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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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viel.
    Später gingen wir ins Café und sahen zu, wie die Fiesta ihren Höhepunkt erreichte. Brett kam bald nach dem Lunch. Sie sagte, sie hätte ins Zimmer hineingesehen, und Mike hätte geschlafen.
    Als die Fiesta überkochte und alle sich nach der Arena aufmachten, gingen wir mit der Menge mit. Brett saß in der ersten Reihe zwischen Bill und mir. Direkt unter uns war der callejon, der Durchgang zwischen den Tribünen und dem roten Geländer, der barrera. Hinter uns füllten sich langsam die Tribünen aus Beton. Vor uns, jenseits des roten Geländers, dehnte sich der glattgerollte gelbe Sand. Er sah ein bißchen schwer aus vom Regen, aber in der Sonne war er trocken und glatt und fest. Die Degenträger und Arenadiener kamen den callejon herunter und trugen die strohgeflochtenen Körbe mit Kampf- capas und muletas auf ihren Schultern. Sie waren, blutbefleckt und fest zusammengefaltet, in den Körben verpackt. Die Degenträger öffneten die schweren, ledernen Degenbehälter, so daß man die rotumwickelten Gefäße des Degenbündels sehen konnte, als die ledernen Behälter gegen das Geländer lehnten. Sie entfalteten die dunkelgefleckten roten Flanells der muletas und befestigten Stäbe an ihnen, um den Stoff zu spannen und dem Matador eine Handhabe zu geben. Brett beobachtete alles. Sie ging vollkommen in den technischen Einzelheiten auf.
    «Er hat auf allen capas und muletas seinen Namen», sagte sie. «Warum nennt man sie muletas?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Ob sie je gewaschen werden?»
    «Ich glaube nicht. Vielleicht würde es die Farbe verderben.»
    «Das Blut muß sie ganz steif machen», sagte Bill.
    «Komisch», sagte Brett. «Daß einem das Blut nichts ausmacht.»
    Unten in dem engen Durchgang des callejon bereiteten die Degenträger alles vor. Alle Plätze waren besetzt. Oben waren alle Logen voll. Außer in der Loge des Präsidenten war kein einziger freier Platz. Wenn er kam begann der Kampf. Jenseits des Sandes, in dem hohen Torweg, der in die Corrals führte, standen die Stierkämpfer, ihre Arme in die capas eingerollt. Sie sprachen miteinander und warteten auf das Signal, um durch die Arena zu marschieren. Brett beobachtete sie durch den Fernstecher.
    «Hier, willst du mal sehen?»
    Ich sah durch das Glas und sah die drei Matadore. Romero stand in der Mitte, Belmonte links und Marcial rechts von ihm. Hinter ihnen standen ihre Leute in dem Torweg, und auf dem freien Stück des Corrals sah ich die Picadores. Romero trug einen schwarzen Anzug. Sein Dreispitz saß ihm tief im Gesicht. Ich konnte sein Gesicht unter seinem Hut nicht deutlich erkennen, aber es schien schlimm zugerichtet. Er sah geradeaus. Marcial rauchte behutsam eine Zigarette, die er in der Hand hielt. Belmonte sah geradeaus mit kränklichem gelbem Gesicht, seinen langen Wolfskiefer vorgestreckt. Er sah gar nichts. Weder er noch Romero schienen mit all den Leuten um sie herum das geringste zu tun zu haben. Sie waren ganz allein. Der Präsident kam herein; über uns auf der großen Tribüne klatschte man, und ich gab Brett den Fernstecher. Es gab Applaus. Die Musik setzte ein. Brett sah durch das Glas.
    «Hier, nimm es», sagte sie.
    Durch das Glas sah ich, wie Belmonte sich mit Romero unterhielt. Marcial reckte sich und ließ seine Zigarette fallen, und gerade vor sich hin sehend, die Köpfe zurückgeworfen, ihre freien Arme schwingend, kamen die drei Matadore herein. Hinter ihnen kam die ganze Prozession, sich weit auseinanderfaltend, alle im Schritt gehend, mit umgerollten capas, die freien Arme schwingend, und dahinter ritten die Picadores, die ihre Piken wie Lanzen hielten. Hinter dem allen kamen zwei Züge mit Maultieren und die Arenadiener. Die Matadore verneigten sich vor der Präsidentenloge, wobei sie ihre Hüte festhielten, und kamen dann hinüber an die harrera, wo wir saßen. Pedro Romero nahm seine schwere capa aus Goldbrokat ab und reichte sie seinem Degenträger über das Geländer. Er sagte etwas zu dem Degenträger. Dicht unter uns sahen wir Romeros geschwollene Lippen und blutunterlaufene Augen. Der Degenträger nahm die capa, sah zu Brett empor, kam zu uns heran und reichte uns die capa.
    «Breite sie vor dir aus», sagte ich.
    Brett beugte sich vornüber. Die capa war schwer und ganz glatt und steif, mit Gold durchwirkt. Der Degenträger sah zurück, schüttelte den Kopf und sagte etwas. Ein Mann neben mir beugte sich zu Brett hinüber und sagte:
    «Er will nicht, daß Sie sie ausbreiten. Sie sollen sie zusammenfalten

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