Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
das
alles aus der Fassung brachte. „Natürlich ist er nicht einfach so verschwunden,
aber in der Wohnung ist er nirgends. Das kann ich Ihnen versichern.”
„Und
wo ist er dann?”
„Ich
vermute, dass derjenige, der Parker die Treppe hinuntergestoßen hat, auch den
Scheck hat.”
Louis,
der von den Begebenheiten des Lebens selten überwältigt wurde, schaute Spocatti
perplex an.
„Parker
die Treppe hinuntergestoßen hat? Sie haben gesagt, er sei gefallen.”
„Die
Polizei hat gesagt, er sei gefallen,” sagte Spocatti. „Da ist ein Unterschied.
Und die Polizei irrt sich. Eric Parker hat nicht den Halt verloren und ist die
Treppe hinuntergefallen. Vielmehr ist Eric Parker ermordet worden. Mein Kontakt
und ich sind uns dessen sicher.”
„Und
wer hat ihn getötet?”
Spocatti
lächelte ein langsames, wissendes Lächeln. „Sagen Sie’s mir.”
Es
dauerte einen Moment, bevor Louis antwortete. Sein Kopf füllte sich mit
Möglichkeiten, stellte Verbindungen her. Und dann fiel ihm wie Schuppen von den
Augen, dass es nur eine Person getan haben konnte – Mario De Cicco.
Er
ließ sich schwer in seinen Sessel fallen.
Spocatti
sah zu, wie die Farbe allmählich aus seinem Gesicht wich, aber der Mann tat ihm
nicht Leid, er hatte kein Mitgefühl mit ihm; er verspürte nur einen leichten
Verdruss, weil man seinen Ratschlägen nicht gefolgt war. „Ich hatte Sie
gewarnt, Louis.”
„Ich
weiß.”
„Die
Dinge sind nicht mehr so einfach, wie sie es einmal waren. Sie sind am
Verlieren.”
„Von
wegen.”
„Doch,
doch,” sagte Spocatti. „Ich habe Ihnen geraten, keinen Scheck zu schicken. Ich
habe Ihnen geraten, das Geld von einem Ihrer anonymen Konten in eines seiner
anonymen Konten zu transferieren. Das wäre eine saubere Sache gewesen, aber Sie
wollten ja nicht hören. Sie wurden gierig. Sie wollten das hier beschleunigen.
Sie wollten diese Informationen so dringend, dass Sie Parkers Forderungen
nachgekommen sind. Das könnte der größte Fehler Ihres Lebens gewesen sein.”
Spocatti
stand auf und lehnte sich über den Schreibtisch. „Also: Wenn Sie nicht auf mich
hören, wenn Sie nicht genau das tun, was ich Ihnen sage, dann werden Sie aller
Wahrscheinlichkeit nach Ihr Leben einbüßen – und Redman wird gewinnen.”
Louis
schüttelte den Kopf. „Das wird nicht geschehen.”
„Gut,”
sagte Spocatti. „Das heißt demnach, Sie hören auf mich? Tun, was ich Ihnen
sage?”
„Das
hängt davon ab,” sagte Louis argwöhnisch. „Was schwebt Ihnen denn vor?”
Vincent
sagte es ihm.
KAPITEL
39
Das
erste, was Michael auffiel, als er und Leana die Zollkontrollen passiert
hatten, war Spocatti. Er kam auf sie zu, schlängelte sich mit auf Michael
gehefteten Augen durch die Menge und warf eine Zigarette in einen Aschenbecher,
an dem er gerade vorbeikam.
Einen
Moment lang dachte Michael, Santiagos Leute seien ihm irgendwie hierher
gefolgt, aber er bemerkte nichts Ungewöhnliches, als er sich umschaute. Er
wandte sich wieder Spocatti zu, der nun am Eingang von einer Toilette wartete.
Er nickte Michael zu und ging hinein.
Michael
war versucht, einfach weiterzugehen, aber er konnte es nicht. Spocatti hatte
ihm einmal das Leben gerettet. Sollten Santiagos Leute hier sein, dann würde er
ihm den Gefallen vielleicht wiederholen.
„Ich
muss zur Toilette,” sagte er zu Leana. „Wartest du bitte einen Augenblick?”
In
der Toilette war es kühl und ruhig; sie war tiefblau gestrichen. Spocatti wusch
sich die Hände in einem Becken im hinteren Teil des Raums. Als Michael zu ihm
hintrat, bemerkte er zwei andere Männer, die an den Urinalbecken standen und
die beide Anzüge trugen. Spocattis Leute.
„Was
gibt’s?” fragte Michael.
Spocatti drehte das Wasser
ab und schüttelte sich die Hände über dem Waschbecken trocken. Michael fielen
zwei lange, rote Markierungen auf, die horizontal auf jeder
Handfläche verliefen. Es
konnten Verbrennungen sein. Von einem Seil.
„Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, Michael.”
„Weshalb? Um
für das Leben, das Sie vor kurzem ausgelöscht haben, wieder etwas gutzumachen?”
„Ich weiß
nicht, wovon Sie sprechen.”
Michael machte
einen Schritt auf ihn zu. „Warum haben Sie ihre Schwester getötet?”
Spocatti hob
eine Augenbraue. „Sieh mal einer an. Dieser Einsatz. So groß und so mutig.”
„Sie
hätte nicht zu sterben brauchen.”
„Ich
mache nur, was man mir sagt.” Er riss ein Handtuch von einem Spender und begann
sich damit
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