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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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war, würde sich Quentin nicht vor Ihm verbeugen. Q.e.d.
    Doch wenn Ember hier auftauchte, bedeutete das, dass sie auf der richtigen Spur waren. Schon bald würde die Situation konkret werden, oder besser: fillorianisch. Quentin wusste nur noch nicht, welche Seite von Fillory sich zeigen würde – das schöne, magische Fillory oder das dunkle, beängstigende. Auf jeden Fall konnten sie gerade jetzt einen Schub göttlicher Weisheit gut gebrauchen. Führung von ganz oben. Eine Feuersäule oder einen brennenden Busch.
    Ember führte Quentin hügelaufwärts ins Innere der Insel. Quentin wurde allmählich kurzatmig. Nach fünf Minuten verlangsamte Ember das Tempo und ließ Quentin aufholen. Bis dahin hatten sie einen der Hügel zur Hälfte erklommen, und die Sonne hatte endlich einen feurig-rosafarbenen Splitter ihrer selbst über den Horizont geschoben. Sie waren hoch genug, so dass Quentin über die Kuppel des Waldes hinwegblicken konnte.
    »Danke!«, schnaufte Quentin, tief nach Luft schnappend. »Meine Güte!« Er lehnte sich für einen Moment gegen Embers Flanke, befürchtete dann aber, das könne ein bisschen zu vertraulich sein von Sterblichem zu Gottheit. »Tag, Ember. Wie geht’s?«
    »Hallo, mein Sohn.«
    Die dröhnende Bassstimme versetzte Quentin unverzüglich zurück in die Höhle unter Embers Grabmal. Seit damals hatte er sie nicht mehr vernommen, und ihm zog sich der Magen zusammen. In diese Höhle wollte er sein Lebtag nicht mehr zurückkehren.
    Er beschloss, den Ton beiläufig zu halten.
    »Was für ein Zufall, Euch ausgerechnet hier zu treffen.«
    »Unser Treffen ist nicht zufällig. Nichts ist zufällig.«
    Typisch Ember. Kein Smalltalk. Der Widder kletterte weiter. Quentin fragte sich, ob Er wusste, dass sie sich hinter Seinem Rücken oft über Ihn und Seine Schafsgestalt lustig machten.
    »Schon möglich«, keuchte Quentin, obwohl er sich keineswegs sicher war. »Also, wie seid Ihr eigentlich hierhergekommen?«
    »Fillory ist mein Reich, mein Sohn. Ich bin überall.«
    »Verstehe. Hättet Ihr uns nicht auch einfach durch Magie hierhertransportieren können, anstatt uns auf eine so beschwerliche Reise zu schicken?«
    »Das hätte ich tun können. Habe ich aber nicht.«
    Es war zwecklos. Als er sich umdrehte, sah Quentin jetzt die
Muntjak
in der Bucht vor Anker liegen, so perfekt in all ihren Einzelheiten, dass man sie in eine Flasche hätte stecken können. Sogar das Lager am Strand, die Lagerfeuer und Decken konnte er sehen. Doch ihm blieb keine Zeit, die Aussicht zu bewundern, weil der Widder eilig die steinigen Hügelflanken emporkletterte. Für Ihn war das kein Problem, Er war dafür gebaut. Er war ein Widder. Quentin dagegen keuchte und fragte sich beim Anblick von Embers blassgoldener, flauschiger Wolle auf Seinem breiten Rücken, ob Er ihn wohl auf sich reiten lassen würde. Wahrscheinlich nicht.
    »Jetzt, wo Ihr schon mal hier seid«, fuhr Quentin fort, »würde ich Euch gerne etwas fragen. Was hat es eigentlich mit den sieben Schlüsseln auf sich? Wenn Ihr quasi allgegenwärtig und wahrscheinlich auch allwissend seid, warum sammelt Ihr sie dann nicht einfach selbst ein, wenn sie für das Königreich so wichtig sind? Ich vermute, Euch würde das höchstens eine halbe Stunde kosten.«
    »Mein Sohn, hier ist tiefere Magie am Werk. Sogar die Götter müssen sich ihr beugen. Das ist unabänderlich.«
    »Ach so. Die tiefere Magie. Ich vergaß.«
    Die tiefere Magie kam immer dann aufs Tapet, wenn Ember keine Lust zu etwas hatte oder eine Handlungslücke schließen musste.
    »Ich glaube nicht, dass du das verstehst, mein Sohn. Manche Aufgaben obliegen den Menschen; die Götter können sie ihnen nicht abnehmen. Wer sich auf eine Suche begibt, findet nicht nur etwas, sondern verändert sich auch.«
    Schnaufend und mit den Händen auf den Hüften blieb Quentin stehen. Im Osten zog sich jetzt ein durchgehendes orangerotes Band über den ganzen Horizont. Die Sterne verblassten.
    »Inwiefern wird man ein anderer?«
    »Man wird zu einem Helden, Quentin.«
    Der Widder hielt nicht inne, und Quentin folgte ihm.
    »Fillory braucht Götter, Könige und Königinnen, und die hat es. Aber es braucht auch einen Helden. Und die sieben Schlüssel.«
    »Fillory verlangt nicht gerade wenig.«
    »Fillory verlangt alles.«
    Mit einem hölzernen, ungeschickten, aber kraftvollen Sprung erklomm Ember eine Felskuppel, die den Gipfel des Hügels bildete. Dann drehte er den Kopf und blickte mit seinen seltsamen,

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