Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
Eltern, und sie konnte nicht fassen, wie sehr sich
ihr Leben in den zwei kurzen Wochen seit der Eröffnung des Redman
International-Gebäudes geändert hatte.
Sie
fragte sich, ob ihr Leben je so sein würde, wie sie es sich erträumte, und
fasste den Entschluss, dass dem einmal so wäre. Ich werde es schaffen, dachte Leana. Ich werde ganz nach oben kommen. Und dann hatte sie den folgenden
Gedanken: Wenn ich lange genug lebe.
„Bist
du fertig?” fragte Mario.
„Ich
möchte dir etwas geben,” sagte sie. „Sie ging die paar Schritte bis an ihr
Bett. Darunter versteckt war eine verschlossene Metallkassette. Leana legte sie
auf das Bett und nahm einen Schlüssel aus ihrem Nachttisch. Sie schloss die
Kassette auf. Darin befanden sich Fotos von ihrer Mutter und ihrem Vater und
Celina sowie alte Briefe von alten Freunden – und der Scheck über
$25.000, den Philip Quimby ihr für die falschen Juwelen gegeben hatte.
Sie
reichte Mario den Scheck. „Heute Abend habe ich eine Frau gesehen, deren
einziger Besitz ihre drei hungrigen Kinder und ein paar zerrissene Müllsäcke
mit Gott weiß was drin waren. Ich werde heute Nacht zwar mein Heim verlassen,
aber ich ziehe auch in ein anderes, wo ich es warm und trocken habe. Diese Frau
und ihre Kinder sollten genauso viel Glück haben.”
Sie
deutete mit dem Kopf auf den Scheck. „Würdest du das bitte dem Obdachlosenheim
spenden und sicher stellen, dass einen guten Zweck erfüllt?”
Mario
sah sie gerührt an. „Natürlich werde ich das tun.”
„Ich
werde bald zu arbeiten anfangen,” sagte sie und sah an Marios Gesichtsausdruck,
dass er nichts davon wusste. „Wir haben das noch nicht besprochen,” sagte sie.
„Ich hatte vor, es dir an jenem Abend zu sagen, an dem wir zum Essen verabredet
waren – aber du bist nicht gekommen. Wo bist du überhaupt gewesen?”
Er
wollte ihr schon die Wahrheit sagen, entschied dann aber, dass jetzt nicht der
richtige Zeitpunkt war, um ihr von der Morddrohung gegen Lucias Leben zu
berichten. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich bei Lucia war,” sagte er. „Es
war ihr Geburtstag.”
Enttäuscht
schüttelte Leana den Kopf. „Nein, es war nicht ihr Geburtstag. Lucias
Geburtstag ist eine Woche nach meinem. Ich habe das nicht vergessen. Warum also
die Lüge?”
Er
war erstaunt, dass sie sich daran erinnerte. „Es tut mir Leid,” sagte er. „Das
wollte ich nicht, aber es gibt einen Grund dafür. Etwas ist bei mir zu Hause
passiert.”
„Was
ist bei dir zu Hause passiert?”
„Das
sag’ ich dir später. Jetzt möchte ich etwas über diesen Job erfahren.”
Leana
unterdrückte die Welle der Starrköpfigkeit, die in ihr aufbegehrte. Immerhin
half er ihr jetzt. Sie entschied sich, seine Frage zu beantworten. „Louis Ryan
hat mich gebeten, sein neues Hotel zu leiten. Ich fange kommende Woche an.”
„Louis
Ryan?” sagte Mario. „Der Bauunternehmer?”
„Ja,”
sagte Leana. „Der Bauunternehmer.”
„Aber
der Mann ist ein Betrüger,” sagte Mario. „Jeder weiß das. Und dein Vater hasst
ihn.” Seine letzten Worte hingen in der Luft. „Und deshalb hast du zugesagt.”
„Vielleicht,”
sagte Leana. „Aber der Job ist auch eine großartige Chance. Harold hat mir
geraten, ihn anzunehmen.”
„Der
beste Freund deines Vaters hat dich dazu ermutigt?”
„Er
hat den Termin ausgemacht.”
Mario
konnte es nicht glauben. „Irgendetwas stimmt hier nicht, Leana. Das musst
selbst du sehen.”
„Alles
ist vollkommen in Ordnung,” sagte sie. „Harold hätte nie vorgeschlagen, dass
ich mich mit Louis treffe, wenn etwas nicht stimmen würde. Pass auf. Ich will
das jetzt nicht diskutieren. Wenn du später mit mir darüber reden willst
– gut. Wichtiger ist, dass ich bald mein eigenes Geld verdiene. Endlich
werde ich unabhängig sein. Das ist ein großer Schritt für mich, Mario. Mach mir
das nicht kaputt.”
Mario
versuchte zu akzeptieren, was sie ihm gerade gesagt hatte, aber er konnte es
nicht. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie für Louis Ryan arbeiten würde.
Hatte diese Frau keinen Verstand? Ganz Manhattan wusste, wie Louis Ryan und
George Redman zueinander standen. Er wusste, wenn Leana diese Arbeit annahm,
würde sie früher oder später die volle Wucht dieses Hasses zu spüren bekommen.
Also reden wir später darüber, dachte er.
Als
sie das Apartment verließen, gingen sie in aller Eile zu Marios Auto. Es war
vielleicht zweihundert Meter weiter weg am Straßenrand geparkt. In der
Entfernung leuchtete
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