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Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
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wie seine Mutter allmählich von ihm Abschied
nahm. Ihre Haut wurde langsam zu groß für ihren Körper. Diese Erfahrung machte
Louis stark. Sie ließ ihn die Dinge in einem anderen Licht sehen.
    Gegen
Ende ihrer ersten Woche streckte Katherine, die mittlerweile von den Giften in
ihrem Körper so geschwächt war, die Hand aus und berührte das Knie ihres Sohnes
Louis. Ihre Stimme war ungewöhnlich stark, ein Entschluss brannte in ihren
Augen, und sie redete ruhig und verständlich. „Ich weiß, was du denkst,” sagte
sie. „Aber du wirst deinen Schulabschluss machen. Das musst du mir
versprechen.”
    „Mutter
–“
    „Hör’
mich an, Louis. Mein Leben wird wertlos gewesen sein, wenn du erfolglos
bleibst. Gott hat dir dieses Stipendium gegeben, und Gott hat mir diesen Krebs
gegeben. Er wird mich zu sich nehmen, aber Er wird dir dieses Stipendium nicht
nehmen. Im Herbst gehst du zur Schule. Du wirst erfolgreich sein.”
    „Aber
die Kosten –“
    „–
werden schon irgendwie beglichen werden.” Ihr Gesicht nahm einen milderen
Ausdruck an. Die Medikamente hatten einen Schatten auf ihre Augen geworfen, die
nun so grau waren wie die vier Wände um sie herum. Sie drückte seine Knie.
„Kannst du dir das nicht vorstellen? Kannst du dir nicht vorstellen, was einmal
aus dir werden wird?”
    Drei
Wochen vor dem Semesterbeginn an Harvard starb sie. Am Abend vor ihrem Tod
flüsterte sie ihm zu: „Ich möchte eingeäschert werden. Wenn ich schon sterbe,
wird dieser Krebs mit mir sterben. Ich werde nicht zulassen, dass er sich auch
weiterhin von meinem Körper ernährt. Ich werde ihn verbrennen. Ich werde das
letzte Wort haben.”
    Er
erfüllte ihr den Wunsch und verstreute ihre Asche in dem Park im Norden des Bundesstaates
New York, in den sie und sein Vater ihn früher mitgenommen hatten. An jenem Tag
schwor er sich dies: Ungeachtet der Kosten würde er diese Geschäftswelt
erobern. Er würde zu dem Besten der weltweit Besten aufsteigen.
    Seine
Konzentration blieb bis zu seinem vorletzten Jahr an Harvard ungebrochen; dann
traf er Anne.
    Eines
Nachmittags nahm er auf dem Nachhauseweg etwas wahr, das sich wie das Schreien
einer Frau und das Gebell von Hunden anhörte. Neugierig blieb Louis stehen und
lauschte. Einen Moment lang dachte er, er hätte sich getäuscht – im
Moment jedenfalls hörte er außer dem Dröhnen des Verkehrs und dem Knarren der
nackten Bäume in dem steifen Märzwind nichts.
    Doch
plötzlich stürzten sieben Hunde um die Straßenecke, an der er stand, und warfen
ihn auf ihrem Weg in die Innenstadt von Cambridge beinahe um. Louis schaute
ihnen nach und bemerkte die teuren Leinen aus Leder, die sich hinter ihnen
drehten und wanden.
    Und
dann sah er sie.
    „Um
Himmels willen!” rief die junge Frau, als sie um die Ecke kam. „Helfen Sie mir
sie einfangen!”
    Louis
rannte ihr nach. Sie war außer Atem, ihr Gesicht gerötet, und ihr langes
schwarzes Haar wogte. Louis wollte gerade fragen, wie sich sich losreißen
konnten, als sie stehenblieb und die Hände auf den Mund legte. Reifen
quietschten. Unbeeindruckt davon gesellte sich der Hund, der beinahe überfahren
worden wäre, zu seinen Freunden und trabte weiter, nur diesmal ein wenig
langsamer, während die Gruppe sich durch den Verkehr wand und ihren Weg
Richtung Innenstadt fortsetzte.
    „Beeilen
Sie sich!” sagte sie.
    Sie
rannten wieder los, diesmal schneller. Louis’ Gedanken rasten. „Sind die alle
an einer Leine?” fragte er.
    „Ja!”
    Er
rannte jetzt neben ihr. Sie ist hübsch ,
dachte er. „Ich laufe auf die andere Seite und schneide ihnen den Weg ab. Und
Sie treiben sie in meine Richtung.”
    Ihre
Augen wurden größer. „Und wie?”
    „Das
weiß ich auch nicht – versperren Sie ihnen den Weg und scheuchen Sie sie
in meine Richtung. Wenn sie nahe genug bei mir sind, greife ich nach der Leine,
und sie gehören wieder Ihnen.” Er blickte über die Straße und deutete auf eine
Baumgruppe. „Ich bin dort drüben.”
    „So
einfach werden wir’s bestimmt nicht haben.”
    „Doch,”
sagte er. „Los jetzt!”
    Er
überquerte die Straße. „Ich weiß nicht mal, wie Sie heißen,” sagte er. „Ich bin
Louis Ryan.”
    „Anne
Roberts,” sagte sie und rannte wieder los. „Und ich verspreche Ihnen, wenn wir
diese Hunde einfangen, werde ich mich erkenntlich zeigen!”
    Beim
Abendessen an demselben Tag erzählte Anne Louis, dass sie die Hunde spazieren
führte, um zusätzliches Geld fürs College zu verdienen. Und wenn er heute

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