an!«
    Pernikus sprang zu seinem Gefährten hinüber, aber es war zu spät. Nikolais Fell stand in Flammen.
    »Er verbrennt!«, rief Nate.
    »Wir brauchen Wasser, Mann!«, brüllte Richie. Er schob Nate zum Steuerrad zurück, damit der das Boot auf Kurs hielt, und schöpfte über die Bordwand hinweg einen Eimer voll Wasser aus den Fluten. Er kippte es dem brennenden Dämon über den Kopf, und Nik brach auf den Holzplanken zusammen, triefnass, verkokelt und reglos.
    »Er ist tot!«, rief Nate.
    »Reiß dich zusammen!«, brüllte Richie in Nates Ohr. »Hier geht’s noch um das Leben anderer Leute.«
    Nate blieb hinterm Steuerrad stehen, blickte aber funkelnd zu den Dachträgern empor.
    »Sparky! Hör auf, bevor du noch jemanden umbringst!«, rief er.
    Aber Nate wusste, dass der elektrische Dämon nicht auf ihn hören würde. Sie hatten nie eine enge Beziehung gehabt. Genau genommen hatte sich der heimtückische Funke, als sie zusammengewohnt hatten, immer wieder einen Spaß daraus gemacht, sich irgendwo zu verstecken und Nate aus heiterem Himmel einen Stromschlag zu verpassen. Wenn er ihm schon zu Hause nicht gehorcht hatte, dann würde er es hier im Freien erst recht nicht tun. Selbst wenn Sparky sich ergeben würde, Nate war nicht sicher, ob er ihm verzeihen könnte, was er gerade mit Nik gemacht hatte.
    Das Boot rumpelte durch die wütenden Wellen, die kreuz und quer durch das Stadion wogten, gegeneinanderprallten
und über dem Deck herabkrachten. Nate und Richie waren pitschnass. Die Kälte des Plansch drang ihnen bis in die

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