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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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ja jederzeit wieder zurückgeben.« Er erhob die Stimme und klang wie in Schloss Whitespire, wenn er Versammlungen zur Ordnung rief. »Ich, Oberkönig Eliot, beanspruche hiermit diese Insel für das große und ruhmreiche Königreich Fillory! Von nun an wird sie unter dem Namen …« – er unterbrach sich – »… Neu-Hawaii bekannt sein!«
    Alle nickten, wenig überzeugt.
    »Neu-Hawaii?«, fragte Quentin. »Im Ernst?«
    »Das Klima ist nicht wirklich tropisch«, wandte Poppy ein. »Die Vegetation deutet auf eher gemäßigte Temperaturen hin.«
    »Wie wäre es mit Weitentlegen?«, fragte Quentin. »Ihr wisst schon, in einem Wort: Weitentlegen.«
    »Erholung«, schlug Poppy vor, die gerade in Fahrt geriet. »Neu-Helgoland. Neu-Grönland.«
    »Totenkopfinsel«, fiel Josh ein. »Nein, noch besser: Spinnentotenkopfinsel.«
    »Na, dann bleibt sie eben bis auf weiteres ungetauft«, sagte Eliot. »Kommt mit. Finden wir heraus, was sie zu bieten hat, bevor wir ihr einen Namen geben.«
    Doch inzwischen stand die Sonne schon tief am Himmel, und sie holten trockenes Gras und Zweige von der Wiese, anstatt mit der Erkundung zu beginnen. Bei fünf ausgebildeten Magiern war es kein Problem, ein Feuer in Gang zu bringen. Sie hätten eines aus Sand entfachen können. Das hätte aber nicht so gut gerochen.
    Die Jagdgruppe kehrte zurück, voller Stolz zwei Wildziegen über den Schultern tragend, und die Proviantgruppe hatte am Waldrand Pflanzen ausfindig gemacht, die Möhren sehr ähnlich waren und daher fast selbstverständlich essbar schienen. Sie setzten sich in Kreisen in den Sand, das kühle Meer im Rücken, die Wärme des Feuers in den Gesichtern, und genossen das Gefühl, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und Arme und Beine rechts und links ausstrecken zu können, ohne irgendjemanden oder irgendetwas anzustoßen. Der Strand war inzwischen mit Fußspuren bedeckt, auf denen das Mondlicht bizarre Schattenmuster zeichnete. Sie waren sehr weit von zu Hause weg.
    Die sinkende Sonne verschwand hinter einer Wolke, so dass diese wie von innen leuchtete und Sonnenstrahlen die Ränder zum Glühen brachten. Unbekannte Sterne gingen am dunkelnden Himmel auf. Niemand wollte zurück auf die
Muntjak
, noch nicht, und als die Nacht hereingebrochen war, wickelten sich die Reisenden einfach in Decken ein und schliefen am Strand.
     
    Am nächsten Tag erschien ihnen ihre Mission etwas weniger dringlich als bei ihrer Ankunft. Na schön, dem Königreich drohte Gefahr, aber wirklich ganz unmittelbar? Man konnte sich schwerlich einen weniger gefährdeten Ort vorstellen als die ungetaufte Insel. Sie erinnerte an das Land der Lotosesser. Ohnehin war ausgemacht, dass das Abenteuer sie von selbst finden würde, wenn die Zeit gekommen war, jedenfalls der Theorie nach. Man konnte es nicht beschleunigen, sondern musste nur die richtige Einstellung bewahren. Für den Augenblick würden sie die Vorfreude genießen und es sich bequem machen.
    Nicht einmal Julia drängelte.
    »Erst hatte ich Angst, wir könnten nicht zurückkehren«, sagte sie. »Jetzt fürchte ich mich vor dem, was geschehen wird, wenn wir weiterreisen.«
    Sie erklommen die Felsen auf einer Seite der Bucht und hatten von dort aus eine bessere Aussicht über die grüne Insel, aus deren Mitte felsige Hügel aufragten. Schwärme von Vögeln hockten auf den Spitzen der Klippen. Auf dem Rücken hatten sie mattgraues Gefieder, doch wenn sie erschraken und alle zugleich aufflatterten, zeigten sie ihre rosafarbene Brust. Quentin wollte sie schon Rosabrüstige Schnapper nennen, doch Poppy wandte ein, dass sie bereits einen Namen hatten. Es waren Rosakakadus, wie es sie auch in Australien gab.
    Der Koch war ein geschickter Fischer und zog eine erstaunliche Anzahl fetter, gestreifter Fische aus den Wellen, einen nach dem anderen. Nachmittags sah Quentin Benedikt und Schramme beim Florettfechten zu. Die Spitzen der Klingen hatten sie mit Weinkorken geschützt, um sich nicht zu verletzen. Dann lag er eine Stunde lang nur rückwärts auf die Ellbogen gestützt da und blickte hinaus auf die See. Sie glich in nichts den brutal kalten, puritanischen Gewässern seiner Jugend an der Ostküste, die so etwas Frivoles wie Surfen oder Planschen von vornherein strikt verboten. Hier dagegen rollten die Wellen sanft heran, bäumten sich, gekrönt von sahnig-weißer Gischt, kurz auf, mintgrün und papierdünn im Mondlicht, und brachen in breiter Linie mit einem Geräusch wie zerreißender Stoff.
    Quentin

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