Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
„Und schwer, Sitzplätze zu bekommen. Die Fluggesellschaften sind
womöglich alle ausgebucht ...”
„Mir
ist egal, wie teuer das wird,” sagte Michael. „Und es braucht auch nicht Madrid
zu sein. Überall in Europa ist mir recht, aber es muss ein Flug für heute Nacht
sein – nach Mitternacht.”
„Nach
Mitternacht,” wiederholte die Frau. „In Ordnung. Einen Augenblick, bitte ...”
Er
blickte durch die weitläufige Fensterfront der Agentin, sah Touristen und
Geschäftsleute auf dem Gehweg vorübereilen sowie gutgekleidete Frauen mit
Einkaufstüten und einen Obdachlosen, der einen rostigen Einkaufswagen vor sich
herschob. Von Spocatti war nichts zu sehen.
„Für
Madrid habe ich nichts,” sagte die Agentin. „Dasselbe gilt für London und
Paris. Sind Sie schon mal in Milan gewesen?”
„Öfters,”
sagte Michael. „Und mir gefällt es dort sehr gut, besonders im Sommer. Warum
probieren Sie nicht das?”
Ihre
Finger tanzten über die Tasten. Michael schaute wieder aus dem Fenster –
und diesmal sah er eine Frau am Straßenrand, die an einem Briefkasten lehnte
und durch eine Zeitung blätterte. Sie kam ihm bekannt vor; irgendwo musste er
sie schon einmal gesehen haben. Aber er konnte sich nicht erinnern, wo das
gewesen war.
„Sie
haben Glück,” sagte die Agentin. „Ich kann zwei Plätze in der ersten Klasse
nach Milan für Sie buchen.” Michael runzelte die Stirn. Er beugte sich auf
seinem Sitz nach vorne und blickte die Frau auf der Straße weiterhin an. „Wann
geht die Maschine?” fragte er.
„Um
0.34 Uhr.”
Michael
griff nach seiner Brieftasche. Die Frau auf der Straße warf ihre Zeitung in
einen metallenen Abfallbehälter und gab nun Nummern in ihr Mobiltelefon ein.
Sie sah zu ihm hinüber. Ihre Blicke trafen sich, und sie schaute wie beiläufig
zur Seite.
Michael
erschrak – er kannte das Gesicht. Als er und Leana früher am Tag ihr
Apartment verlassen und und einem Taxi gewunken hatten, war ihnen diese Frau
mit einer Zeitung unter dem Arm entgegengekommen. Sie hatte ihn im Vorbeigehen
von der Seite her angeschaut.
Michael
war dabei ihr besonders gutes und dunkles Aussehen aufgefallen; es war
klassisch europäisch. Nun musste er einsehen, dass sie für Spocatti arbeitete.
Er
blickte die Agentin an; sein Herz schlug heftig. „Wie viel kosten die Karten?”
fragte er. „Ich hab’s eilig.”
Die
Frau nannte ihm den Preis. „Ich brauche Ihren Namen,” sagte sie. „Zusammen mit
dem Namen der Person, mit der Sie reisen.”
„Ich
reise mit meiner Frau,” sagte Michael und reichte ihr das Geld. „Mr. und Mrs.
Michael Ryan.” Er schaute wieder aus dem Fenster und stellte erschrocken fest,
dass die Frau verschwunden war. Er stand von seinem Platz auf, trat an die
Fenster und suchte die Menschenmenge auf der Straße nach ihr ab.
Aber
es war keine Spur von ihr zu entdecken. Es war, als ob sie sich einfach in Luft
aufgelöst hätte.
„Stimmt
etwas nicht, Sir?”
Michael
fühlte sich niedergedrückt vor Furcht. Er wandte sich von den Fenstern ab,
blickte die verdutzte Agentin an und sah, dass sie eine Quittung für ihre
elektronischen Flugkarten in einen Umschlag getan hatte.
„Etwas
stimmt in der Tat nicht,” sagte er. „Er trat an ihren Schreibtisch, steckte die
Karten ein und zog seine Brieftasche hervor. Er gab ihr einen
Hundert-Dollar-Schein.
„Wenn
es einen zweiten Ausgang gibt,” sagte er, „dann gehört der Ihnen.”
KAPITEL
52
Leana
schritt rasch durch die belebte Lobby und überprüfte – mit Zack Anderson
an ihrer Seite – jeden Tisch, an dem sie vorbeikam. „Es ist schon spät,”
sagte sie. „Warum sind die Blumen noch nicht da?”
„Gute
Frage,” sagte Anderson. „Ich habe den Blumenhändler vor einer Stunde angerufen
und ihn niedergemacht. Man hat mir versichert, dass die Lieferung unterwegs
sei.”
„Unterwegs?”
sagte Leana. „Wo befindet sich das Geschäft des Blumenhändlers?”
„An
der Dritten und Fünfundvierzigsten Straße.”
Leana
schüttelte den Kopf. „Das sind zehn Minuten von hier. Rufen Sie sie an und
sagen Sie ihnen, wenn sie daran interessiert sind, mit uns Geschäfte zu machen,
dann sind die Blumen in den nächsten zehn Minuten hier. Keine Ausreden.”
„In
Ordnung.”
„Was
ist mit dem Sicherheitspersonal?” fragte sie. „Sollten die mittlerweile nicht
schon hier sein?”
„Sie
sind hier,” sagte er. „Sie sind kurz nach Ihnen eingetroffen.”
Leana
schaute sich in der Lobby um.
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