Fight Club: Roman (German Edition)
und ich sage wieder und wieder, ich war’s nicht. Ich war’s nicht.
Ich habe es nicht getan.
»Meine Mutter! Du schüttest sie überallhin! «
Wir mussten Seife machen, sage ich, das Gesicht hinter ihr Ohr gepresst. Wir mussten meine Hose waschen, die Miete bezahlen, das Leck in der Gasleitung reparieren. Ich war’s nicht.
Tyler war’s.
Marla schreit: »Wovon redest du eigentlich?« und windet sich aus ihrem Rock. Ich strample, um mit Marlas bedrucktem indischen Baumwollrock im Arm von dem verschmierten Boden hochzukommen, und Marla, in ihrem Höschen, den Keilabsätzen und der Folklorebluse, reißt das Tiefkühlfach des Kühlschranks auf, und da drinnen ist kein Collagenvorrat.
Zwei alte Taschenlampenbatterien sind da, aber das ist auch alles.
»Wo ist sie?«
Ich krieche bereits rückwärts, weg von Marla und dem Kühlschrank, meine Hände und meine Schuhe rutschen auf dem Linoleum, und mein Hintern wischt einen sauberen Pfad über den schmutzigen Boden. Ich halte den Rock in die Höhe, damit ich Marlas Gesicht nicht sehen muss, als ich es ihr sage.
Die Wahrheit.
Wir haben Seife daraus gemacht. Aus ihr. Marlas Mutter.
»Seife?«
Seife. Du kochst Fett. Du mischst es mit Lauge. Du bekommst Seife.
Als Marla losschreit, werfe ich ihr den Rock ins Gesicht und renne. Ich rutsche aus. Ich renne.
Immer rund um den ersten Stock, Marla hinter mir her. Wir schleudern um die Ecken, stoßen uns von den Fenstereinfassungen ab, um Schwung zu kriegen. Wir rutschen.
Wir hinterlassen schmutzige Händeabdrücke von Schmiere und Fußbodendreck auf den geblümten Tapeten. Wir fallen und rutschen in die Wandvertäfelung, stehen wieder auf, rennen.
Marla schreit: »Du hast meine Mutter gekocht!«
Tyler hat ihre Mutter gekocht.
Marla schreit, und sie ist immer einen Hieb mit ihren Fingernägeln hinter mir.
Tyler hat ihre Mutter gekocht.
»Du hast meine Mutter gekocht!«
Die Vordertür stand noch offen.
Und dann war ich aus der Tür hinaus, und Marla stand schreiend im Eingang hinter mir. Meine Füße rutschten auf dem betonierten Gehweg nicht aus, und ich rannte einfach weiter. Bis ich Tyler fand, oder Tyler mich, und ich ihm erzählte, was passiert war.
Jeder mit einem Bier, machen Tyler und ich uns auf dem Vorder- und dem Rücksitz breit, ich auf dem Vordersitz. Wahrscheinlich ist Marla immer noch in unserem Haus, schmeißt Zeitschriften an die Wand und schreit, was für ein Arschloch und falscher, kapitalistischer Schleimscheißer ich bin. Die Meilen von Nacht zwischen mir und Marla warten mit Insekten, Melanomie und Fleisch fressenden Viren auf. So übel bin ich nicht dran.
»Wenn ein Mensch vom Blitz getroffen wird«, sagt Tyler, »brennt sein Kopf zu einem schwelenden Baseball zusammen, und es schweißt seinen Reißverschluss zu.«
Ich sage, sind wir heute Nacht ganz unten angekommen?
Tyler legt sich zurück und fragt: »Wenn Marilyn Monroe in diesem Augenblick leben würde, was würde sie tun?«
Gute Nacht, sage ich.
Die Innenverkleidung hängt in Fetzen vom Wagendach herunter, und Tyler sagt: »Am Deckel ihres Sarges kratzen.«
12
Mein Chef steht zu dicht an meinem Schreibtisch, mit seinem dürftigen Lächeln, die Lippen zu einem Strich zusammengepresst, der Schritt seiner Hose an meinem Ellbogen. Ich blicke von dem Begleitbrief für eine Rückrufaktion auf, den ich gerade schreibe. Diese Briefe beginnen immer gleich:
»Wir senden Ihnen diese Nachricht in Übereinstimmung mit den Forderungen des Bundesgesetzes über die Sicherheit von Kraftfahrzeugen. Wir haben festgestellt, dass ein Defekt aufgetreten ist…«
Diese Woche bin ich das Haftungsformular durchgegangen, und ausnahmsweise hat A mal B mal C mehr ergeben als die Kosten eines Rückrufs.
In dieser Woche ist es die kleine Plastikklammer, die das Wischerblatt am Scheibenwischer festhält. Ein Wegwerfteil. Nur zweihundert Fahrzeuge betroffen. Arbeitskosten fast null.
Letzte Woche war schon typischer. Letzte Woche drehte es sich um ein Leder, das mit einer bekanntermaßen Missbildungen erzeugenden Substanz behandelt war, synthetisches Nirret oder etwas gleichermaßen Verbotenes, das in der Dritten Welt noch immer zum Gerben benutzt wird. Etwas, das so stark ist, dass es angeborene Schäden beim Fötus jeder Frau verursachen kann, die damit in Berührung kommt. Letzte Woche hat niemand das Verkehrsministerium angerufen. Niemand hat einen Rückruf veranlasst.
Neues Leder, multipliziert mit den Arbeitskosten, multipliziert mit den
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