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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Gewühl, und Brett ging in die Garderobe.
    «Brett will gehen», sagte ich zu dem Grafen. Er nickte. «So? Recht so. Nehmen Sie den Wagen. Ich bleib noch ein bißchen, Mr. Barnes.»
    Wir schüttelten einander die Hand.
    «Es war furchtbar nett», sagte ich. «Erlauben Sie mir doch bitte, dies zu begleichen.» Ich zog einen Schein aus der Brieftasche.
    «Mr. Barnes, seien Sie nicht so komisch», sagte der Graf.
    Brett kam in ihrem Abendcape an den Tisch. Sie küßte den Grafen und hielt ihre Hand auf seine Schulter, um ihn am Aufstehen zu hindern. Als wir gingen, sah ich zurück; bei ihm saßen drei Mädchen am Tisch. Wir stiegen in den großen Wagen. Brett gab dem Chauffeur die Adresse ihres Hotels.
    «Nein, komm nicht mit herauf», sagte sie, als wir an ihrem Hotel hielten. Sie hatte geklingelt, und die Tür wurde aufgeschlossen.
    «Wirklich nicht?»
    «Nein, bitte.»
    «Gute Nacht, Brett», sagte ich. «Es tut mir leid, daß du dich so elend fühlst.»
    «Gute Nacht, Jake. Gute Nacht, Liebling, ich will dich nicht wiedersehen.» Wir küßten uns in der Tür. Sie stieß mich weg. Wir küßten uns noch einmal. «Nicht», sagte Brett.
    Sie drehte sich schnell um und ging ins Hotel. Der Chauffeur fuhr mich in meine Wohnung. Ich gab ihm 20 Francs, worauf er an seine Mütze griff, «Gute Nacht, Sir» sagte und wegfuhr. Ich klingelte. Die Tür wurde geöffnet, ich ging hinauf und ins Bett.

Zweites Buch
1
    Ich sah Brett erst wieder nach ihrer Rückkehr aus San Sebastian.
    Sie hatte eine Karte mit einem Bild der Concha geschrieben, folgenden Inhalts: «Lieber. Sehr ruhig und erholend. Tausend Grüße für alle. Brett.»
    Auch Robert Cohn sah ich nicht. Ich hörte, daß Frances nach England abgereist war, und hatte einen Brief von Cohn mit der Nachricht, daß er für ein paar Wochen aufs Land ginge; er wüßte selbst noch nicht wohin, aber daß er mich an die Angeltour in Spanien, über die wir im letzten Winter gesprochen hatten, erinnern wolle. Ich könne ihn immer – wie er mir schrieb – über seine Bank erreichen.
    Brett war weg. Cohns Sorgen belästigten mich nicht mehr. Ich war ganz froh, daß ich nicht Tennis spielen mußte, es gab reichlich viel zu arbeiten. Ich ging oft zum Rennen, aß mit Freunden und schob auch mal Überstunden im Büro ein, arbeitete ein bißchen vor, so daß ich alles in der Obhut meiner Sekretärin zurücklassen konnte, wenn Bill Gorton und ich Ende Juni nach Spanien reisen würden. Bill Gorton kam an, nahm ein paar Tage mit meiner Wohnung vorlieb und fuhr dann nach Wien. Er war quietschvergnügt und sagte, die Staaten seien herrlich. New York sei herrlich. Eine fabelhafte Theatersaison und eine ganze Blütenlese neuer junger, leichter Schwergewichtler. Jeder einzelne von ihnen hatte eine Zukunft vor sich, brauchte nur Gewicht zuzulegen und Dempsey in die Tasche zu stecken. Bill war sehr glücklich. Sein letztes Buch hatte ihm eine Masse Geld eingebracht, und er würde noch viel mehr machen. Wir amüsierten uns glänzend, während er in Paris war, und dann fuhr er nach Wien. Er plante, in drei Wochen zurückzukommen, und dann wollten wir nach Spanien aufbrechen, um vor der Fiesta in Pamplona noch ordentlich zum Angeln zu kommen. Er schrieb, Wien sei herrlich. Dann eine Karte aus Budapest: «Jake, Budapest ist herrlich.» Dann bekam ich ein Telegramm: «Montag zurück.»
    Montag abend tauchte er in der Wohnung auf. Ich hörte das Taxi unten anhalten, ging ans Fenster und rief hinunter. Er winkte und kam mit seinem Gepäck die Treppe herauf. Ich begegnete ihm mitten auf der Treppe und nahm ihm eine seiner Reisetaschen ab.
    «Na», sagte ich, «das muß ja eine fabelhafte Reise gewesen sein.»
    «Fabelhaft», sagte er. «Budapest ist einfach fabelhaft.»
    «Na, und Wien?»
    «Nicht so, Jake, nicht ganz so gut. Es schien besser, als es war.»
    «Wie meinst du das?» Ich holte Gläser und ein Siphon.
    «Besoffen, Jake, war besoffen.»
    «Seltsam. Na, trink lieber was.»
    Bill rieb seine Stirn. «Etwas ganz Merkwürdiges», sagte er. «Weiß gar nicht mehr, wie es passiert ist. Ist plötzlich passiert.»
    «Lange angehalten?»
    «Vier Tage, Jake, vier Tage angehalten.»
    «Wo warst du?»
    «Keine Ahnung. Schrieb dir eine Postkarte. Erinnere mich absolut deutlich daran.»
    «Und sonst noch was getan?»
    «Nicht ganz sicher. Schon möglich.»
    «Also los. Erzähl mal.»
    «Besinn mich auf nichts. Hab dir alles erzählt, was ich noch weiß.»
    «Also los. Trink das und erinnere dich.»
    «Erinnere

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