Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
Männern war berüchtigt. Aufgrund ihrer
ähnlichen Unternehmen hatte die Presse den andauernden Kampf zwischen ihnen
schon jahrelang so dargestellt, als ob sie einen Privatkrieg führten –
was sie ja auch taten.
Aber
während die Presse ihren Hass aufeinander tagtäglich so thematisierte, als ob
er einzig und allein auf geschäftlichen Gründen basierte, wusste Eric es
besser. Vor Jahren hatte ihm Celina in einem Moment des Vertrauens erzählt,
dass man einmal gedacht hatte, George sei für den Tod von Louis’ Ehefrau
verantwortlich. Obwohl Eric selber nicht glaubte, dass George zu einem Mord
fähig war, schloss er diese Möglichkeit doch nie aus. Es hatte in den
vergangenen Jahren zu viele Beispiele gegeben, wo Georges Gefühle für Louis
Ryan den Punkt bloßen Hasses überschritten hatten und zu etwas Kälterem,
Dunklerem und Persönlicherem geworden waren.
Er
sah zu, wie Louis den Scotch in zwei niedrige Gläser mit Eis goss. Ich hab’ keine Ahnung, warum du mich hierher
gebeten hast, dachte er, aber wenn du
mich so dringend brauchst, dann wird es dich was kosten.
Louis
kam mit den Drinks. Eric nahm seinen entgegen, und sie stießen miteinander an.
„Auf die Zukunft,” sagte Louis, und sie nahmen jeder einen Schluck. Eric
spürte, wie ein heißer Strahl flüssigen Feuers seine Kehle hinunterrann und
sich in seinem Magen ausbreitete. Er nahm einen weiteren Schluck und fing an,
sich zu entspannen. Ryan trat an eine Fensterfront, die nach Norden
ausgerichtet war. Eric hatte den Eindruck, als würde er von dem Redman
International-Gebäude aufgezehrt.
Eric
beugte sich nach vorn. Die Gruppe von Reportern, an der er vor nicht allzu
langer Zeit vorbeigekommen war, stand noch immer vor dem Eingang des Gebäudes
versammelt. Er nahm an, ihre Gegenwart hatte mit der Übernahme von WestTex zu
tun.
„Ich
möchte, dass Sie mir dabei helfen, George Redman zu zerstören,” sagte Louis.
Eric
schaute den Mann an und war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte.
Louis stand nach wie vor mit dem Gesicht zu den Fenstern. Der Glanz der Sonne,
die durch die Scheiben schien, ließ seinen silbernen Haarkranz golden erscheinen.
„Ich
werde Ihnen eine obszöne Summe für das wenige zahlen, das ich von Ihnen
verlange,” sagte Louis einfach. Er ging vom Fenster weg und setzte sich wieder
auf seinen Platz. „Tatsächlich werden Sie – nachdem Sie Ihre
Krankenhausrechnungen bezahlt, Ihr Apartment renoviert und die Gemälde sowie
die Möbel Heinrichs VIII. Ihrer Nachbarin ersetzt haben – für den Rest
Ihres Lebens abgesichert sein.”
Eric
war sprachlos. Woher wusste Ryan das mit seinem Apartment? Das mit den
zerstörten Gemälden und den Möbeln? Die Wasserrohre waren erst heute morgen
geplatzt.
Louis
öffnete eine Schreibtischschublade und entnahm ihr ein Sück Papier. Er reichte
es Eric, und der sah, dass es ein Scheck war. Seine Augenbrauen hoben sich
– die Summe war in der Tat obszön. „Wie werde ich das verdienen?” fragte
er.
Louis
setzte sich. „Ich möchte, dass Sie einige Informationen bestätigen, die ich mit
Bezug auf die Übernahme von WestTex Incorporated erhalten habe. Sie müssen nur
ein paar Akten für mich fotokopieren, und dieser Scheck gehört Ihnen.”
„Bestätigen?”
sagte Eric. „Dann hatten Sie also bereits Kontakt zu jemandem bei Redman
International?”
Louis
winkte beiläufig ab.
„Zu
wem?”
„Das
spielt keine Rolle. Was zählt, ist, dass ich dieser Person nicht traue. Im
Gegensatz zu Ihnen möchte er nicht, dass Redman untergeht.”
Also
handelt es sich um einen Mann. „Und warum glauben Sie, dass mir etwas daran liegt?”
„Weil Sie George hassen,” sagte
Louis. „Ich glaube, wir wissen beide, dass Redman Ihren guten Ruf zerstört hat.
Sie könnten in dieser Stadt keine Anstellung mehr finden, selbst wenn Sie
Hamburger grillen wollten Es ist weiterhin offensichtlich, dass Redman hinter
den geplatzten Rohren in Ihrer Wohnung steckt. Er hat Ihre Versicherungspolice
aus einem ganz bestimmten Grund gekündigt. Er möchte, dass Sie aus seinem
Gebäude und aus New York verschwinden.”
„Woher wissen Sie das alles?”
Louis nippte an seinem Getränk
und sah Eric gerade in die Augen. „Es gibt nichts, was ich nicht über Sie weiß,
Eric. Nicht die Prügel, die Sie Leana Redman in der Nacht der Eröffnung von
Redman International verabreicht haben, noch den Mordauftrag gegen sie, als Sie
noch im Krankenhaus lagen.”
Eric konnte nur mit weit
aufgerissenen Augen
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