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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Nachbarn umfaßt hielten, ihre rauhstimmigen Lieder.
    «Da kommt Brett», sagte Bill.
    Ich sah auf und sah, wie sie durch die Menge auf dem Platz mit hocherhobenem Kopf ging, ganz so, als ob die Fiesta ihr zu Ehren veranstaltet worden sei und sie sie hübsch und amüsant fände.
    «Hallo, Jungs», sagte sie. «Donnerwetter, hab ich einen Durst.»
    «Noch ein großes Bier», sagte Bill zum Kellner.
    «Garnelen?»
    «Ist Cohn fort?» fragte Brett.
    «Ja», sagte Bill. «Er hat sich einen Wagen gemietet.»
    Das Bier kam. Brett wollte den Bierkrug heben, aber ihre Hand zitterte. Sie sah es und lächelte. Sie beugte sich vornüber und nahm einen großen Schluck.
    «Ausgezeichnetes Bier.»
    «Sehr gut», sagte ich. Ich war wegen Mike nervös, ich glaubte nicht, daß er geschlafen hatte. Er mußte die ganze Zeit getrunken haben, aber er schien sich in der Gewalt zu haben.
    «Ich hab gehört, daß Cohn dir weh getan hat, Jake», sagte Brett.
    «Nein. Er hat mich k. o. geschlagen, das war alles.»
    «Aber Pedro Romero hat er schlimm mitgespielt», sagte Brett. «Er hat ihm furchtbar weh getan.»
    «Wie geht’s ihm denn jetzt?»
    «Nachmittags wird er wieder in Ordnung sein. Er will bis dahin in seinem Zimmer bleiben.»
    «Sieht er böse aus?»
    «Sehr. Er hat wirklich was abbekommen. Ich hab ihm gesagt, ich wollte nur mal rausgehen und euch Jungens einen Augenblick sprechen.»
    «Wird er kämpfen können?»
    «Aber wie. Wenn es euch recht ist, gehn wir zusammen.»
    «Wie geht’s denn deinem Freund?» fragte Mike. Er hatte all das, was Brett gesagt hatte, nicht gehört.
    «Brett hat jetzt einen Stierkämpfer», sagte er. «Sie hatte einen Juden, der Cohn hieß, aber er erwies sich als zu unerfreulich.»
    Brett stand auf.
    «Ich werd mir nicht deinen Quatsch mit anhören, Michael», sagte sie.
    «Wie geht’s denn deinem Freund?»
    «Glänzend», sagte Brett. «Beobachte ihn nur heute nachmittag.»
    «Brett hat einen Stierkämpfer», sagte Mike. «Einen wunderschönen, beschissenen Stierkämpfer.»
    «Würdest du wohl mit mir rübergehen, Jake? Ich möchte dich gern sprechen.»
    «Erzähl ihm nur alles über deinen Stierkämpfer», sagte Mike. «Zum Teufel mit deinem Stierkämpfer!» Er kippte den Tisch um, so daß alle Biergläser und die Schüsseln mit den Garnelen mit großem Krach zu Boden fielen.
    «Komm», sagte Brett. «Komm hier weg.»
    Als wir über den gedrängt vollen Platz gingen, sagte ich zu ihr: «Wie ist es?»
    «Ich werde ihn nach dem Mittagessen bis zum Kampf nicht sehen. Seine Leute kommen dann und ziehen ihn an. Er sagt, sie wären sehr böse auf mich.»
    Brett strahlte. Sie war glücklich. Die Sonne schien; es war ein heller Tag.
    «Ich fühl mich wie neugeboren», sagte Brett. «Du hast keine Ahnung, Jake!»
    «Irgendwas, was ich für dich tun kann?»
    «Nein, geh nur mit mir nachher zum Kampf.»
    «Sieht man dich zum Lunch?»
    «Nein. Ich esse mit ihm.»
    Wir standen unter den Arkaden am Eingang des Hotels. Tische wurden hinausgetragen und unter den Arkaden gedeckt.
    «Wollen wir einen Spaziergang durch den Park machen?» fragte Brett. «Ich will jetzt noch nicht raufgehen. Ich denke, er wird schlafen.»
    Wir gingen am Theater vorüber, an den Marktständen vorbei, verließen den Platz und bewegten uns mit der Menge zwischen den Buden. Wir kamen in eine Straße, die zum Paseo de Sarasate führte. Wir konnten dort die Menge auf und ab gehen sehen, lauter elegant angezogene Leute. Sie machten einen Rundgang im oberen Teil des Parks und kamen wieder zurück.
    «Wir wollen nicht da hingehen», sagte Brett. «Gerade jetzt mag ich mich nicht anstieren lassen.»
    Wir standen im Sonnenlicht. Es war heiß und angenehm nach all dem Regen und den Wolken, die vom Meer herübergekommen waren.
    «Hoffentlich legt sich der Wind», sagte Brett. «Er ist sehr ungünstig für ihn.»
    «Hoffentlich.»
    «Er sagt, die Stiere wären gut.»
    «Ja, sehr.»
    «Ist das San Fermin?»
    Brett sah nach der gelben Mauer der Kapelle.
    «Ja, wo die Sache am Sonntag losging.»
    «Wollen wir reingehen? Es ist dir doch recht. Ich möchte gern ein bißchen für ihn beten, oder so ähnlich.»
    Wir gingen durch eine schwere, lederne Tür, die sich ganz leicht bewegte. Innen war es sehr dunkel. Viele Leute beteten. Man sah sie, sobald sich die Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten. Wir knieten auf einer langen, hölzernen Bank. Nach einer Weile spürte ich, wie Brett neben mir steif wurde und sah, daß sie starr geradeaus

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