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Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
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ihre Augen glänzten.
    Er
nahm die Fernbedienung in die Hand, richtete sie auf den Fernseher, zoomte und
hielt das Bild auf ihrem Gesicht an. Sie sah glücklich aus. Er betrachtete das
Standbild ein paar Sekunden lang, drückte dann auf die Taste und ging zum
nächsten Segment über.
    Michael
lehnte sich vor und versuchte, sich an die verloren gegangenen Momente seiner
Kindheit zu erinnern, während sie vor ihm abrollten.
    Anne
Ryan stand auf Zehenspitzen, indes sie einen großen Stern aus Stanniolpapier
auf der Spitze eines Christbaums anbrachte, der mit Porcornschlangen,
blinkenden Lichtern und Kugeln aus Mattglas dekoriert war. Als der Stern
befestigt war, trat sie zurück und begutachtete ihr Werk. Sie wandte sich der
Kamera zu, machte einen Knicks, verzog daraufhin das Gesicht und deutete auf
die andere Seite des Zimmers.
    Die
Kamera machte einen Schwenk durch ein kleines, nettes Apartment, das festlich
geschmückt und voller Leute war. Sein Vater saß in einem antiken Schaukelstuhl
und hätschelte ein Kleinkind in der Armbeuge. Louis küsste das Kind auf die
Stirn und strich ihm mit dem Handrücken über die Wange.
    Michael
hielt der Hörer an sein Ohr. „Wie hast du diese Filme auf DVD gebracht?” fragte
er seinen Vater, der vor ein paar Sekunden angerufen hatte. Louis hatte Michael
gebeten, in sein Arbeitszimmer zu gehen und in der Schublade unter dem
Fernseher nachzuschauen. Dort hatte Michael einen DVD-Spieler vorgefunden wie
auch einen Stapel DVDs.
    „Ich
habe sie zu einem Mann in der Third Avenue bringen lassen,” sagte Louis. „Er
nimmt alte Heimfilme und brennt sie auf DVD.” Einen Moment lang war es still.
„Sie ist wunderschön, nicht wahr?”
    „Warum
gibt es keinen Ton?”
    „Dein
Großvater hat das alles aufgenommen. Er benutzte eine alte Kamera. Wir können
uns glücklich schätzen, dass wir das hier haben.”
    Michael
sah seiner Mutter zu. Sie trug ein langes und fließendes, weißes Kleid und
hielt einen ausgestopften Osterhasen ihrem Sohn hin. Er beobachtete sich, wie
er kicherte; er beobachtete sich, wie er grinste.  
    „Warum
tust du mir das an?”
    „Ich
möchte, dass du dich so an deine Mutter erinnerst, wie sie war. Es ist schon
lange her, Michael. Du hast sie vergessen.”
    „Ich
habe sie nicht vergessen,” sagte Michael. Ich
habe sie nicht vergessen.
    Die
Verbindung wurde unterbrochen.
    Als
das Telefon dreißig Minuten später läutete, sah Michael gerade die letzte DVD.
Er fühlte sich ausgelaugt und erschöpft. Er hielt das Bild an und griff nach
dem Hörer; er dachte, es sei sein Vater.
    Aber
der war es nicht.
    Die
nächsten paar Augenblicke lang hörte Michael dem Mann, der ihm in Las Vegas den
Kredit gegeben hatte, ruhig zu. Er hörte ihm zu, wie er ihn bedrohte, wie er
ihn anschrie.
    „Ich
weiß, dass Ihr Vater Sie in wenigen Tagen um einen Gefallen bitten wird,” sagte
der Mann. „Erfüllen Sie ihn ihm um Ihrer selbst willen, Michael. Wenn Sie das
aber nicht tun, wenn Sie sich dazu entschließen, Redman nicht zu töten, wird
Ihr Vater uns die letzte Rate nicht zahlen – und dann wird Mr. Santiago
mich bitten, ihm einen Gefallen zu tun.”

 
 
 
 
    KAPITEL
42

 
    „Wie
geht es Ihnen heute morgen?”
    Diana
wandte sich von dem Fenster ab, wo sie gestanden hatte, und schaute durch das
kleine Wohnzimmer auf Jack Douglas. Er stand in dem bogenförmigen Eingang,
hatte zwei Tassen Kaffee in der Hand und trug einen verblichenen, blauen
Bademantel mit lila Spuren von einem Bleichmittel und ausgefransten Ärmeln.
    Diana
zuckte mit den Schultern. „Es geht,” sagte sie. „Alles in allem.”
    Jack
nickte – er wusste, was sie meinte.
    Seine
Augen waren aus Mangel an Schlaf verquollen und sein Haar war zerzaust. Er ging
in die Mitte des Zimmers und setzte sich auf eine Sofaseite. „Ich habe Kaffee
gekocht,” sagte er. „Möchten Sie eine Tasse?”
    Diana
erwiderte, sie hätte gern eine. Als sie durchs Zimmer ging, fiel ihr auf, wie
seltsam es doch war, dass sie hier in seinem Apartment beieinander waren und
sich gegenseitig trösteten. Nachdem die Polizei gestern mit Erics Leiche
abgerückt war, war er in ihr Schlafzimmer gegangen, hatte ihr eine kleine
Reisetasche gepackt und ihr angeboten, mit in seine Wohnung zu kommen.
    Diana
wollte nicht alleine in ihrem Apartment sein. Sie war ihm dankbar für seine
Güte und willigte ein. Als sie so neben Jack saß, fragte sie sich erneut, wie
jemand, der mit der Übernahme von WestTex Incorporated zu tun hatte,

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