Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
sich bereit machte, mit den anderen
fortzugehen. „Sieh zu, dass du heute Abend vor diesem Eingang parkst. Wenn
nicht, wenn Miko und Tony von dort nicht unversehrt wegkommen, dann wirst du genauso
kaltgemacht wie Leana Redman.”
Nicky
sah ihnen zu, wie sie weggingen, und dachte darüber nach, was für ein Mistkerl
De Cicco sein könnte, wenn einer dieser Monitore nochmals piepsen sollte.
Er
schaute Mario an und dann auf den Monitor – eine grüngezackte Linie raste
über den Schirm. Neugierig trat er an Marios Seite und blickte mit schierem
Erstaunen auf das Gespinst von Schläuchen und Drähten, die ihn wie ein Netz
umsponnen hielten.
Er
hatte Mario schon immer respektiert – der Mann war gerecht und hatte
Stil. Als Nicky sich um die Familie verdient gemacht hatte, war Mario der erste
gewesen, der ihm in jener Nacht gratuliert hatte, der mit ihm durch die Kneipen
gezogen war und sich mit ihm zusammen betrunken hatte. Nicky wollte, dass er am
Leben blieb. Er drückte Marios Schulter und wollte gerade seinen Namen sagen,
als Mario die Augen aufschlug.
Sie
starrten einander an. Um Marios Augen bildeten sich kleine Falten, und er
brachte ein Lächeln zustande. „Sind sie weg,” fragte er.
Nickys
Mund ging auf. Er schaute schnell zur Tür hin und setzte zu sprechen an, als
Mario seine Hand ergriff. „Nein,” sagte er. „Mit denen will ich nicht sprechen.
Ich will nur mit dir reden. Komm her. Komm näher. Und hör mir zu, Nicky. Ich
werde dich zu einem äußerst reichen Mann machen.”
* * *
Spocatti
zwängte sich durch die Drehtür aus Messing des Manhattan Enterprises-Gebäudes
und ließ die sengende Hitze von Midtown hinter sich.
Schnell
ging er durch die geschäftige Lobby, nahm einen letzten Zug von seiner
Zigarette und warf die noch brennende Kippe auf den Fußboden. Er blieb vor
einer Fahrstuhlwand stehen, drückte auf die bereits beleuchtete Taste und
lächelte die Frau neben sich an. Sie war sehr hübsch und hatte langes, dunkles
Haar, das ihr in dicken Wellen auf den Rücken fiel.
Die
Türen öffneten sich.
Die
Frau trat hinein, und Spocatti folgte. Und wieder sah er sie an. Sie trug eine
dunkle Sonnenbrille, verwaschene Jeans und ein weißes T-Shirt. Sie hatte volle
Lippen, die in einem satten Rot angemalt waren. Er nickte ihr zu und lächelte,
als sie sein Nicken erwiderte.
Die
Türen schlossen sich, und sie waren allein. Spocatti drückte auf einen Knopf,
und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Die Frau blickte nach wie vor
geradeaus.
Er
schaute sie von der Seite her an. „Habt ihr ihn gefunden?” fragte er.
„Natürlich.
Wir haben ihn in einem Reisebüro in der Vierzigsten Straße geschnappt. Er ist
jetzt in deiner Wohnung.”
Wenn
ihn diese Nachricht erleichterte, so ließ Spocatti sich nichts anmerken. Er sah
nach oben auf den beleuchteten Zeiger des Fahrstuhls und beobachtete, wie die
Stockwerke vorbeisausten. „Und wohin hoffte unser Freund zu entkommen?”
Die
Frau öffnete ihre schwarze Lederhandtasche und entnahm ihr die Quittung für die
Flugkarten. Sie reichte sie Spocatti. „Er hat zwei Karten erster Klasse nach
Milan gekauft. Der Flug geht heute Nacht vom John F. Kennedy-Flughafen ab. Wenn
du mich fragst, dann hat er vor, mit Leana einen Ausflug zu machen.”
Spocatti
steckte den Umschlag ein und musterte ihren Gesichtsausdruck in den
Messingtüren des Fahrstuhls. Sie war atemberaubend in ihrer Arroganz. Ihr Name
war Amparo Gragera, und sie wog weniger als fünfzig Kilo. Spocatti hatte einmal
gesehen, wie sie einen Mann mit ihren bloßen Händen umbrachte, der doppelt so
schwer war. Ebenso wie ihre Schwester Carmen war auch sie ein wichtiges
Mitglied seiner Organisation, verfügte über ein komplettes Waffentraining und
besaß ein umfangreiches Computerwissen. Einmal war sie die Liebe seines Lebens
gewesen. Er wusste, dass sie genauso tödlich sein konnte wie er.
„Ist
für heute Abend alles vorbereitet?” fragte er.
„Terry
hat sich heute Morgen um alles gekümmert.”
„Und
du weißt, was von dir erwartet wird?”
„Hab’
ich dich jemals enttäuscht?”
„Nur
in persönlicher Hinsicht,” sagte er. „Aber nein, nie in professioneller.”
„Da
bin ich aber erleichtert.”
„Heute
ist unsere letzte Nacht in New York. Wie wär’s mit Abendessen, sobald unser
Auftrag erledigt ist?”
Der
Fahrstuhl stoppte. Seine Türen öffneten sich, und etliche Leute stiegen zu. Sie
fassten um sie herum und drückten Tasten auf der Bedienkonsole.
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