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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Rosen mitzubringen.»
    «Gib sie mir.» Brett nahm sie. «Hol mir ein bißchen Wasser, Jake.» Ich füllte den großen, irdenen Krug in der Küche mit Wasser, und Brett stellte die Rosen hinein und stellte ihn in die Mitte des Eßzimmertischs.
    «Donnerwetter, hatten wir einen Tag.»
    «Du besinnst dich nicht, daß du mit mir im Crillon eine Verabredung hattest?»
    «Wirklich? Da muß ich einfach blau gewesen sein.»
    «Sie waren vollkommen betrunken, meine Liebe», sagte der Graf.
    «Wahrhaftig? Und der Graf hat sich wie ein Fels bewährt.»
    «Du hast ja bei der Concierge einen phantastischen Stein im Brett.»
    «Na und ob. Hab ihr 200 Francs gegeben.»
    «Sei nicht so blödsinnig.»
    «Sein Geld», sagte sie und nickte zu dem Grafen hinüber.
    «Ich fand, man mußte ihr für die letzte Nacht doch eine Kleinigkeit geben. Es war sehr spät.»
    «Er ist fabelhaft», sagte Brett. «Er besinnt sich auf alles, was passiert ist.»
    «Sie ja auch, meine Liebe.»
    «Komisch», sagte Brett, «wer möchte denn das eigentlich? Aber, Jake, kriegen wir nun was zu trinken oder nicht?»
    «Hol du’s doch, ja? In der Zeit zieh ich mich an. Du weißt ja, wo’s steht.»
    Während ich mich anzog, hörte ich, wie Brett Gläser und ein Siphon hinstellte und wie sie sich unterhielten. Ich zog mich langsam, auf dem Bett sitzend, an. Ich fühlte mich müde und zerschlagen. Brett kam ins Zimmer, mit einem Glas in der Hand, und setzte sich auf mein Bett.
    «Was ist los, Liebling? Fühlst du dich elend?»
    Sie küßte mich kühl auf die Stirn.
    «O Brett, ich liebe dich so.»
    «Lieber», sagte sie, und dann: «Soll ich ihn wegschicken?»
    «Nein, er ist nett.»
    «Ich schicke ihn weg.»
    «Nein, nicht.»
    «Doch, ich schick ihn weg.»
    «Das kannst du doch nicht einfach.»
    «Werden wir ja sehen. Bleib hier. Ich sag dir, er ist verrückt nach mir.»
    Sie hatte das Zimmer verlassen. Ich lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett. Mir war hundeelend. Ich hörte sie sprechen, aber ich hörte nicht zu. Brett kam herein und setzte sich auf mein Bett.
    «Armes, Liebes.» Sie streichelte meinen Kopf.
    «Was hast du ihm gesagt?» Ich lag mit abgewandtem Gesicht da. Ich wollte sie nicht sehen.
    «Hab ihn nach Champagner geschickt. Macht ihm Riesenspaß, Champagner zu kaufen.»
    Dann später: «Geht’s dir jetzt besser, Liebling? Ist der Kopf besser?»
    «Ja, besser.»
    «Lieg nur ruhig. Er ist ans andere Ende der Stadt gefahren.»
    «Brett, könnten wir nicht zusammen leben? Könnten wir nicht einfach zusammen leben?»
    «Ich glaube nicht. Ich würde dich mit jedem betrügen. Das könntest du nicht aushalten.»
    «Ich halt’s doch jetzt aus.»
    «Das wäre doch anders. Es ist meine Schuld, Jake. Ich bin nun mal so.»
    «Könnten wir nicht für kurze Zeit aufs Land gehen?»
    «Hätte nicht viel Sinn. Wenn du willst, ja. Aber ich kann nicht friedlich auf dem Land leben. Selbst nicht mit einem Liebhaber.»
    «Ich weiß.»
    «Zu gemein, nicht? Hat auch gar keinen Sinn, daß ich dir sage, daß ich dich liebhabe.»
    «Du weißt, daß ich dich liebe.»
    «Komm, sprich nicht mehr. Reden ist ja nur Quatsch. Ich fahr weg von hier, und dann kommt Michael zurück.»
    «Warum willst du wegfahren?»
    «Besser für dich, besser für mich.»
    «Wann fährst du?»
    «Sobald ich kann.»
    «Wohin?»
    «San Sebastian.»
    «Können wir nicht zusammen fahren?»
    «Nein, das wäre wahnsinnig, nachdem wir gerade all das besprochen haben.»
    «Wir waren uns doch nicht einig.»
    «Ach, du weißt’s genausogut wie ich. Sei nicht eigensinnig, Liebling.»
    «Ja, gewiß doch», sagte ich, «natürlich hast du recht. Mir ist nur so scheußlich zumute, und wenn mir so scheußlich ist, rede ich immer wie ein Idiot.»
    Ich setzte mich auf, legte mich vornüber, fand meine Schuhe neben dem Bett und zog sie an. Ich stand auf.
    «Mach nicht solch ein Gesicht, Liebling.»
    «Was soll ich denn für ein Gesicht machen?»
    «Ach, sei nicht so dumm. Ich reise morgen.»
    «Morgen?»
    «Ja, hab ich’s nicht gesagt? Ja.»
    «Komm also, laß uns was trinken. Der Graf wird gleich zurück sein.»
    «Ja, müßte er eigentlich. Weißt du, er ist ganz hervorragend im Champagnerkaufen. Das bedeutet wer weiß was für ihn.»
    Wir gingen ins Eßzimmer. Ich nahm die Cognacflasche und goß Brett einen ein und dann auch mir. Es klingelte. Ich ging zur Tür, und da stand der Graf und hinter ihm stand der Chauffeur mit einem Korb voll Champagner.
    «Bitte, wo soll er ihn hinstellen?» fragte mich der

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