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Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
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Stadt sein, es würde in Kürze öffnen,
und es kostete $13 Millionen weniger als geplant.
    Schon
vor Jahren hatte er gelernt, wie man die Kosten niedrig hielt. Als sie noch
zusammen arbeiteten, hatte George Redman ihm vieles beigebracht.
    Am
Central Park South wurde gerade der Boden für Louis’ neue Wohnungsanlage
ausgehoben. Der Abriss der beiden Vorkriegsgebäude war bereits vier Wochen
zuvor abgeschlossen worden.
    Er
musste noch immer über das Metropolitan Museum of Art lachen, das ihn um die
vier Demi-Relief Art Deco Friesen gebeten hatte, die die Außenseite eines jeden
Gebäudes zierten. Zuerst hatte sich Louis dazu bereit erklärt, da er keinen
Grund gesehen hatte, sie nicht zu stiften. Womöglich würde es ihm eine gute
Presse einbringen und wäre darüberhinaus eine kostenlose Werbung für das neue
Gebäude. Als er aber erfuhr, dass es Wochen dauern würde, die Friesen
professionell zu entfernen – und ohne überhaupt die hunderttausende von
Dollar miteinzubeziehen, die er aus seiner eigenen Tasche würde bestreiten
müssen –, hatte er sie einfach abreißen lassen, da er weder bereit noch
gewillt war, für etwas zu bezahlen, das er für wertlose Kunst hielt.
    Er
trat vom Fenster zurück und ging die paar Schritte an seinen Schreibtisch. Sein
Büro war groß und angefüllt mit Dingen, die er als Kind nie hatte.
    In
der Bronx geboren, war Louis das Kind einer armen, schwer arbeitenden Familie.
Er blickte auf das Hochzeitsfoto seiner Eltern, das auf der anderen Seites des
Zimmers stand. Seine Mutter war auf einem roten Samtstuhl zu sehen; sie hatte
die Hände in dem Schoß gefaltet und lächelte zaghaft. Sie trug das einfache,
elfenbeinfarbene Hochzeitskleid, das ihre Mutter und Großmutter schon vor ihr
getragen hatten. Sie war siebzehn auf dem Foto, und Louis fand, dass sie
wunderschön aussah.
    Hinter
ihr stand Nick Ryan in einem der wenigen Anzüge, die er je besessen hatte. Er
war dunkelblau und für seinen schmächtigen Körper einige Nummern zu groß, doch
akzentuierten sein Lächeln und die trotzige Art und Weise, in der er seinen
Kopf zur Seite neigte, nicht den Anzug, sondern den Mann selber.
    Wenn
seine Eltern seinen Aufstieg nur hätten mitverfolgen können! Im Herbst 1968
wurde Nick Ryan in Vietnam getötet. Als Louis vom Schicksal seines Vaters
erfuhr, lernte er sehr schnell sein eigenes kennen. Im Alter von dreizehn
Jahren sah er sich in der Rolle des Versorgers; und damit war für ihn nichts
mehr, wie es zuvor gewesen war. Während seine Mutter für andere Leute wusch und
nebenbei nähte, arbeitete Louis vierzig Stunden die Woche als Tellerwäscher bei
Cappuccilli, dem Italienischen Restaurant am Ende ihrer Straße. In der Schule
bekam er lauter Einsen. Seine Mutter und er erstellten einen Plan und sparten
für eine Zukunft, von der sie nicht wussten, wie sie ihr gegenübertreten
sollten.
    Als
Team waren sie unschlagbar. In seinem achtzehnten Jahr, kurz nachdem Harvard
ihm ein volles Stipendium angeboten hatte, wurde seine Mutter krank. Sie war
ständig müde. In ihrem Nacken und in ihrer Leiste bildeten sich Knoten. Ihre
Gelenke schmerzten. „Ich habe stark abgenommen, Louis. Blut ist in meinem
Stuhl.”
    Er
brachte sie ins Krankenhaus. Der Arzt war grob, offen und kaltherzig. Nachdem
er Katherine Ryan untersucht hatte, nahm er ihren Sohn beiseite. „Da sind
Löcher in den Knochen Ihrer Mutter,” sagte er. „Sie hat Krebs. Man kann ihn
nicht mehr behandeln. Sie muss ins Krankenhaus eingeliefert werden, wenn auch
nur, um ihre Schmerzen zu lindern. Das kostet viel Geld. Sind Sie versichert?”
    Louis
schaute dem Mann fest in die Augen. „Nein, wir sind es nicht,” sagte er. „Aber
wir haben Geld. Also behandeln Sie sie dementsprechend.”
    Seine
private Hölle begann dann und dort. Die Zeiten waren schwer, und das
Krankenhaus war überfüllt. Man legte seine Mutter in ein Zimmer mit drei
anderen Frauen;   jede kämpfte um ein
Leben, das sie bereits verlassen wollte. Louis würde die Tage, die folgten, nie
vergessen: Er hatte drei Jobs, so dass er die Rechnungen bezahlen konnte, die
selten bezahlbar waren; er schlief so gut wie nie, damit er eine Frau besuchen
konnte, die seiner Mutter immer weniger glich; er hielt ihre Hand, weil er
wusste, dass sie Angst hatte und ihren Ehemann vermisste.
    Er
erinnerte sich an den nie enden wollenden Strom von Spezialisten, die eine
Giftspritze nach der anderen in einen Körper jagten, der schon ganz von selbst
Gift produzierte. Er beobachtete,

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