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Fieses Karma

Fieses Karma

Titel: Fieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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kleine Schwester Emilyschaufelt sich schon Spaghetti in den Mund. »Sieht aus, als hättest du Probleme.« Mit vollem Mund spricht sie das Offensichtliche aus.
    »Deine Schule hat heute Nachmittag angerufen«, fängt meine Mutter an. »Sie haben gesagt, du hättest heute den ganzen Tag gefehlt, und wollten wissen, ob ich deine Abwesenheit entschuldige.«
    »Und?«, erwidere ich ungerührt. »Hast du?«
    Mom wirft meinem Vater einen Blick zu; dann sieht sie wieder mich an. »Ja, aber nur, weil ich sicher bin, dass du einen guten Grund hattest, die Schule zu schwänzen.«
    »Den hatte ich«, versichere ich ihnen. »Kann ich jetzt nach oben gehen und lernen?«
    Doch der Gesichtsausdruck meines Vaters sagt mir, dass die Antwort ein eindeutiges (und etwas verärgertes) Nein ist.
    Seufzend rutsche ich noch ein Stück weiter in mich zusammen. »Muss ich es euch wirklich sagen?«
    Meine Eltern tauschen einen Blick. Dann antworten sie gleichzeitig: »Ja.« Manchmal könnte ich schwören, dass sie so was vor dem Zubettgehen üben.
    »Ich will es auch wissen!«, meldet sich Emily, doch meine Mutter bringt sie rasch zum Schweigen.
    »Also gut«, platzt es aus mir heraus, während mir schon die Tränen in die Augen steigen, »Mason hat am Samstagabend mit einer anderen geknutscht, und heute sind sie zusammen in die Schule gekommen. Also ist es jetzt mit uns vorbei. Und mein Leben auch. Deswegen bin ich heute früh abgehauen.«
    Mit einem lauten Klonk fällt meiner Schwester die Gabel in den Teller und sie sieht mich überrascht an. Ich senke den Kopf und starre auf den Boden.
    »Mit wem hat er denn geknutscht?«, fragt Emily neugierig. Ich hoffe, dass meine Eltern ihr jetzt sofort den Mund verbieten und mir mit einem mitfühlenden Blick versichern, dass ich nichtantworten muss. Stattdessen starren auch sie mich an, und mir wird schlagartig klar, dass sie genauso neugierig sind wie meine Schwester.
    Doch mir ist wirklich nicht danach, ihren Hunger auf Drama zu stillen. Ich rücke meinen Stuhl ein Stück zurück und murmle: »Ich möchte wirklich nicht darüber reden. Darf ich jetzt gehen? Ich muss noch lernen.«
    Meine Mutter nickt, und ich stehe auf und gehe. Die anderen bleiben in geschocktem Schweigen sitzen.
    Sobald ich in meinem Zimmer bin, mache ich die Tür hinter mir zu. Auch wenn ich wirklich Hausaufgaben machen müsste, kann ich mir nicht vorstellen, mich jetzt mit dem Schulstoff herumzuschlagen. Stattdessen bereite ich mich auf eine lange Nacht vor, in der ich in meinem Kummer versinken werde, wie man so schön sagt. Und genau das passiert auch. Ungefähr fünfundvierzig Minuten lang tue ich nichts, als die Wand anzustarren. Vielleicht habe ich jetzt den Weltrekord im Wandanstarren? Leider habe ich weder Kraft noch Lust, mich von der Stelle zu rühren und zu googeln, ob es diesen Weltrekord tatsächlich gibt. Also werde ich es wohl nie erfahren.

Was für ein Lama?
    Für den Rest der Woche ging ich Mason und Heather, so gut ich nur konnte, aus dem Weg. Doch selbst nach vier Tagen, in denen ich mich in der Schule fast vollkommen unsichtbar gemacht hatte, war Mason, dem vorbildlichen Schulsprecher, meine Abwesenheit noch nicht einmal aufgefallen. Nicht ein einziges Mal hatte er zum Telefon gegriffen, um zu sehen, wie es dem Mädchen ging, mit dem er noch bis vor fünf Tagen eine Beziehung hatte und dem er den Schock seines Lebens versetzt hatte.
    Es gab keine Anrufe. Nicht einmal eine SMS. Keine E-Mails. Zwischen Mason und mir herrschte totale Funkstille.
    Und dann tauchte er am Freitagnachmittag vor meiner Haustür auf. Um die ganzen »Sachen« auszutauschen, die wir in den vergangenen zwei Jahren beim anderen liegen gelassen hatten. Nein, das ist kein Witz. Die ersten Worte, die ich nach dem Erlebnis im Apartment von ihm hörte, waren: »Ich komme vorbei, um meine Sachen zu holen.«
    Dass ich ihm die Tür vor der Nase zuschlug, kann man mir wirklich nicht zum Vorwurf machen. Auch wenn ich ehrlich gesagt gar nicht wusste, was ich tat. Meine Arme bewegten sich ganz von selbst. Es war so ähnlich wie der Kniereflextest beim Arzt.
    Dann blieb ich noch ein paar Sekunden lang vor der Innenseite der zugeknallten Haustür stehen, rang um Atem und versuchte, das, was gerade geschehen war, zu begreifen. Als mir beides nichtgelang, drehte ich mich um, rannte die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal, und stürzte in mein Zimmer.
    »Wer war das?«, rief Mom aus ihrem Lesesessel im Wohnzimmer.
    »Niemand!«, rief ich eisig

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