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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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musste sie an ihrem letzten bekannten Wohnort abgesetzt haben, nämlich Venedig. Das ergab einen Sinn. Sie konnte eine Zeitlang bei Josh wohnen. Dort kannte sie Leute und war gut geschützt.
    Oder etwa nicht? Nein, das war nicht Venedig, und sie war mutterseelenallein! Mit einem Hechtsprung folgte ihr Quentin durch das sich schließende Portal.
    »Poppy!«
    Sie war kurz hinter dem Eingang stehen geblieben, und er prallte mit voller Wucht von hinten gegen sie. Sie schrie auf, und er packte sie an den Schultern, damit sie nicht beide vornüberfielen. Dann griff er rückwärts, um die Tür am Zufallen zu hindern, doch sie war bereits verschwunden. Es war eiskalt, und am Himmel blinkten Tausende fremde Sterne. Es war Nacht, und sie befanden sich nicht auf der Erde. Sie waren in den Nirgendlanden.
    Im ersten Moment freute sich Quentin beinahe, sie zu sehen. Er war seit zwei Jahren nicht mehr in den Nirgendlanden gewesen, nicht seitdem er mit den anderen zusammen nach Fillory gereist war. Ein Gefühl der Nostalgie beschlich ihn. Als er erstmals in die Nirgendlande gelangt war, hatte er vielleicht zum letzten Mal in seinem Leben reine Freunde empfunden: die Art von uneingeschränkter, purer, überschwänglicher Freude, die mit dem Glauben, nein, dem Wissen einhergeht, dass alles gut werden würde, nicht nur jetzt oder für die nächsten zwei Wochen, sondern für immer.
    Natürlich hatte er sich geirrt. In Wahrheit hatte dieses Gefühl nur etwa fünf Sekunden angedauert – so lange, bis Alice ihm einen Boxhieb ins Gesicht verpasst hatte, weil er mit Janet ins Bett gegangen war. Es stellte sich heraus, dass nicht alles gut werden würde, sondern dass alles reine Glückssache war und nichts perfekt und dass Magie nicht glücklich machte. Quentin hatte gelernt, damit zu leben, was die meisten Leute, die er kannte, bereits längst getan hatten. Er hatte in dieser Hinsicht nur etwas aufzuholen. Aber einen solchen Glücksmoment vergisst man nie. Etwas so Strahlendes hinterlässt auf ewig ein Nachbild in der Erinnerung.
    Die Nirgendlande, die Quentin gekannt hatte, waren jedoch stets warm, friedlich und dämmrig gewesen. Nun herrschten stockdunkle Finsternis, eisige Kälte und Schneefall. In den Ecken des Platzes häuften sich hohe, cremeweiße Wehen.
    Auch die Skyline war verändert. Die Gebäude sahen auf einer Seite des Platzes so aus wie immer, auf der anderen dagegen waren sie halb zerstört. Die schwarzen Silhouetten der Ruinen hoben sich bizarr vor dem tiefblauen Himmel ab, und der Schnee zu ihren Füßen war mit großen, herabgefallenen Steinblöcken vermischt. Man konnte bis hinüber auf den nächsten Platz schauen und durch die dortige Lücke weiter zum übernächsten.
    »Quentin«, sagte Poppy, drehte sich ebenfalls um, suchte die Tür und versuchte, sowohl seine Anwesenheit als auch ihre Umgebung zu begreifen. »Ich verstehe das nicht. Was machst du – wo sind wir hier?«
    Sie schlang die Arme um den Oberkörper, um sich zu wärmen. Sie waren keineswegs für dieses Klima gekleidet. Dennoch geriet Poppy nicht in Panik.
    »Das ist nicht die Erde«, erklärte Quentin. »Wir sind in den Nirgendlanden, der Welt zwischen der Erde, Fillory und all den anderen Welten.«
    »Ach so.« Quentin hatte Poppy bereits von den Nirgendlanden erzählt. »Na ja, ganz nett hier, aber kalt wie am Nordpol. Nichts wie weg.«
    »Ich weiß nicht genau, wie wir das anstellen sollen. Normalerweise gelangt man durch einen Brunnen hierher, aber dazu braucht man einen magischen Knopf.«
    »Aha.« Ihre Stimmen wurden von der eisigen Luft verschluckt. »Dann musst du eben zaubern. Aber warum hat uns der Schlüssel ausgerechnet hierher geführt?«
    »Ich weiß es nicht. Diese Schlüssel haben einen seltsamen Sinn für Humor.« In der bitteren Kälte ließ es sich schlecht nachdenken. Quentin blickte in die Richtung, aus der sie soeben mitten in der Luft erschienen waren. Sein Atem kondensierte zu Wolken. Von dem Portal nach Fillory war nichts mehr vorhanden. Steifbeinig ging Poppy hinüber zum Brunnen. Sie standen auf dem Fillory-Platz, dem mit einer Statue des Atlas am Brunnen, der sich angespannt unter dem erdrückenden Gewicht einer marmornen Weltkugel beugte.
    Das Wasser im Brunnen war gefroren, so dass das Eis schon über den Mauerrand quoll. Poppy berührte es mit einer Hand.
    »Schöne Scheiße«, sagte sie leise. Ihre Stimme klang verändert.
    Es dämmerte Quentin, in welchen Schwierigkeiten sie steckten. Es war kalt hier, sehr, sehr kalt.

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