Fieses Karma
Rachefeldzug durchzieht.
Als Erstes werde ich in der Cafeteria die neue Mitarbeiterin befragen, die Jade gestern das verdorbene Chili gegeben hat. Während ich in der Mittagspause über den Flur zur Cafeteria gehe, überlege ich mir eine Liste von Tatverdächtigen und ihre möglichen Motive.
VERDÄCHTIGE NR. 1: Heather Campbell – Irgendwie hat sie herausgefunden, dass ihre Aknesalbe gegen die Haarspülung-Vaseline-Mischung ausgetauscht worden ist, die Aktion mit uns in Verbindung gebracht und beschlossen, ihren eigenen boshaften Rachefeldzug zu starten.
VERDÄCHTIGER NR. 2: Mason Brooks – Er hat den Namen Catherine Linton recherchiert und herausgefunden, dass sie eine Romanfigur aus einem meiner Lieblingsbücher ist und dadurch den ganzen Skandal, einschließlich der Weiterleitung seines Betrugs, zu mir zurückverfolgt.
VERDÄCHTIGER NR. 3: Ryan Feldman – Während einer Sitzung beim Hypnosespezialisten wurde ihm bewusst, dass er mich an den BH-Ständern in Eve's Dessous gesehen hat, während ich dort verdächtig herumkroch, und deshalb bringt er jetzt die Anzeige wegen Ladendiebstahl in Verbindung mit mir und seiner Exfreundin Angie.
VERDÄCHTIGER NR. 4: Seth Taylor – Nachdem er eine der Frauen, die unbedingt mit ihm ins Bett wollte, aufgespürt hat, hat er sie an einem Stuhl festgebunden und unter Folter dazu gebracht zuzugeben, dass sie ihn aus einem Singleportal im Internet kennt. Dann hat er eines dieser Computergenies, die für den CIA arbeiten, beauftragt, die im Profil angegebene E-Mail-Adresse ausfindig zu machen, und hat sie so zum Internetanschluss von Jades Vaters zurückverfolgt.
Klar sind manche dieser Szenarien ein wenig unwahrscheinlicher als andere, doch ich bin fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen. Falls uns jemand auf die Schliche gekommen ist, muss er gestoppt werden. Ich werde ihm zwar keine Betonblöcke an die Füße binden und ihn in die San Francisco Bay stoßen, aber doch vernünftig mit ihm reden und versuchen, ihn dazu zu bringen, damit aufzuhören.
In der Cafeteria sieht alles so aus wie immer. Die üblichen Kantinendamen teilen wie immer die Hamburger, Makkaroni mit Käse und ziemlich verdächtig aussehende Tacos mit Hackfleischfüllung aus. Ich nehme mir ein Tablett vom Stapel und stelle mich an. Ich bemühe mich, unauffällig zu wirken und so zu tun, als wäre ich nur eine hungrige Schülerin, die sich überlegt, welche köstliche Delikatesse sie heute bestellen soll. Doch in Wirklichkeit behalte ich die Küche im Auge und versuche herauszufinden, ob eine neue Mitarbeiterin darunter ist. Aber wie zum Teufel soll ich wissen, wer hier neu ist? Schließlich komme ich nicht regelmäßig in die Kantine. Ich bringe mir immer Essen von zu Hause mit. Und jetzt, da ich die Makkaroni mit Käse riechen kann, weiß ich auch wieder, warum.
Ich entschließe mich zu einer direkteren Vorgehensweise. »Hallo«, sage ich zu der Angestellten, die ungeduldig auf meine Menüauswahl wartet. »Wo ist denn die Neue, die gestern hier war?«
Die Frau starrt mich an, ohne mit der Wimper zu zucken. Eine Minute lang glaube ich schon, sie wird überhaupt keine Antwort geben, doch dann sagt sie: »Sie wurde gefeuert.«
Ich blinzle verständnislos. »Warum denn das?«
»Sie hat gleich an ihrem ersten Tag eine Schüssel Chili verdorben. Ein paar Schüler sind davon krank geworden. Deswegen musste sie gehen.«
Na, da haben wir es ja. Die Schuldige wurde entlarvt. Doch die Info hilft mir nicht allzu viel weiter, da ich das verdorbeneEssen mit keinem meiner Tatverdächtigen in Verbindung bringen kann. Ich überlege, was einer der Detectives in meiner Lieblings-Crime-Serie jetzt tun würde. Mit Sicherheit würde er weitere Fragen stellen. Also tue ich genau das.
»Hmmm«, sage ich gedehnt, während ich die Auswahl an Mahlzeiten betrachte. »Alles sieht so lecker aus, dass mir die Entscheidung echt schwerfällt.«
Meine Bemerkung amüsiert die Frau eindeutig nicht. »Na, dann mach mal hinne. Du hältst alle auf.«
Ich nicke. »Die Makkaroni mit Käse sehen köstlich aus. Können Sie sich vielleicht noch an irgendwas erinnern, was die Frau angeht, die gestern gefeuert wurde?«
Die Serviererin wirft mir einen ganz komischen Blick zu, so als könnte ich eines der behinderten Kinder sein, mit denen sie besonders geduldig und verständnisvoll umgehen soll. Wie es aussieht, kommt mir das zugute, denn sie antwortet: »Sie hieß Leanne irgendwas. Sie wollte nur einmal die Woche hier arbeiten,
Weitere Kostenlose Bücher