Fight Club: Roman (German Edition)
Verwaltungskosten hätte mehr ergeben als unser Gewinn im ersten Quartal. Selbst wenn jemand unseren Fehler entdeckt, können wir immer noch eine ganze Reihe trauernder Familien entschädigen, bevor wir uns den Kosten für die nachträgliche Innenausstattung von sechstausendfünfhundert Fahrzeugen nähern.
In dieser Woche jedoch machen wir eine Rückrufaktion. Und in dieser Woche ist die Schlaflosigkeit wieder da. Schlaflosigkeit, und alle Welt scheint kurz vorbeizuschauen und einen dumpfen Schlag auf mein Grab zu landen.
Mein Chef trägt seine graue Krawatte, also muss heute ein Dienstag sein. Mein Chef kommt mit einem Blatt Papier an meinen Schreibtisch und fragt, ob ich etwas vermisse. Das Blatt hier hat jemand im Kopiergerät liegen lassen, sagt er und beginnt zu lesen:
»Regel Nummer eins des
Fight Clubs
heißt: Man redet nicht darüber.«
Sein Blick schweift von einer Seite des Papiers zur anderen, und er kichert.
»Regel Nummer zwei des
Fight Clubs
heißt: Man redet nicht darüber.«
Ich höre Tylers Worte aus dem Mund meines Chefs, Mister Chef mit seinem Wohlstandsbauch, dem Familienfoto auf seinem Schreibtisch und seinen Träumen von einem vorzeitigen Ruhestand und den Wintern, die er in einem Wohnwagencamp in irgendeiner Wüste in Arizona verbringt. Mein Chef mit seinen extra gestärkten Hemden und dem stehenden Termin beim Friseur, jeden Dienstag nach dem Lunch, er sieht mich an und sagt:
»Ich hoffe, das gehört nicht Ihnen.«
Ich bin Joes vor Wut kochendes Blut.
Tyler bat mich, die
Fight Club
regeln abzutippen und ihm zehn Kopien zu machen. Nicht neun, nicht elf. Zehn, sagt Tyler. Aber ich habe die Schlaflosigkeit und kann mich nicht erinnern, in den letzten drei Nächten geschlafen zu haben. Das hier muss das Original sein, das ich getippt habe. Ich habe zehn Kopien gemacht und das Original vergessen. Der Paparazziblitz des Kopiergeräts in meinem Gesicht. Der Abstand der Schlaflosigkeit zu allem, eine Kopie einer Kopie einer Kopie. Du kannst nichts berühren, und nichts kann dich berühren.
Mein Chef liest:
»Regel Nummer drei des
Fight Clubs
heißt: Zwei Mann pro Kampf.«
Keiner von uns verzieht eine Miene. Mein Chef liest:
»Immer nur ein Kampf gleichzeitig.«
Ich habe seit drei Tagen nicht geschlafen, es sei denn, ich schlafe jetzt. Mein Chef fuchtelt mit dem Papier vor meiner Nase herum. Was ist damit, sagt er. Ist das ein kleines Spielchen, das ich auf Kosten der Firma spiele? Ich werde für meine volle Aufmerksamkeit bezahlt und nicht dafür, meine Zeit mit kleinen Kriegsspielen zu verplempern. Und ich werde nicht dafür bezahlt, die Kopiergeräte zu missbrauchen.
Was ist damit? Er schwenkt das Papier vor meiner Nase. Was, glaube ich, fragt er, soll er mit einem Angestellten machen, der seine Arbeitszeit in irgendeiner kleinen Phantasiewelt verbringt. Wenn ich an seiner Stelle wäre, was würde ich tun?
Was würde ich tun?
Das Loch in meiner Wange, die blauschwarze Schwellung um meine Augen herum und die geschwollene rote Narbe von Tylers Kuss auf meinem Handrücken, eine Kopie einer Kopie einer Kopie.
Spekulation.
Warum will Tyler zehn Kopien der Kampftreffregeln?
Hindukuh.
Was ich tun würde? Ich wäre sehr vorsichtig, mit wem ich über dieses Papier spreche, sage ich.
Ich sage, es klingt, als hätte es irgendein gefährlicher psychopathischer Killer geschrieben, und dieser verklemmte Schizophrene kann vermutlich jeden Moment an seinem Arbeitsplatz durchdrehen und mit einer Armalite AR-180 Halbautomatik von Büro zu Büro pirschen.
Mein Chef schaut mich nur an.
Der Kerl, sage ich, ist wahrscheinlich jeden Abend bei sich zu Hause mit einer rattenschwänzigen Feile zugange und feilt ein Kreuz in die Spitze von jeder Kugel. Wenn er dann nämlich eines Morgens zur Arbeit erscheint und eine Kugel in seinen nörgelnden, unfähigen, engstirnigen, ewig jammernden, arschkriecherischen Chef ballert, wird diese Kugel entlang der eingefeilten Rillen aufplatzen, so wie ein Dumdumgeschoss in Ihrem Körper aufgeht und eine Hand voll Ihrer stinkenden Eingeweide durch Ihr Rückgrat bläst.
Mein Chef nimmt das Papier von meinem Gesicht weg. Weiter, sage ich, lesen Sie noch ein wenig vor.
Im Ernst, sage ich, es klingt faszinierend. Das Werk eines absolut kranken Hirns.
Und ich lächle. Die kleinen, an ein Arschloch erinnernden Ränder des Lochs in meiner Wange sind von demselben Blauschwarz wie das Zahnfleisch eines Hundes. Die straff gespannte Haut über der Schwellung um meine Augen
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