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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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messen, und er hatte gewußt, daß die Aufrichtigkeit seiner Kampfesweise so von der falschen Ästhetik der Stierkämpfer dieser dekadenten Periode abstach, daß seine Gegenwart in der Arena allein schon genügen würde. Sein Wiederauftreten war durch Romero verdorben worden. Romero tat all das weich, ruhig und schön und ständig, was er sich nur noch in seltenen Augenblicken abringen konnte. Die Menge fühlte das; selbst die Leute aus Biarritz, selbst der amerikanische Botschafter sahen es endlich. Dies war ein Wettkampf, in dem Belmonte nicht mitmachen würde; das konnte für ihn nur mit einer schlimmen Hornverwundung oder mit dem Tod enden. Belmonte fühlte sich nicht mehr wohl genug dazu. Seine größten Augenblicke in der Arena waren vorbei. Er war seiner großen Augenblicke nicht mehr sicher. Es war nicht mehr dasselbe wie früher, und das Leben glühte nur noch manchmal lodernd auf. Er hatte noch ganz große Momente mit den Stieren, aber sie waren wertlos, da er sie bereits vorher dadurch entwertet hatte, daß er sich die Stiere nach ihrer Ungefährlichkeit aussuchte, wenn er aus seinem Auto stieg, sich über den Zaun beugte, sich die Herde auf der Ranch seines Freundes, des Stierzüchters, besah. So hatte er sich zwei leicht zu handhabende kleine Stiere mit kleinen Hörnern ausgesucht, und gerade als er durch die Schmerzen, die er stets hatte, die alte Größe wiederkommen fühlte, war sie bereits entwertet und vorverkauft und machte ihn nicht stolz und glücklich. Es war die Größe, aber der Kampf war für ihn nichts Großes, Wunderbares mehr.
    Pedro Romero hatte die Größe. Er focht leidenschaftlich gern, und ich glaube, er liebte die Stiere, und ich glaube, er liebte Brett.
    Sobald er die Lage bestimmen konnte, kämpfte er genau unter ihren Augen den ganzen Nachmittag und es gab ihm Kraft. Aber nicht einmal sah er zu ihr empor. Dadurch verstärkte er das Gefühl und tat es nicht nur für sie, sondern auch für sich. Dadurch, daß er nicht hinaufsah, um zu sehen, ob es ihr gefiel, tat er es innerlich ganz für sich, und trotzdem tat er es auch für sie. Aber er tat es für sie ganz ohne eigene Schwächung. Er wurde den ganzen Nachmittag hindurch besser und besser.
    Sein erstes quite war direkt unter uns. Die drei Matadore nehmen den Stier einer nach dem andern, nach jedem Angriff, den er auf einen Picador macht. Belmonte kam zuerst daran. Marcial als zweiter. Dann kam Romero. Alle drei standen links vom Pferd. Der Picador, den Hut über die Augen gezogen, seine Pike scharf gegen den Stier richtend, gab dem Pferd die Sporen, und mit den Zügeln in der linken Hand drängte er das Pferd vorwärts dem Stier entgegen. Der Stier beobachtete. Es schien, als ob er das weiße Pferd beobachtete, aber in Wirklichkeit beobachtete er die dreieckige stählerne Spitze der Pike. Romero, der hinsah, bemerkte, wie der Stier den Kopf wandte. Er wollte nicht angreifen. Romero schwang seine capa so, daß die Augen des Stiers die Farbe sahen. Der Stier griff an, fand statt des Farbflecks ein weißes Pferd, und ein Mann beugte sich weit über das Pferd, stieß die Stahlspitze seiner langen Lanze aus Walnußholz in den Muskelberg der Schulter des Stiers und riß sein Pferd zur Seite, als er sich um die Pike drehte, verwundete ihn, indem er das Eisen tiefer in die Schulter des Stiers hineinstieß, und ließ ihn für Belmonte bluten.
    Der Stier bestand unter dem Eisen nicht weiter auf seinem Plan. Er wollte gar nicht wirklich an das Pferd heran. Er drehte, und die Gruppe fiel auseinander, und Romero nahm ihn mit seiner capa hinweg. Er nahm ihn sanft und behutsam hinweg und hielt dann inne, stand unmittelbar vor dem Stier und bot ihm die capa. Der Schwanz des Stiers ging in die Höhe, und er griff an. Romero bewegte seine Arme kreisförmig über dem Stier mit geschlossenen Füßen. Die feuchte, sandbeschwerte capa öffnete sich weit und voll, wie ein Segel sich füllt, und Romero drehte sich damit genau vor dem Kopf des Stiers. Zum Schluß standen sie sich wieder gegenüber. Romero lächelte. Der Stier verlangte es noch einmal, und der Wind blies Romeros capa wieder auf, diesmal auf der anderen Seite. Jedesmal ließ er den Stier so dicht vorbeikommen, daß der Stier, der Mann und die capa, die sich mit Wind füllte und vor dem Stier drehte, eine scharfumrissene Gruppe bildeten. Alles war ganz langsam und kontrolliert. Es schien, als ob er den Stier in den Schlaf wiegen wollte. Er machte vier solche veronicas und endete mit einer

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