Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
ihn, Ihre Akten durchzugehen und Ihren Computer zu
benutzen?”
Diana drängte sich nur eine Antwort auf
– Eric brauchte Geld. Sie erzählte Jack von den riesigen
Krankenhausrechnungen, für die er verantwortlich war, nachdem George seine
Versicherung gekündigt hatte, von dem Wasserrohrbruch in seinem Apartment und
davon, wie das Wasser in die darunterliegende Wohnung durchgedrungen war und
Mrs. Aldrichs wertvolle Gemälde und Möbel ruiniert hatte.
„Sie
hat damit gedroht, Eric zu verklagen, und der war verzweifelt,” sagte sie. „Er
war auf dem besten Wege zum finanziellen Ruin, er wusste, dass er sich keinen
Anwalt leisten konnte – zumindest keinen guten –, und ich habe ihm
nicht angeboten, seine Verteidigung zu übernehmen. Bevor ich ihn gestern morgen
allein ließ, habe ich ihn gefragt, wie er sich das notwendige Geld beschaffen
wolle, um diese Schulden zu begleichen.”
„Und
was hat er darauf geantwortet?”
Es
dauerte einen Moment, bis Diana wieder sprechen konnte. Sie war von Celinas und
Erics Tod so überwältigt gewesen, dass sie das total vergessen hatte. „Er hat
etwas von Louis Ryan gesagt und dass er ihn um eine Anstellung bitten wolle.”
„Louis
Ryan?” sagte Jack. „Aber George hasst diesen Menschen. Celina hat mir gesagt,
dass Ryan George einmal beschuldigt hat, seine Frau umgebracht zu haben.”
Diana
hörte nicht, was Jack sagte. Sie konnte an nichts anderes denken als an die schrecklichen
Möglichkeiten, die sich vor ihr aufgetan hatten. Wie hatte sie das bloß
vergessen können? Schock? Das war alles, was ihr einfiel. „All die Rosen,”
sagte sie zu sich selbst.
„Wovon
sprechen Sie?”
Diana
ging an ihren Schreibtisch. In der linken Schublade waren die Akten, die sie
zur Übernahme von WestTex Incorporated angesammelt hatte – Akten, die
Eric weder gesehen noch gelesen hatte.
Sie
zog die Schublade auf, war aber nur wenig erleichtert, als sie sah, dass die
glänzende, schwarze Mappe noch immer so dalag, wie sie sie dorthin gelegt
hatte. Sie nahm die Mappe heraus und legte sie auf den Tisch. Jack trat hinter
sie. Als Diana die Messingschnallen aufschnappen ließ, wusste sie, sofern der
Inhalt durcheinander war oder die Akten sogar fehlen sollten, dass sie George
würde sagen müssen, dass Eric aller Wahrscheinlichkeit nach diese Informationen
an Louis Ryan – oder an einen anderen Konkurrenten – verkauft
hatte, und dass die Geschäfte mit WestTex und dem Iran nicht zustande kommen konnten.
Sie
öffnete die Mappe.
Drinnen
befanden sich etliche dunkelgrüne Ordner – und jeder einzelne war leer.
Sie ließ sich in den Sessel fallen. „Sie sind weg,” sagte sie. „Er hat sie
genommen.”
„Hat
was genommen?” fragte Jack.
„Die
Akten,” sagte Diana mit Ungeduld. „Die Unterlagen zur Übernahme von WestTex.
Die Papiere, die unser gesamtes Geschäft mit dem Iran dokumentieren. Eric hat
sie genommen.” Sie machte die Mappe mit einer raschen Bewegung zu, griff nach
einem der Telefone vor sich und rief beim Pförtner an. Ihr Herz raste.
Während
sie darauf wartete, dass jemand abnahm, sagte sie zu Jack: „Als Eric im
Krankenhaus war, hat Louis Ryan ihm Dutzende von Rosen geschenkt. Zu dieser
Zeit dachte ich, er würde Eric einen Job anbieten.” Sie nickte in Richtung
Mappe. „Nun weiß ich, was das für ein Job war.”
Ein
Mann nahm das Gespräch entgegen.
„Billy,”
sagte sie. „Diana Crane hier. Beantworten Sie mir doch bitte ein paar Fragen.”
„Natürlich,
Ms. Crane.”
„Gestern
morgen, als ich wegging, hatten Sie Dienst, oder?”
„Das
stimmt.”
„Ich
muss wissen, ob Mr. Parker das Gebäude verlassen hat, während ich weg war.”
Der
Mann blieb einen Moment lang still. Er räusperte sich und sagte: „Jawohl.”
Diana
schloss die Augen. Als sie gestern vom Markt zurückgekommen und ihr Apartment
leer vorgefunden hatte, hatte sie angenommen, dass Eric in seiner eigenen
Wohnung war, um selbst den Schaden zu begutachten. Weil sie fühlte, dass er
allein sein wollte, begann Diana mit dem Mittagessen. Und dann kam der Anruf
von George Redman, in dem er sie über Celinas Tod informierte und sie fragte,
ob sie zu einer Krisensitzung kommen könne. In der Eile wegzukommen, hatte sie
zwei Einkaufstüten umgeworfen.
Zu
der Zeit hatte Diana keinen weiteren Gedanken an Erics Abwesenheit verloren.
Jetzt wusste sie, dass er überhaupt nicht in seinem Apartment gewesen war.
„Hat
er gesagt, wohin er gehen wollte?” fragte
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