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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Stillliegen.
    Regen kräuselte die Meeresoberfläche zu einem milchigen, verschwommenen Grau. Eine Woche war vergangen, seitdem Quentin und Poppy aus den Nirgendlanden zurückgekehrt waren und die Neuigkeiten von der bevorstehenden magischen Apokalypse und der wahren Natur der Schlüssel überbracht hatten. Die langgestreckte, niedrige Kajüte, in der die Reisenden ihre Mahlzeiten einnahmen, hallte vom Trommeln der Regentropfen auf dem Deck über ihnen wider, so dass sie einander praktisch anschreien mussten, um sich verständlich zu machen.
    Sie würden den letzten Schlüssel finden. Ganz gewiss. Nur wussten sie noch nicht genau, wie.
    »Lasst es uns noch einmal durchgehen«, schlug Eliot vor, laut genug, um den Regen zu übertönen. »So eine Suche folgt immer bestimmten Regeln, wir müssen sie nur in Erfahrung bringen. Du bist mit Julia auf die Erde gereist.« Er deutete auf Quentin. »Aber den Schlüssel habt ihr nicht mitgenommen.«
    »Nein.«
    »Könnte er durch die Tür gefallen sein, bevor sie sich geschlossen hat? Könnte er auf dem Rasen vor deinem Elternhaus liegen?«
    »Nein, unmöglich.« Quentin war sich so gut wie sicher. Nein, er war sich sogar ganz sicher. Der Rasen war so kurz wie auf einem Golfplatz, sie hätten den Schlüssel sehen müssen.
    »Aber danach hast du«, fuhr Eliot fort und deutete auf Schramme, »den ganzen Raum abgesucht und den Schlüssel nirgends gefunden.«
    »Nein, da war kein Schlüssel.«
    »Als ihr beide« – Quentin und Poppy – »hinüber in die Nirgendlande gegangen seid, ist der Schlüssel aber hier, auf unserer Seite, zurückgeblieben.«
    »Korrekt«, stimmte Poppy zu. »Du willst doch nicht etwa sagen, dass er auch verschwunden ist?«
    »Nein, wir haben ihn.«
    »Was ist damit geschehen, als sich die Tür geschlossen hat?«, fragte Quentin. »Ist er in der Luft hängen geblieben?«
    »Nein, er ist auf das Deck gefallen. Schramme hat das Klirren gehört und ihn aufgehoben.«
    Das Gespräch stockte, und das Trommeln des Regens erfüllte die stille Kajüte. Das Deck über ihnen war wasserdicht, aber die Luft war so feucht, dass Quentin sich dennoch fühlte, als wäre er durchweicht. Alle Oberflächen waren klebrig. Jedes Stück Holz quoll auf. Sein verdammtes Schlüsselbein war aufgequollen. Die Stühle schabten dumpf über den Boden, als die Anwesenden unbehaglich darauf herumrutschten. Über seinem Kopf hörte Quentin die Schritte des armen Kerls, der Deckwache hatte.
    »Vielleicht gab es einen Zwischenraum«, spekulierte Quentin. »Eine dieser Spalten zwischen den Dimensionen, und dort ist er reingefallen.«
    »Ich dachte, die Nirgendlande seien der Spalt zwischen den Dimensionen«, wandte Poppy ein.
    »Das stimmt, aber es gibt auch noch andere Zwischenräume, nämlich wenn sich Portale öffnen. Aber wir hätten ihn sehen müssen.«
    Die
Muntjak
stöhnte leise, während sie auf der Stelle schaukelte. Quentin wünschte, Julia wäre dabei gewesen, doch sie litt an einem Fieber, das möglicherweise etwas mit ihrem Allgemeinzustand zu tun hatte. Seit dem Kampf um den letzten Schlüssel war sie bettlägerig. Sie hielt die Augen geschlossen, schlief aber nicht, und ihr Atem ging schnell und flach. Quentin ging mehrmals am Tag zu ihr hinunter, um ihr vorzulesen, ihre Hand zu halten und ihr Wasser einzuflößen. Sie zeigte keine besondere Reaktion darauf, aber man konnte nie wissen, vielleicht machte es ja doch etwas mit ihr.
    »Ihr habt also die gesamte Jenseits-Insel abgesucht«, sagte Quentin.
    »Das haben wir«, bestätigte Eliot. »Weißt du, vielleicht sollten wir Ember anrufen.«
    »Ja, ruf Ihn!«, sagte Quentin, heftiger, als beabsichtigt. »Aber ich bezweifle, dass das irgendetwas nutzen wird. Wenn dieser verdammte Rumtreiber den Schlüssel finden könnte, dann würde Er ihn einfach holen und uns nicht weiter behelligen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Josh.
    »So ziemlich. Auch Er wird sterben, wenn Fillory untergeht.«
    »Was ist Ember eigentlich?«, fragte Poppy. »Ich dachte, Er wäre ein Gott, aber Er gleicht so gar nicht diesen silbernen Riesen.«
    »Ich glaube, Er ist eine Gottheit in Seiner Welt, aber nirgendwo sonst«, antwortete Quentin. »Das ist meine Theorie. Er ist nur ein einheimischer Gott. Die Silbergötter sind in allen Welten Gottheiten.«
    Obwohl Quentin noch immer die Nachwirkungen der Euphorie spürte, die er bei seiner Rückkehr in die Nirgendlande empfunden hatte, spürte er, wie sie allmählich einer immer stärker werdenden Anspannung wich.

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