Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
hinüberschaffen.«
»Stimmt. In
Das geheime Meer
fahren sie auf einem magischen Fahrrad, danach sollten wir also Ausschau halten. Vielleicht gibt es am Haus eine Garage oder einen Schuppen mit alten Sachen.«
»Aber die Fans haben wahrscheinlich schon vor Jahren den Laden komplett ausgeräumt, das müsste dir doch klar sein«, wandte Josh ein. »Wir sind garantiert nicht die Ersten, die auf die Idee kommen.«
»Dann, in
Die Wanderdüne
, stehen Helen und Jane auf einer Wiese irgendwo in der Nähe und malen. Nicht gerade der wahrscheinlichste Weg, aber wir könnten uns für alle Fälle in Fowey Malzubehör besorgen. Das war’s.«
»Nein, nicht ganz.« Niemand konnte Quentin das Wasser reichen, wenn es um das Wissen über Fillory ging, nicht einmal Julia. »Am Ende von
Der fliegende Wald
gelangt Martin zurück, ohne dass Plover erklärt, wie. Außerdem hast du ein Buch vergessen,
Die Zauberer
, in dem Jane die Hauptrolle spielt und erzählt wird, wie sie nach Fillory zurückkehrt, um ihren Bruder zu suchen. Sie hat die magischen Knöpfe benutzt, die sie im Brunnen gefunden hat. Helen hatte eine ganze Schachtel von ihnen hineingeworfen. Jane hat nur einen verwendet, um zurückzukehren, also könnten noch jede Menge drinliegen.«
Julia drehte sich auf dem Beifahrersitz um.
»Woher weißt du das?«
»Weil ich sie getroffen habe. Jane Chatwin. In Fillory. Als ich mich von den Verletzungen vom Kampf gegen Martin Chatwin erholt habe. Nachdem Alice gestorben war.«
Im Wagen herrschte Stille, nur unterbrochen von dem Klicken des Blinkers, als Poppy an einer Kreuzung abbog. Julia musterte Quentin mit ihren leeren, ausdruckslosen Augen.
»Manchmal vergesse ich, was du alles durchgemacht hast«, sagte sie schließlich und drehte sich wieder nach vorn.
Sie brauchten nur eine Dreiviertelstunde, bis sie Plovers Haus gefunden hatten, das als Darras House bekannt war. Einst musste es sehr einsam gelegen haben, aber inzwischen konnte man es über eine gepflegte Landstraße erreichen. Poppy hielt rechts am Straßenrand, und da dieser nicht befestigt war, neigte sich der Jaguar gefährlich zu einer Seite.
Alle vier stiegen aus und schlenderten die Straße entlang. Es war etwa halb vier, und es herrschte kein Verkehr. Das Grundstück war von einer beeindruckenden Steinmauer umgeben, und das Tor umrahmte mit einer fast pedantischen architektonischen Perfektion das Panorama eines schlossähnlichen Landhauses, umgeben von einem gepflegten Park. Darras House gehörte zu jenen rechteckigen englischen Häusern aus grauem Stein, die im achtzehnten Jahrhundert nach irgendeiner spinnerten Theorie über Symmetrie, die idealen Proportionen und perfekte Größenverhältnisse konstruiert worden waren.
Quentin wusste, dass Plover reich gewesen war – er hatte bereits in Amerika ein Vermögen mit irgendwelchen Kurzwaren erworben, bevor er nach Cornwall gezogen war und die Fillory-Romane geschrieben hatte –, aber die Pracht des Anwesens war dennoch erstaunlich. Das Gebäude ähnelte weniger einem Haus als einem Felsen mit Fenstern darin.
»Meine Scheiße!«, entfuhr es Josh.
»Wow!«, sagte Poppy.
»Kaum vorstellbar, dass da jemand alleine gewohnt hat«, bemerkte Quentin.
»Wahrscheinlich hatte er Dienstboten.«
»War er schwul?«
»Stockschwul, was denkst du denn«, antwortete Josh.
Am Tor hing ein Schild mit der Aufschrift DARRAS HOUSE / PLOVER FARM , begleitet von den Öffnungs- und Führungszeiten und Eintrittsgeldern. Eine blaue Plakette gab ihnen einen Überblick über Plovers Leben. Es war Donnerstag, und das Haus stand Besuchern offen. Ein großer schwarzer Vogel krächzte laut im Gebüsch.
»Was ist, gehen wir rein?«, fragte Poppy.
Quentin war eigentlich davon ausgegangen, auf die unwahrscheinliche Chance hin, irgendetwas zu finden. Der Vollständigkeit halber. Doch jetzt, wo sie davorstanden, fühlte er, dass das Haus leer war. Nichts rief ihn. Plover war nie in Fillory gewesen. Er hatte nur die Bücher geschrieben. Die Magie wartete anderswo.
»Nein«, antwortete er gedehnt, »lieber nicht.«
Keiner widersprach. Sie konnten morgen wiederkommen. Falls sie dann noch immer in dieser Welt waren.
Sie kehrten zum Auto zurück und breiteten die Landkarte auf der Kühlerhaube aus. Die genaue Lage des Hauses in der Nähe von Fowey, in dem die Chatwins gewohnt hatten, war zwar unbekannt, aber dennoch leicht einzugrenzen. Es konnte sich an mehreren Orten befinden. In Plovers Büchern wimmelte es von zauberhaften
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