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Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)

Titel: Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Smith
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schloss die Augen. Der Morgen war
bereits warm und schwül. Er drehte sich auf die Seite und betrachtete das, was
zu seinem einzigen Heim geworden war: ein überteuertes Einzimmer-Apartment in
Avenue B, das ganz ekelhaft roch und mit Kisten angefüllt war, die aus der
ganzen Welt kamen.
    Rufus
stupste seinen Arm an, und Michael stand auf. Er sah vorsichtig aus dem Fenster
und gewahrte eine kleine Gruppe Menschen auf dem Gehsteig. Sie bildeten einen
Kreis um eine Frau, die mit dem Gesicht nach unten auf der Straße lag, und um
deren Kopf sich bereits eine Pfütze gebildet hatte. Manche sprachen in ihre
Mobiltelefone, andere machten Fotos. Willkommen
in New York , dachte er.
    Michael
nahm den Teller aus Rufus’ Maul und füllte ihn mit Trockenfutter. Eine
Kakerlake rannte über die Arbeitsplatte in der Küche. Er war sich der Ironie,
dass er jetzt in dieser Absteige lebte, durchaus bewusst.
    Er
war gerade mal vierunddreißig und zählte zu den einflussreichsten Männern in
Hollywood. Seine Filme spielten an der Theaterkasse Millionen ein, seine sechs
Romane waren Bestseller, vier von ihnen hatte er zu einem Drehbuch
umgearbeitet; in allen   spielte er
die Hauptrolle, alle produzierte er. Das Publikum sah in ihm nicht nur einen
ausgezeichneten Schauspieler und Schriftsteller, sondern auch einen angesehenen
Geschäftsmann. Mit seinen Romanen und Filmen versetzte er sein Publikum in eine
andere Welt und ermöglichte ihm die Flucht, die es verlangte. Er war sein
König, er war sein Liebling. Er war unschlagbar.
    Aber
sie irrten sich.
    Die
Öffentlichkeit wusste nur, was Michael Archer sie wissen lassen wollte. Deshalb
wusste sie auch nicht, dass dieses Apartment sein Leben repräsentierte –
und dass sich dieses Leben in Gefahr befand.
    Die
Warnungen begannen als kleine Erinnerungen. Nach jedem größeren Kauf riefen ihn
sein Manager und sein Buchhalter an und rieten ihm, seine Ausgaben
einzuschränken. „Du bist nicht die Regierung, Michael,” sagten sie gewöhnlich.
„Denk daran, selbst du hast finanzielle Grenzen.”
    In
der Regel nickte Michael und hörte zu, schon bald aber vergaß er ihre Mahnungen
und erinnerte sich stattdessen an seinen Anfang in Hollywood, eine Zeit, in der
das Geld so knapp war, dass er sich glücklich schätzen durfte, wenn er pro Tag
eine Mahlzeit essen konnte. Damals hatte er noch keine Villa in Italien
besessen, kein Reihenhaus in Boston und kein Anwesen in Beverly Hills. Damals
hatte Michael außer dem alltäglichen Kampf ums Überleben und seinem schäbigen
Apartment im Westen von Los Angeles nichts gekannt.
    Um
der Erinnerung an diese Zeit zu entkommen, umgab sich Michael mit Luxus; oft
gab er mehr Geld in einer Woche aus, als viele in einem Jahr verdienten. Er
hatte sich nie vorstellen können, dass seine Konten eines Tages aufgebraucht
sein würden – bis es dann passierte.
    Er
machte gerade Urlaub in einem Luxus-Resort in Kairo, als ihn sein Manager
anrief und ihn dahingehend informierte, dass die Bank alle drei seiner Häuser
zwangsvollstrecken lassen wollte. Auch seinen Ferrari, seinen Lamborghini sowie
die beiden Jachten sollte er verlieren.
    Er
konnte es nicht glauben.
    „Wenn
du bis Freitag nicht mindestes $2 Millionen auftreiben kannst, um deine
Schulden abzudecken, wird dir alles genommen.”
    „Bis
Freitag?” sagte Michael. „Das ist in drei Tagen.”
    „Wir
haben dich gewarnt, Michael. Das ist keine Überraschung für dich.”
    „Was
sind meine Optionen?”
    „Im
Augenblick? Da gibt es zwei.”
    „Du
könntest deinen Vater bitten.”
    „Das
kommt auf keinen Fall in Frage.”
    „Oder
du könntest dich im Glücksspiel versuchen.”
    „Ich
habe kein Geld,” sagte er. „Hast du das schon vergessen?”
    „Du
könntest dir welches leihen,” sagte der Mann. „Ein Freund von mir leitet das
Aura in Las Vegas. Ich könnte dir den Gefallen tun und ihn anrufen und ihm
sagen, dass du für ein Wochenende kommst und dass du kreditwürdig bist.”
    „Und
was ist, wenn ich verliere und den Kredit nicht zurückzahlen kann?”
    „Dann
steckst du in großen Schwierigkeiten. Das ist nur ein Vorschlag, Michael, und
keiner, dem du blindlings folgen solltest. Du solltest dich an deinen Vater
wenden. Dazu rate ich dir, nicht zum Glücksspiel.”
    Aber
Michael tat genau das.
    Wie
versprochen, war der Kredit kein Problem. Ihn zurückzuzahlen allerdings, war
ein großes. Michael spielte stundenlang an einem der Black Jack-Tische des
Casinos und verlor alles. Jetzt schuldete er

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