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Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
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Wenn sie Hunger haben und kein Heim in der Nähe ist, wo sie
etwas zu essen bekommen können, dann wissen sie, welche Restaurants den
saubersten Abfall haben. Wenn sie ein Bett für die Nacht brauchen, dann wissen
sie, dass sie eher früher als später in den Heimen danach suchen müssen. Wenn
sie kein Geld haben, dann betteln sie entweder, oder sie borgen oder stehlen
welches. Meistens stehlen sie es.” Die Frau zuckte mit den Schultern. „Für sie
ist das eine Art zu leben,” sagte sie. „Manche sind zwar stinksauer auf das
System,   aber es würde dich
überraschen zu erfahren, wie viele ihre Lage akzeptiert haben.”
    Leana
konnte sich nicht vorstellen, solch ein Dasein zu akzeptieren. Sie konnte sich
nicht vorstellen, ohne ein Zuhause zu sein, oder hungrig ins Bett zu gehen,
oder in Pappkartons zu schlafen. Sie konnte sich nicht vorstellen, in einer
Mülltonne nach Essbarem zu wühlen.
    Sie
sah sich nochmals in dem Raum um, und diesmal schämte sie sich. Hatte sie es
als Kind wirklich so schlecht gehabt?
    Leana
hörte, wie eine Tür geschlossen wurde, schaute auf und sah Mario auf sie
zukommen. Noch nie in ihrem ganzen Leben war sie so froh gewesen, ihn zu sehen.
    „Ist
das dein Freund?” fragte die Frau.
    „Ja,”
sagte Leana. „Das ist mein Freund.”
    „Du
bist eine glückliche Frau. Das ist einer meiner Lieblinge. Weißt du eigentlich,
dass er einmal pro Woche hierher kommt und ein Auto voller Nahrungsmittel hat
oder einen Scheck bringt, mit dem wir dann was zu essen kaufen können?”
    „Das
würde mich nicht überraschen.”
    Die
Frau ging weg, und Leana beobachtete weiterhin Mario, der sich einen Weg durch
die Tische bahnte.
    „Mein
Wagen steht draußen,” sagte Mario, nachdem er Leana umarmt hatte. „Ich möchte,
dass du mit mir kommst. Du musst aus deinem Apartment ausziehen.”
    Das
hatte Leana nicht erwartet. Sie wollte protestieren. „Aber wo soll ich hin?”
    „Das
ist bereits geklärt.”
    „Es
muss doch einen anderen Weg geben, Mario. Ich mag diese Wohnung so sehr.”
    „Mehr
als dein Leben? Lass uns gehen.”
    Widerstrebend
ging Leana mit. Sie verließen das Heim und traten in die Nacht hinaus. Die zwei
Männer, die vor dem Eingang gewartet hatten, folgten ihnen. Leana wusste, dass
diese Männer – ebenso wie sie selbst und Mario – bewaffnet waren.
    Der
Verkehr auf der Prince bewegte sich kaum. Autos parkten in der zweiten Reihe,
und die Leute bahnten sich ihren Weg. Marios schwarzer Taurus parkte an der
Straßenecke; er glänzte in dem niederfallenden Regen.
    Sie
saßen hinten, Marios Männer vorne. In dem Moment, in dem die Tür hinter ihnen
ins Schloss fiel, streckte Leana die Arme aus und drückte Mario fest an sich.
„Alles wird gut,” sagte er. „Tu nur, was ich dir sage.”
    „Ich
habe solche Angst.”
    „Das
brauchst du nicht. Tu nur, was ich dir sage.”
    Sie
fuhren ohne zu sprechen, jeder geborgen in den Armen des anderen. Sie legte den
Kopf auf seine Schulter.
    „Am
Telefon hast du eine Notiz erwähnt,” sagte Mario. „Ich möchte sie sehen. Hast
du sie bei dir?”
    „Sie
ist in meiner Wohnung.”
    „Zusammen
mit der Waffe?”
    „Nein.
Die habe ich dabei.”
    Das
gefiel ihm. Er löste sich aus ihrer Umarmung und bat, sie ihm zu zeigen. Leana
zog sie aus der Innentasche ihrer Jacke. Sie fühlte sich in ihren Händen kalt
und schwer und bedrohlich an. Sie gab sie Mario. „Ist sie geladen?”
    Er
sah nach. „Sie ist geladen. Wo wohnst du?”
    Leana
sagte es ihm. Mario lehnte sich vor und nannte dem Fahrer die Adresse. Er
wollte diese Notiz. Bevor er Eric Parker umbringen würde, hatte er vor, sie auf
dessen Stirn zu nageln.
     
    *   *   *

 
    Nachdem
er sich vergewissert hatte, dass das Apartment sicher war, hieß Mario seine
Leute im Flur warten. „Es wird nicht lange dauern,” sagte er. „Seht zu, dass
keiner kommt.”
    Er
schloss die Tür und schaute zu Leana, die auf der anderen Seite des Zimmers
stand. Sie nahm die Notiz von ihrem Nachttisch. Als er sie so beobachtete,
fühlte er dieselbe tiefe Liebe   für
sie, dieselbe starke körperliche Hingezogenheit zu ihr, denselben Drang, sie zu
beschützen – kurz: all die Emotionen, die er in den sechs flüchtigen
Monaten ihres Beisammenseins durchlebt hatte.
    Er
dachte auch an Lucia und erkannte, dass die Liebe, die er einmal für sie
empfunden haben mochte, nichts war im Vergleich zu seinen Gefühlen für Leana.
Und wie konnte er die beiden überhaupt miteinander vergleichen? Mit Leana war
die

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