Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Die Hälfte der Toten trug denselben Nachnamen.
Als sie weiterfuhr, führten sie die GPS -Koordinaten zu einer Stelle zehn Minuten außerhalb des Dorfs, genauer gesagt zu einem hübschen Bauernhaus inmitten von Heuwiesen und Lavendelfeldern, mit himmelblauen Fensterläden und einer weißen Kiesauffahrt, auf der sie den Peugeot parkte.
Ein schlanker Mann, kaum älter als Julia, öffnete die Tür. Er war gutaussehend, und man erhielt den Eindruck, als sei er nicht immer schlank gewesen, sondern hätte irgendwann einmal viel Gewicht verloren, was einige interessante Furchen in seinem Gesicht hinterlassen hatte.
»Hallo, Circe«, sagte er. »Ich bin Pouncy Silverkitten. Willkommen zu Hause.«
Kapitel 19
A ls Quentin am nächsten Morgen mit Eliot am Bug des Schiffes stand, zwei Könige von Fillory auf großer Fahrt nach Osten, ins Ungewisse, hinein in die aufgehende Sonne, ohne zu wissen, was Gott, Schicksal oder Magie ihnen als Nächstes über den Horizont senden würde, da traf es ihn: Das war schon viel besser. Das war das einzig Wahre!
Zunächst konnte er sich kaum dazu durchringen, wieder von vorn anzufangen und sich treiben zu lassen, aber plötzlich fiel es ihm gar nicht mehr schwer, als die Morgensonne ihm ins Gesicht schien und die
Muntjak
unter ihm rollte und bockte. Er hatte hier vieles verpasst, aber das würde ihm nicht noch einmal passieren. Die Erde war der Traum, nicht Fillory, und er bugsierte sie in den Teil seines Verstands, in den Träume gehörten – die Art von angsterfüllten, erschreckend detaillierten Träumen, die Jahre zu dauern schienen und in denen die Handlung endlose, sinnlose Kapriolen schlug, bis sie einen letztendlich nicht mal in den Tod, sondern nur in ewige Scham trieb. Fillory hatte ihn zurückgenommen. Willkommen bei der Suche nach den sieben Schlüsseln. Ihr Abenteuer ist bereits unterwegs zu Ihnen.
Schramme stand wieder einmal auf dem Vorderdeck, genau wie damals, doch jetzt befand er sich in heftigem Zweikampf mit einem anderen Schwertfechter. Es war Benedikt, nackt bis zur Taille, schlank und gebräunt, das Gesicht verzerrt, als er vor Schramme zurückweichen musste und ihn dann – unglaublich! – zurückdrängte und seinen Vorteil ausnutzte. Die ganze Zeit stützte er in Mantel-und-Degen-Manier die linke Hand auf die Hüfte. Laut ertönte das Schleifen von Stahl über Stahl wie das Schnappen einer Riesenschere.
Die Schwerter kreuzten sich. Eine Pattsituation. Dann wichen die Kämpfer auseinander, klopften sich gegenseitig auf die Schultern und lachten – lachten! – über irgendeinen technischen Fechterkniff. Quentin kam es vor, als beobachte er sich selbst auf einer anderen Zeitschiene. Wäre das aus ihm geworden, wenn er in Fillory geblieben wäre und gelernt hätte, das Schwert länger als zwei Minuten am ausgestreckten Arm zu halten? Quentin fing Benedikts Blick auf und dieser grüßte ihn mit breitem, weißem Lächeln. Quentin erwiderte seinen Gruß. Dann setzten die beiden Fechter ihren Sparringskampf fort.
Schramme hatte seinen Schüler gefunden.
»Die zwei sind wirklich phantastisch.«
Quentin und Eliot hatten Poppy nicht kommen hören. Sie stand neben ihnen und beobachtete die beiden ebenfalls.
»Kannst du das auch?«, fragte sie Quentin.
»Soll das ein Witz sein?«
Poppy schüttelte den Kopf. Nein, das war kein Witz.
»Ich wünschte, ich könnte es«, fuhr Quentin fort. »Der rechte, der Ältere von beiden, ist der beste Schwertkämpfer Fillorys. Wir haben ein Turnier veranstaltet, und er hat gewonnen.«
»Für mich sieht das immer noch aus wie im Film. Ich kann kaum glauben, dass das alles echt ist. Wow!« Schramme vollführte einen seiner charakteristischen Überschläge. »Mein Gott! Das sah gerade so aus, als würde er über Bord gehen!«
»Stimmt. Ich hatte angefangen, Unterricht bei ihm zu nehmen.«
»Klingt aufregend. Was ist passiert?«
»Ich bin versehentlich zurück in die reale Welt versetzt worden. Während der drei Tage, die ich dort war, ist hier ein ganzes Jahr vergangen.«
»Jedenfalls verstehe ich inzwischen, warum du zurückwolltest. Es ist wunderschön hier. Tut mir leid, dass ich darüber gelacht habe. Das war nicht richtig von mir.«
Quentin hatte erwartet, dass Poppy an Bord der
Mutjak
kreuzunglücklich sein würde. Schließlich war sie von allem, was sie kannte und liebte, fortgerissen und hierher entführt worden. Ein krasser Verstoß gegen jegliches Prinzip, nach dem sie
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