Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
die Hände abzureiben. „In der Tat haben Sie aber Recht,” sagte er.
„Natürlich habe ich sie umgebracht. Und ich habe es genossen, sie zu töten. Sie
hätten den Ausdruck auf ihrem Gesicht sehen sollen, als ich das Seil abschnitt
und es um ihre Beine band. Das war die reinste Angst –“
Michael
sprang nach vorn und drängte Spocatti gegen die Wand. Die beiden Männer an den
Urinalbecken schauten über die Schulter. Einer lachte. Der andere ging zur Tür
und blockierte sie, damit niemand hereinkommen konnte.
„Wer
kommt als Nächstes?” fragte Michael.
Spocatti
wehrte sich nicht. Stattdessen schien ihm das zu gefallen. „Jeder ist der
nächste, Michael. Jeder wird sterben. Alles wird tragisch sein. Überall wird
Blut sein. Es wird alles sehr griechisch werden.”
Seine
Arme flogen nach oben. Er stieß Michael gegen die Wand auf der anderen Seite
und zog die Waffe, die er in seiner schwarzen Lederjacke versteckt trug.
Vesuchte,
seine Waffe zu ziehen.
Sie
verfing sich in seinem Schulterhalfter und glitt ihm aus der Hand.
Als
ob in Zeitlupe beobachtete Michael, wie die Waffe von Spocattis Knie abprallte,
auf die blauen Fliesen fiel und sich um die eigene Achse drehend auf ihn
zurutschte.
Er
stürzte sich auf sie.
Versuchte,
sich auf sie zu stürzen.
Der
Mann an dem Urinalbecken war nicht länger belustigt. Plötzlich stand er vor
Michael und verstellte ihm den Weg zu der Waffe.
Spocatti
hob sie auf. Er steckte sie zurück ins Halfter und sagte zu Michael: „Wenn Sie
die kommenden paar Tage überleben wollen, und besonders wenn Sie Santiago
loswerden möchten, dann rate ich Ihnen, diesen Blödsinn zu lassen, mir
genauestens zuzuhören und das zu tun, was ich Ihnen sage.”
* * *
Leana
war nirgendwo in Sicht, als Michael aus der Toilette herauskam.
Er
schaute sich in dem Korridor voller Menschen um und und sah sie letztendlich
ihm gegenüber stehen. Sie sprach schnell in ihr Mobiltelefon und gestikulierte
mit der freien Hand. Michael fragte sich, wen sie wohl anrief, und ob es ihn
und das Gespräch betraf, das sie in Monte Carlo mitangehört hatte.
Nachdem
sie den Anruf beendet hatte, ging er zu ihr; der Knoten in seinem Magen wurde
größer – zog sich zusammen. „Mit wem hast du telefoniert?” fragte er
„Mit
Mario.”
„Mit
Mario?” Er konnte die Überraschung in seiner Stimme nicht unterdrücken. Als sie
in Monte Carlo waren, hatte ihm sein Vater erzählt, dass De Cicco über sie
beide Nachforschungen anstellen ließ. Michael wusste, wenn der Mann auf
irgendeine Weise herausfinden sollte, dass er Louis’ Sohn war, dann würde Mario
ihn beseitigen.
„Und?”
„Eric
ist tot,” sagte sie. „Der Mordauftrag besteht nicht länger.”
Er
blickte in ihre Augen und versuchte herauszufinden, ob sie ihm etwas
verheimlichte.
„Also
ist es vorbei,” sagte er.
Sie
sah ihn ungläubig an. „Ist das dein Ernst? Es ist sicherlich noch nicht vorbei.
Zuerst explodieren die Scheinwerfer, und dann wird meine Schwester ermordet.
Jemand ist darauf aus, meiner Familie wehzutun. Sind meine Eltern die Nächsten?
Bin ich die Nächste? Man hat noch niemanden verhaftet. Wer von uns kommt als
Nächstes?”
Darauf
konnte Michael nichts erwidern.
Leana
griff nach der übergroßen Handtasche, die bei ihren Füßen stand. „Hör zu,”
sagte sie. „Ich wollte dich nicht so anfahren. Es tut mit Leid, dass mich das
alles so mitnimmt.”
„Du
hast allen Grund, aufgebracht zu sein.”
„Ich
weiß wirklich nicht, wie viel mehr ich noch von all dem verkraften kann.” Sie
setzte sich in Bewegung. „Können wir jetzt nach Hause gehen? Es ist spät, und
ich bin müde. Ich möchte morgen früh zeitig aufstehen und meine Eltern
besuchen.”
* * *
Das
Zuhause von Michael and Leana war nun ein neues Apartment, das sich im obersten
Stock eines Hochhauses in der Fifth Avenue befand.
Als
ihre Limousine sich dem glänzenden Turm näherte, dachte Michael wieder an das
Telefongespräch, das er mit seinem Vater in Monte Carlo geführt hatte. Der Mann
dachte einfach an alles. Er wusste nicht nur, dass sein Sohn eine neue Wohnung
brauchte, sondern er verstand auch, dass diese Wohnung den Reichtum und
Einfluss widerspiegeln musste, den seine Braut erwartete.
Er
hätte gerne gewusst, ob sein Vater absichtlich ein Apartment in der Fifth
Avenue ausgesucht hatte. Wenn das der Fall war, wäre Michael keineswegs
überrascht. Erst gestern hatte man sein Manuskript mit demselben
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