Fieses Karma
konzentriere mich voll auf unsere gegenwärtige Aktion gegen Ryan Feldman.
Um eins treffen Angie und ich uns in Jades Mittagspause wieder mit ihr im Restaurant des Einkaufszentrums, um letzte Einzelheiten der heutigen Operation zu besprechen.
»Bist du sicher, dass sie die Karte bekommen hat?«, frage ich Jade und stecke mir eine Fritte in den Mund.
Jade nippt an ihrem Softdrink und nickt. »Ganz sicher«, sagt sie. »Ich habe sie schon vor ein paar Tagen abgeschickt und gestern vor Ryans Spind gehört, wie Leslie sie erwähnt hat.«
Zum Glück für den Karma-Klub ist Jades Spind zufällig nur drei Schließfächer weiter als Ryans. Am Anfang des Schuljahrs war das ein Problem, weil Angie sich aus Angst, ihrem Exfreund über den Weg zu laufen, nicht in die Nähe von Jades Spind wagte. Daher waren wir gezwungen, uns täglich wie ein Wachkommando vor ihrem Spind zu treffen. Doch in letzter Zeit ist es eher ein Vorteil, da Jade in den letzten beiden Wochen mehrere von Ryan Feldmans Unterhaltungen mithören konnte. Eine fand zwischen Ryan und seiner Freundin statt. Sie plante, ihn an diesem Wochenende auf eine ihrer berüchtigten Shoppingtouren mitzuschleifen. Ryan war von der Idee nicht gerade entzückt, doch nachdem Leslie mehrere Minuten lang ununterbrochen gejammert und sich beschwert hatte, dass er sich nie für ihre Hobbys interessiert, gab er schließlich nach und willigte ein, heute mit ihr shoppen zu gehen.
Diese wertvolle Info bildete dann die Grundlage für unsere Mission. Bei ihrer nächsten Schicht schlich sich Jade in das Büro des Geschäftsführers und »borgte« sich eine der Werbepostkarten, die fünfzig Prozent Rabatt auf alles bieten und nur an ausgewählte Kunden verschickt werden. Wir brauchten die Karte nur noch zu adressieren und das heutige Datum als letzte Gelegenheit einzutragen. Wenn Leslie also ihren Fünfzig-Prozent-Rabatt auf die Unterwäsche will, die in Eve’s Dessous angeboten wird, ist heute der Tag dafür.
»Keine Angst«, versichert Jade mir und knüllt das Einwickelpapier ihres Sandwichs zusammen. »Leslie kommt heute garantiert in den Laden und schleppt Ryan mit.« Sie ahmt die Stimme des »Paten« aus dem gleichnamigen Film nach und sagt: »Es war ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnte.«
»Gut«, erwidere ich. »Und was sollen Angie und ich tun?«
»Na ja«, überlegt Jade laut, »Angie muss unsichtbar bleiben. Wenn Ryan sie am Tatort sieht, wird er sofort merken, dass etwas nicht stimmt.«
Angie nickt. »Sie hat recht. Ich werde mich im gegenüberliegenden Geschäft aufhalten und euch eine SMS schicken, wenn ich sehe, dass sie zu Eve’s Dessous gehen.«
»Gute Idee«, sagt Jade und nickt Angie so gönnerhaft zu wie eine echte Prinzessin. Dann wendet sie sich mir zu. »Und was dich betrifft: Du kannst im Laden Wache halten. Ich brauche ein extra Augenpaar dadrin. Ich muss ja trotzdem meinen Job machen und kann deswegen Ryan nicht ständig im Auge behalten.«
»Kein Problem.«
»Aber halte dich aus ihrem Blickfeld raus. Leslie weiß genau, wer du bist, und wenn sie dich erkennt und womöglich nochgroßartig begrüßt, wird sie sich an dich erinnern. Und das ist gar nicht gut.«
»Verstanden«, sage ich.
Jade sieht auf die Uhr. »Okay, ich geh jetzt lieber wieder in den Laden. Sie haben sich um zwei verabredet. Ihr beide solltet auch so schnell wie möglich von hier verschwinden und euch in Position bringen, falls sie überpünktlich sind. Schließlich wollen wir vorbereitet sein.«
Zwanzig Minuten später ducke ich mich zwischen die Ständer voller BHs und Höschen und versuche, möglichst unauffällig zu wirken, als mein Handy anfängt zu vibrieren. Ich hole es aus der Tasche und lese die SMS auf dem Display. Sie ist von Angie. Sie kommen rein.
Hastig blicke ich auf den Eingang und sehe Leslie und Ryan auf mich zukommen. Ich drehe schnell den Kopf weg, öffne die nächstbeste Schublade und tue so, als sei ich damit beschäftigt, einen Stütz-BH in meiner Größe zu finden. Die, wenn man von dem Inhalt der geöffneten Schublade ausgeht, irgendwo zwischen Körbchengröße 80D und 95 DD anzusiedeln ist. Toll.
Ich stopfe mein Handy in die Tasche und schaue mir prüfend ein paar der BHs an, bemüht, wie eine ganz normale Kundin zu wirken. Dann werfe ich einen beiläufigen Blick über die linke Schulter und sehe, wie Leslie, mit drei Einkaufstüten bepackt, die knappen Bikinis auf einem Tisch begutachtet, während Ryan daneben im Abseits steht. Er wirkt äußerst
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