Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
und neben ihren Füßen. Ihr Gesicht war so weiß wie Talk. Ihre Augen
brannten mit einer seltsamen Mischung von Leere, Trauer, Wut und Zweifel. Helen
Baines rief noch immer ihren Namen in das Telefon, fragte noch immer, ob alles
in Ordnung sei, als George sich bückte und es aufhob.
Er
nahm ihr den Hörer aus der Hand, legte seinen Arm um sie und zog sie eng an
sich. Er küsste sie auf den Kopf und sagte, dass sie das durchstehen würden.
Dies war eine der wenigen Lügen, die er ihr jemals erzählt hatte, und Elizabeth
glaubte ihm keine Sekunde lang. Ihr Gesicht fiel in sich zusammen, sie blickte
ihn durch Tränen hindurch an und sah dann zu dem Detektiv, der auf dem Sofa
ihnen gegenüber Platz genommen hatte.
„Es
tut mir Leid,” sagte er nochmals.
„Ich
möchte wissen, was passiert ist,” sagte sie zu dem Mann mit belegter Stimme.
„Sagen Sie mir, was meiner Tochter zugestoßen ist.”
Leutnant
Vic Greenfield, der Detektiv, den man mit diesem Fall beauftragt hatte, warf
einen Blickt auf George, erkannte, dass auch er bereit für seine Ausführungen
war, und erhob sich. „Sie war Bungee-Springen mit Mr. Douglas –“
„Das
weiß ich,” sagte Elizabeth streng. „Celina und ich haben vergangene Nacht auf
der Party darüber gesprochen. Ich habe ihr gesagt, dass ich dachte, das sei
eine dumme Idee. Ich habe ihr auch gesagt, dass ich nicht wolle, dass sie es
tut, aber sie erzählte mir, sie habe keine andere Wahl.”
Ihre
Augen fixierten Jack, der auf der anderen Seite des Zimmers saß und sich mit
der Hand durchs Haar fuhr. Obwohl sein Gesicht gerötet und seine Augen feucht
vor Trauer waren, konnte Elizabeth keine Reue im Gesicht dieses Mannes
entdecken, sondern nur die eigene Wut und den eigenen Verlust, die sich darin
spiegelten. „Sie sagte, sie hätte keine andere Wahl, da sie eine Abmachung mit
Mr. Douglas getroffen hatte, dass sie es tun würde. Meine Tochter hat ihr
einmal gegebenes Wort niemals zurückgenommen, Leutnant. Niemals.”
„Vielleicht
sollte ich Ihnen sagen, dass Mr. Douglas bei dem Versuch, das Leben Ihrer
Tochter zu retten, beinahe selbst ertrunken wäre. Wenn ein Mann namens Alex
Stevens nicht gewesen wäre, säße er jetzt nicht hier.”
Elizabeth
warf dem Detektiv einen verächtlichen Blick zu. „Das wäre mir recht, Mr.
Greenfield. Was mich betrifft, so ist er für ihren Tod verantwortlich.”
„Elizabeth,”
sagte George.
„Es
stimmt doch.”
„Es
stimmt nicht. Du weißt doch, wie Celina war.”
„Wenn
sie nicht mit ihm gegangen wäre, dann wäre sie jetzt am Leben.”
„Es
war ein Unfall.”
„Nein,
das war es nicht,” sagte Jack vom anderen Ende des Zimmers. „Es war Mord.”
Elizabeth
schaute Jack in dem Augenblick an, in dem Isadora, die Katze der Familie, ins
Wohnzimmer stolzierte und sich in einem schmalen Sonnenstrahl zu putzen begann.
Sie würdigte das Tier mit einem Blick, der so grau war wie Treibholz, und sagte
mit leiser Stimme zu Jack: „Was haben Sie da gerade gesagt?”
„Ich
sagte, es war Mord.”
Bevor
irgendjemand etwas entgegnen konnte, schaltete sich der Leutnant ein und
berichtete George und Elizabeth alles. Er erzählte ihnen von Celinas Sprung,
wie sie erfolgreich aufs Floß hinabgelassen wurde, und wie es umkippte, als der
erste Springer – ein Mann, den sie noch nicht identifiziert hatten und
nach dem sie noch immer fahndeten – offensichtlich ausrutschte, hinfiel
und alle an Bord ins Wasser sandte.
Er
berichtete weiter, dass sich Celinas Beine – bei ihrem Versuch, den Kopf
über Wasser zu halten – in dem Seil verfingen, das das Floß mit dem Anker
verband. Er erzählte ihnen von Jacks Anstrengungen, sie zu retten.
Obwohl
George zuhörte und jede Einzelheit vom Tod seiner Tochter und dem Versuch, sie
zu retten, vernahm, hatte er Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Er war wie
betäubt. Er war sich nicht sicher, wie viel mehr davon er aushalten konnte. Der
Druck und die Trauer und die Wut, die sich in ihm anstauten, forderten ihren
Tribut. Seine Tochter war tot. Celina war ermordet worden. Es kam ihm so
unwirklich vor. Erst gestern noch waren sie zusammen gewesen. Sie war lebhaft
und auch aufgeregt darüber gewesen, was in dem Unternehmen geschah und was die
Zukunft in ihrem Privatleben mit Jack bringen würde.
Und
nun war sie nicht mehr da. Jemand hatte sie ihm weggenommen.
Tief
aus seinem Innern brach die Wut hervor und bestimmte sein Handeln. Er besaß
Macht und er würde diese Macht einsetzen. Einige seiner
Weitere Kostenlose Bücher