Fifth Avenue--Ein Thriller (German Edition)
später. Ich rufe wegen etwas
anderem an.”
„Und
das ist?”
„Ich
glaube, wir sollten das lieber nicht am Telefon besprechen.”
„Und
warum nicht?”
„Es
handelt sich um deine Schwester.”
Etwas
in ihr zog sich zusammen. „Was auch immer Leana jetzt getan hat –“
„Sie
wurde verprügelt, Celina.”
„Verprügelt?”
„Eric
hat sie am Abend von unserer Party geschlagen – wahrscheinlich schon
bald, nachdem du das Zimmer verlassen hast. Wenn ich das bereits heute Morgen
gewusst hätte, wäre er jetzt im Krankenhaus und nicht auf Arbeitssuche.”
Das
ging ihr alles zu schnell. Ihr Verstand versuchte, das aufzunehmen, was ihr
Vater gesagt hatte. „Hast du ihn gefeuert?”
„Selbstverständlich
habe ich ihn gefeuert,” sagte George. „Aber das ist erst der Anfang. Aber pass
auf: Ich möchte das nicht am Telefon besprechen. Kannst du nach Hause kommen?”
* * *
Sie
befanden sich in Georges Arbeitszimmer. Nach dreißig Minuten langen Schweigens
und erhobenen Stimmen war es im Raum jetzt still geworden. Celina schaute von
ihrem Vater auf ihre Mutter und dann zurück auf George. Er saß an seinem
Schreibtisch, und sein Gesicht war gerötet. Nur ganz selten in ihrem Leben
hatte sie ihn so aufgebracht erlebt.
George
unterbrach die Stille. „Wenn wir eine Klage gegen Eric anstrengen, wenn wir ihn
vor Gericht bringen, werden unsere Namen sowie der Leanas durch jedes
Revolverblatt gezogen, das man am Zeitungsstand kaufen kann. Und wofür? Damit
Eric auf freiem Fuß bleibt, weil niemand die Verprügelung gesehen hat?”
Elizabeth
blickte ihn finster an. Sie war gerade von einem Mittagessen im Rahmen einer
Wohltätigkeitsveranstaltung zurückgekehrt, als George sie in sein Arbeitszimmer
gebeten und gesagt hatte, dass er mit ihr reden müsse.
„Und
unsere Tochter?” sagte sie. „Reicht ihre Aussage nicht?”
„Er
wird sein Wort gegen das von Leana sein.”
„Na
also. Leana wird gewinnen. Diana Crane wird das garantieren. Sie wird diesen
Mann hinter Gitter bringen.”
George
dachte an heute Morgen, als Diana Erics Telefon abgenommen hatte. Er war sich
fast sicher, dass die beiden miteinander im Bett waren, als er anrief. Und wenn
das stimmte, wenn Diana mit Eric schlief, dann würde sie Leana vor Gericht wohl
kaum eine Hilfe sein.
Er
blickte Elizabeth an und sagte zurückhaltend: „Ich glaube nicht, dass das so
ablaufen wird.”
„Und
wieso nicht?”
„Ich
habe meine Gründe.”
„Was
für Gründe?”
„Gründe,
um die du dich nicht zu kümmern brauchst.”
Er
bemerkte die Verwirrung in Celinas Gesicht und starrte seine Frau an. Er würde es ihr später sagen –
wenn Celina nicht da wäre. „Worauf es ankommt, ist das,” sagte er: „Leana würde
verlieren, ganz gleich, wer sie vor Gericht vetritt. Eric Parker hat ein
vorbildliches Leben geführt. Die Exkursion unserer Tochter ins Reich des
Kokains war einmal der Mittelpunkt eines Medienzirkuses. Die Verteidigung würde
größten Wert darauf legen, das Gericht daran zu erinnern. Ihre Aussage wäre
ohne Gewicht.”
„Ich
habe sie in jenem Zimmer zusammen gesehen,” sagte Celina. „Ich habe Leana im
Beisein von Eric beschuldigt, das eingefädelt zu haben. Das muss doch auch zu
etwas gut sein, Dad. Das ist doch ein Motiv, Herrgott nochmal.”
„Ihr
zwei scheint zu vergessen, dass Leana sich nicht dazu äußert. Ich bin mir
sicher, sie hat nie gewollt, dass irgendjemand von der Sache erfährt.”
„Aber
warum nicht?” sagte Elizabeth. „Warum ist sie nicht zu uns gekommen?”
„Weil
sie wütend ist,” sagte Celina. „Sie ist wütend auf uns, sie ist wütend auf das
Leben. Das ist noch nie anders gewesen.”
„Aber
ich verstehe nicht, warum. Wir haben dem Mädchen doch alles gegeben.”
„Außer
Liebe,” sagte George.
Elizabeth,
die man für ihre Ausgeglichenheit und Anmut verehrte, drehte sich zu George um,
ohne die geringste Spur dieser Eigenschaften zu zeigen. „Willst du damit sagen,
dass ich meine Tochter nicht liebe?”
„Du
liebst Leana ebenso sehr wie ich. Was ich sagen möchte, ist, dass wir Leana
recht wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben, als sie herangewachsen ist, und
deswegen ist sie so zornig.” Er betrachtete das Bild von Leana auf seinem
Schreibtisch und bemerkte zum ersten Mal, dass es feinsäuberlich hinter den
Fotografien von Celina und Elizabeth versteckt stand. Er fragte sich, ob Leana
sich so sah: feinsäuberlich in einem silbernen Rahmen – hinter den
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