Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
hast.”
In
diesem Augenblick schmerzte sie ihr Verlust ganz besonders. Sie dachte an all
die Momente, in denen sie und Celina sich hätten nahe stehen können, und
begriff, dass sie jetzt nie mehr die Gelegenheit dazu haben würde.
Sie
fragte sich, wer an Celinas Tod schuld sein könnte, als sich Michael wieder
neben sie setzte. Er fasste nach ihrer Hand, und Leana blickte ihn an und
erinnerte sich daran, was sich erst vor einigen Stunden in ihrer Hotelsuite
zugetragen hatte. Wessen Stimme hatte sie gehört, als sie den Hörer abgenommen
hatte? Sie wusste, dass es nicht Michaels Stimme war. Aber sie wusste auch,
dass sie diese Stimme schon irgendwo einmal gehört hatte – ebenso wie sie
wusste, dass sie eines Tages ein Gesicht mit dieser Stimme verbinden würde.
„Wie
fühlst du dich?” fragte er.
Leana
zuckte mit den Schultern.
„Kann
ich denn gar nichts für dich tun?”
„Nichts.
Es sei denn, du kannst meine Schwester zurückbringen.”
Die
Stille hing schwer in der Luft. Michael wollte etwas entgegnen, konnte aber
keine Worte finden und drückte ihre Hand fester. Leana erwiderte den Druck. „Es
tut mir Leid,” sagte sie. „Das war unfair. Mir geht es momentan einfach nicht
gut. Mir dir hat das nichts zu tun.”
„Ist
schon gut,” sagte er. „Ich verstehe.”
Sie
lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Weißt du, woran ich ständig denken muss?”
sagte sie. „Ich muss immer daran denken, wie wunderbar es sich anfühlen wird,
wenn ich diesen Dreckskerl erwische, der dafür verantwortlich ist.”
Michael
drehte sich ihr zu.
„Und
ich werde ihn finden, Michael. Ich schwöre bei Gott, ich werde es. Damit wird
er nicht davonkommen. Er wird für den Tod meiner Schwester bezahlen. Ich habe
dich und ich habe Mario; ihr werdet mir dabei helfen. Wir werden
herausbekommen, wer sie ermordet hat. Er wird dafür büßen.”
„Leana
–“
Ihre
Kehle schnürte sich plötzlich zusammen. „Ich habe sie geliebt, Michael. Ich
hatte das nie für möglich gehalten, aber ich habe sie wirklich geliebt.”
Er
berührte ihr Haar. „Wir schaffen das schon. Ich verspreche es dir.” Er lehnte
sich hinüber und küsste sie auf die Wange. „Ich liebe dich,” sagte er.
Leana
schaute ihn daraufhin an, sah die Pein in seinem Gesicht, den Kummer in seinen
Augen und wusste, dass er ihr die Wahrheit sagte. Sie fühlte sich schuldig. Wie
hatte sie ihm zuvor nur misstrauen können? Er war stets gut zu ihr gewesen.
Ganz gewiss hatten sich die Telefonleitungen in dem Sturm überkreuzt.
Während
sie seine Hand in der ihren hielt, blickte sie aus dem Fenster, wo die Welt nun
in Dunkelheit versunken lag. Zum ersten Mal seit Stunden dachte sie an Eric
Parker, an den Mordauftrag gegen sie, und fragte sich, was bei ihrer Rückkehr
in die Staaten wohl auf sie wartete.
KAPITEL
38
Anastassios
Fondaras machte die letzte Akte zu, die Eric Parker zu der Übernahme von
WestTex Incorporated gestohlen hatte, und warf sie auf Louis’ Schreibtisch.
Obwohl
der Mann keinen Kommentar abgab, glitzerten seine dunklen Augen mit einer
Intensität, die Ryan an die Augen eines Tigers erinnerten, bevor er zum Sprung
ansetzt.
Anastassios
erhob sich. „Dieses Geschäft, das Redman mit dem Iran macht,” sagte Fondaras,
während er zu der Fensterwand hinüberging und auf die Stadt sah, die im Licht
des späten Nachmittags schimmerte. „Das ist nur mündlich, nicht wahr?”
„Ja,”
sagte Louis, indem er sich an seine Unterhaltung mit Harold Baines erinnerte.
„Es ist rein mündlich. Der Iran will nichts unterzeichnen, bevor Redman WestTex
übernommen hat. Die halten es für Zeitverschwendung, sich schon im Vorhinein zu
verpflichten.”
„Verstehe.
Ich nehme an, dass Redman in der Zwischenzeit mit dem Iran in engster
Verbindung steht,” sagte Fondaras. „Ich nehme weiterhin an, die Iraner werden
Wort halten.”
„Sofern
die Situation im Golf unverändert bleibt, bin ich mir dessen sicher,” sagte
Louis. „Tatsächlich brauchen die Redman. Der Nahe Osten wird auf Jahre hinaus
instabil bleiben. Die meisten der wichtigen Schiffahrts- und Ölgesellschaften
befahren die Golfregion nur ungern – Ihre eigene eingeschlossen. Der Iran
muss sein Öl verkaufen, um Waffen finanzieren zu können, aber nur wenige sind
bereit, das Risiko einzugehen – außer George. Redmans Vorteil ist, dass
er das genaue Datum kennt, an dem die Marine in den Golf vorrückt. Wüsste der
Iran, dass dieser Zeitpunkt bereits nächste Woche
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