Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
Celina blickte nach
unten auf den trüben Wasserwirbel, packte eine Handvoll von Spocattis Haaren
und riss daran. Sie wollte ihm wehtun, ihn aufhalten, ihn töten. Sie versuchte,
ihm in die Augen zu stechen, aber Spocatti drehte sich wild nach rechts, und
seine Haare schlüpften aus ihrem schwächer werdenden Griff.
Celina
schaute nach oben, während er entwich.
Sie
verstand nichts von all dem. Sie konnte nicht verstehen, warum er sie umbringen
wollte.
Ihr
Brustkorb war wegen des Mangels an Sauerstoff nahe am Bersten. Sie bückte sich,
um das Seil zu lösen. Ihre Hände und Finger packten und zogen und zerrten.
Aber
es hatte keinen Sinn. Spocatti hatte ihre Beine zu fest zusammengebunden. Sie
konnte das Seil nicht lockern. Mit einem furchtbaren, entrüsteten Schrei
schnellte sie ihren Körper nach oben und stieß den letzten Atem in ihren Lungen
aus. Ein wütender Wirbelwind an Luftblasen entkam ihrem Mund und stieg an die
Oberfläche.
Und
dann atmete sie reflexartig ein und füllte ihre Lungen mit einer schrecklichen
und nassen Kälte.
Celina
würgte, atmete mehr Wasser ein, und ihre Hände begannen, sich um ihre Kehle zu
krallen; jeder Muskel und jedes Gefühl in ihr wollten nicht wahrhaben, was sie
getan hatte. Ich will nicht sterben!
Aber
das Wügen endete. Verbleichende Bilder wurden schwarz, ihre Augen nahmen nichts
mehr wahr, und langsam trieb sie mit der schwankenden Strömung.
* * *
Als
Jack tauchte, nach unten tauchte und auf die unterdrückten Schreie zu, sah er
zu seiner Rechten eine Strähne von etwas Schwarzem, einen Schatten von etwas
Beigem und die rasche Scherenbewegung von Beinen.
Einen
Moment lang schaute er der sich entfernenden Figur und dem Gewirr an Luftblasen
in ihrem wirbelnden Sog nach. Dann tauchte er weiter nach unten, der Drang zu
atmen wurde größer, seine Konzentration war gebündelt und auf ein Ziel
ausgerichtet.
Zuerst
bemerkte Jack Celinas Haar.
Das
helle Blond schwebte fächerartig in einem Halbkreis und stand in scharfem
Kontrast zu dem dunklen, schmutzigbraunen Grund des Flusses. Er streckte die
Hand aus, ergriff ihren Arm und zog sie zur Oberfläche hinauf.
Versuchte,
sie zur Oberfläche hinaufzuziehen.
Ihr
Körper war ungewöhnlich schwer, unnatürlich bewegungslos. So sehr er sich auch
anstrengte, so sehr er seine Beine nach hinten und unten stieß – er
konnte sie nur wenige Zentimeter vom Flussboden anheben.
Er
schwamm weiter nach unten, damit sich ihre Gesichter auf gleicher Höhe
befanden, und er bemerkte zu seiner tiefsten Bestürzung, dass ihr Mund und ihre
Augen geöffnet waren. Jede Faser seines Körpers sträubte sich gegen das, was er
vor sich sah. Celinas Mund hing schlaff herunter. Ihre Augen waren erstarrt und
leer. Sie blickte auf etwas, das nicht da war.
Er
brauchte Luft. In einem letzten Versuch, sie an die Oberfläche zu bringen,
legte er die Arme um sie – und spürte den Widerstand des Seils, das um
ihre Beine geschlungen war.
Er
blickte nach unten, sah das Seil, sah den Anker in dem steinigen Schmutz liegen
– und wusste. Wusste es einfach.
Sein
Brustkorb brannte. Wenn er nicht bald Sauerstoff bekäme, war er sicher, dass
seine Lungen platzen würden. Er bückte sich und machte sich an dem Seil zu
schaffen – seine Hände zogen, rissen und suchten.
Aber
es nutzte nichts. Ganz gleich, wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte das
Seil nicht lockern. Er konnte sie nicht befreien. Er konnte nichts für sie tun,
und das zerriss ihn innerlich. Das war seine Schuld. Hierher zu kommen war
seine Idee gewesen.
Mit
einem heftigen Stoß stieß er sich vom Grund des Flusses Richtung Oberfläche ab,
trat wütend und wild mit den Beinen nach hinten – und ließ Celina in
einem Wirbel von Luftblasen zurück.
KAPITEL
32
Das
erste, was George Redman in den Sinn kam, als er von seinem Lauf im Central
Park zurückkehrte und die Ansammlung an Reportern sah, die sich vor seinem
Gebäude in der Fifth Avenue eingefunden hatten, war, dass jemand eine andere
Geschichte über die Übernahme von WestTex Incorporated hat durchsickern lassen
– und diese hatte dann wohl etwas mit seiner neuen Partnerschaft mit
Chase zu tun.
Während
der vergangenen beiden Wochen war die Prese unerbittlich gewesen. Man hatte
angerufen, man hatte gee-mailt, man hatte getwittert, und im Zuge der Bemühung
um Interviews hatte man sogar Anfragen von Boten übermitteln lassen. Ein
besonders aggressiver Reporter war irgendwie durch die
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