Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
gewünscht
hättest, ich wäre nie geboren worden. Du hast mich von dir weggestoßen, als ich
deine Nähe suchte; wegen dir habe ich meine eigene Schwester gehasst, die ich
doch hätte lieben müssen. Mein Gott, Dad – und die Leute fragen sich,
warum ich all diese Probleme mit Drogen hatte. Die Leute fragen sich, warum ich
jetzt so verdammt verbittert bin.”
„Nur
zu,” sagte George. „Mach mich für deine Probleme verantwortlich. Hast du nicht
schon das Gleiche in der Rehabilitation versucht? Hast du dir nicht von allen
Sympathiekundgebungen ausstellen lassen, indem du den Alten schlecht gemacht
hast?” Er machte einen Schritt auf sie zu. „Ich werd’ dir jetzt was sagen,
Mädchen. Du hast es dein gesamtes Leben über gut gehabt. Du hast Dinge gehabt,
die Millionen von Menschen nie haben werden. Du warst priviligiert und
verzogen. Also erzähl mir bitte nicht so einen Blödsinn wie, ich hätte dich
vernachlässigt und dergleichen, denn das entspricht ja wohl kaum den
Tatsachen.”
Leana
schüttelte traurig den Kopf. „Du kapierst es einfach nicht, nicht wahr? Du bist
wirklich der Meinung, du warst ein erstklassiger Vater. Was für ein Witz. Du
hast nichts von dem verstanden, was ich gesagt habe. Der große George Redman
macht einfach nie was falsch.”
„Ich
habe wohl Fehler gemacht,” sagte George. „Das gebe ich zu. Ich bin ein Mensch.
Aber du hast dich jahrelang an diese Fehler geklammert. Seit du ein Kind warst,
hast du gegen mich einen Groll gehegt. Kannst du ehrlich behaupten, dass du mir
eine Chance gegeben hast?”
„Ja,”
sagte Leana ohne zu zögern. „Ja, das kann ich behaupten.”
„Dann
musst du ein besserer Mensch sein als ich,” sagte George. „Herzlichen
Glückwunsch.”
Er
wandte sie wieder von ihr ab.
Aber
Leana ging ihm nach.
„Es
ist so leicht für dich,” sagte sie. „Bau deine Gebäude. Übernimm deine großen
Firmen. Lebe dein großartiges Leben. Sei dieser große Traum. Was ich dahinter
sehe, ist die klägliche Entschuldigung eines Mannes, der sich selbst und das,
worauf es im Leben ankommt, so sehr aus den Augen verloren hat, dass es meine
Schwester das Leben gekostet hat.”
Das
brachte ihn zum Stillstand.
„Es
ist wahr,” sagte sie. „Diese Scheinwerfer sind vor Wochen explodiert. Warum
hast du deine Familie nicht beschützt, wenn offensichtlich ist, dass es jemand
auf uns abgesehen hat? Jemand, dem du aller Wahrscheinlichkeit nach an den Karren gefahren bist. Glaubst du etwa,
dass die hinter mir und Mutter her sind, weil wir etwas getan haben? Da
täuschst du dich. Wenn wir tot sind, dann wegen etwas, das du getan hast, nicht wir. Du hast schon jetzt Blut an den Händen,
und du wirst auch dann Blut an den Händen haben.”
„Du
weißt nicht, wovon du redest.”
„Sag
das Celina.”
„Ich
bin mit der Polizei wegen dieser Scheinwerfer in täglichem Kontakt.”
„Gerade du solltest ihnen jede Stunde in den
Ohren liegen. Du hättest mit dem
Bürgermeister telefonieren sollen. Du hättest deinen Freund, den Gouverneur, anrufen sollen. Sag das Celina auch. Zum
Teil bist du für all das verantwortlich. Du hast deiner Familie keine
Sicherheit geboten. Als Vater bist du ein Versager. Du bist nicht der Mann, für
den du dich hältst. Du bist bloß so ein kleiner Trottel, der vor Jahren einmal
Glück gehabt, sein Vermögen gemacht und die damit verbundenen Erträge
einkassiert hat – und dessen Glückssträhne bis zum Tod meiner Schwester
angehalten hat. Du bist hier der Mörder. Du bist einfach ein Stück Scheiße, und
es wird höchste Zeit, dass dir das mal jemand direkt ins Gesicht sagt.”
„Mach,
dass du hier rauskommst,” sagte George.
„Wenn
du glaubst, dass ich meine Mutter mit dir allein lasse, bist du verrückt. Du
bist unbeständig. Verschwinde du.”
George
blickte auf Elizabeth, sah die Pein in ihrem Gesicht, die Niederlage in ihren
Augen, und dann fiel ihm etwas anderes auf – sie ergriff Partei für
Leana. Allein trat er in den Fahrstuhl – er bemerkte die Presse, die sich
nach wie vor gegen die Scheiben presste und Aufnahmen von ihnen machte, nur am
Rande – und drückte auf den Knopf. Die Türen schlossen sich. Er war
verschwunden.
* * *
In
seinem Arbeitszimmer schaute Michael zu, wie seine Mutter durch das Wohnzimmer
ging und ihren Sohn aufhob; er sah, wie sie sich mit ihm auf das Damastsofa
setzte, wie sie den Kopf zurückwarf und lachte, als er sie in den Seiten
kitzelte.
Kein
Laut kam aus ihrem Mund. Aber
Weitere Kostenlose Bücher