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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Graf.
    «In die Küche», sagte Brett.
    «Stellen Sie es da hinein», sagte der Graf. «Und dann gehn Sie runter und holen das Eis.» Er stand auf und kümmerte sich um den Korb in der Küchentür. «Ich glaube, der Wein wird Ihnen schmecken», sagte er. «Ich weiß, wir haben jetzt bei uns in den Staaten keine große Chance, gute Weinkenner zu werden, aber ich bekam diesen hier von einem Freund, der in der Branche ist.»
    «Ach, Sie haben immer jemand in der Branche», sagte Brett.
    «Der Kerl hat Weinberge. Tausende von Morgen.»
    «Wie heißt er?» fragte Brett. «Veuve Cliquot?»
    «Nein», sagte der Graf. «Mumm. Er ist Baron.»
    «Ist es nicht einfach herrlich», sagte Brett, «daß wir alle adlig sind? Wieso hast du keinen Adel, Jake?»
    «Ich versichere Ihnen, mein Herr», sagte der Graf und legte seine Hand auf meinen Arm, «es hilft einem überhaupt nichts. Meistens kostet es einen Geld.»
    «Das weiß ich nicht. Manchmal ist es auch verdammt nützlich», sagte Brett.
    «Na, mir hat’s noch keinerlei Annehmlichkeiten eingebracht.»
    «Weil Sie es nicht richtig benutzen… Ich hab schon verdammt viel Kredit darauf gehabt.»
    «Setzen Sie sich doch, bitte, Graf», sagte ich. «Geben Sie mir Ihren Stock.»
    Der Graf sah über den Tisch unter dem Gaslicht zu Brett hinüber. Sie rauchte eine Zigarette und schnellte die Asche auf den Teppich. Sie sah, daß ich es bemerkte.
    «Hör mal, Jake, ich will dir nicht deine Teppiche ruinieren. Kann man hier vielleicht einen Aschbecher bekommen?»
    Ich fand ein paar Aschbecher und verteilte sie. Der Chauffeur erschien mit einem Eimer voll gesalzenen Eises. «Stellen Sie zwei Flaschen kalt, Henry», rief der Graf.
    «Sonst etwas, Herr Graf?»
    «Nein. Warten Sie unten mit dem Wagen.» Er wandte sich an Brett und mich. «Nicht wahr, wir fahren nachher zum Essen ins Bois?»
    «Wenn Sie wollen», sagte Brett. «Ich kann nichts essen.»
    «Ich bin immer für gutes Essen zu haben», sagte der Graf.
    «Soll ich den Wein reinbringen, Herr Graf?» fragte der Chauffeur.
    «Ja. Bringen Sie ihn rein, Henry», sagte der Graf. Er zog eine schwere, schweinslederne Zigarrentasche heraus und bot mir an. «Wollen Sie mal eine richtige amerikanische Zigarre probieren?»
    «Danke», sagte ich. «Ich will meine Zigarette aufrauchen.»
    Er schnitt die Spitze seiner Zigarre mit einem goldenen Abschneider ab, den er an einem Ende seiner Uhrkette trug.
    «Ich hab’s gern, wenn eine Zigarre wirklich zieht», sagte der Graf. «Die Hälfte aller Zigarren, die man raucht, zieht nicht richtig.»
    Er steckte die Zigarre an, paffte und sah über den Tisch hinüber auf Brett.
    «Und wenn Sie erst geschieden sind, Lady Ashley, dann werden Sie keinen Titel mehr haben.»
    «Nein, wie schade!»
    «Nein», sagte der Graf. «Sie brauchen keinen Titel. Sie sind große Klasse durch und durch.»
    «Danke, furchtbar liebenswürdig von Ihnen.»
    «Ich ziehe Sie nicht auf.» Der Graf blies eine Dampfwolke ins Zimmer. «Sie haben mehr Klasse, als ich je an irgend jemand gesehen habe. Sie haben sie ganz einfach.»
    «Danke», sagte Brett. «Mama wäre glücklich. Könnten Sie es nicht, bitte, aufschreiben? Dann kann ich es ihr per Post einschicken.»
    «Ich würde es ihr auch sagen», antwortete der Graf. «Ich ziehe Sie nicht auf. Ich ziehe nie jemand auf. Ziehen Sie die Leute auf, und Sie machen sie sich zu Feinden. Das habe ich immer bestätigt gefunden.»
    «Das stimmt», sagte Brett. «Sie haben furchtbar recht. Ich ziehe alle Leute auf und hab in der ganzen Welt nicht einen einzigen Freund außer Jake.»
    «Weil Sie ihn nicht aufziehen.»
    «Stimmt.»
    «Tun Sie’s jetzt?» fragte der Graf. «Ziehen Sie ihn jetzt auf?»
    Brett sah mich an und hatte lauter kleine Fältchen um die Augen.
    «Nein», sagte sie, «ich würde ihn nie aufziehen.»
    «Sehen Sie», meinte der Graf, «Sie ziehen ihn nicht auf.»
    «Das ist aber eine verflucht langweilige Unterhaltung», sagte Brett. «Wie ist es mit dem Champagner?»
    Der Graf langte hinunter und drehte die Flaschen in dem blanken Kübel.
    «Noch nicht kalt genug. Sie trinken immer, meine Liebe. Warum reden Sie nicht mal?»
    «Ich hab schon verdammt viel geschwatzt. Ich hab mich gegen Jake einfach vollkommen ausgesprochen.»
    «Ich würde Sie so gern mal wirklich reden hören, meine Liebe. Wenn Sie sich mit mir unterhalten, beenden Sie Ihre Sätze nie.»
    «Das überlaß ich Ihnen. Lasse sie jeden nach eigenem Gutdünken beenden.»
    «Ein sehr interessantes System»,

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