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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Geist, sondern ein Schatten.«
    Das Faultier drehte seinen Kopf wieder nach unten, ein Manöver, bei dem es Quentins Blick keinen Moment aus den Augen verlor.
    »In der Unterwelt.« Großer Gott. Quentin hatte nicht einmal gewusst, dass Fillory eine Unterwelt besaß. »Er ist in der Hölle?«
    »Nein, in der Unterwelt, in die die toten Seelen kommen.«
    »Geht es ihm gut dort? Ich meine, ich weiß, dass er tot ist, aber hat er seinen Frieden? Oder was auch immer?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Mein Verständnis menschlicher Gefühlszustände ist ungenau. Ein Faultier kennt nur Frieden, nichts anderes.«
    Wie schön, ein Faultier zu sein. Quentin beunruhigte der Gedanke an Benedikt in der Unterwelt, und es bedrückte ihn, dass er tot sein konnte und dennoch – nicht lebendig, aber was sonst? Bei Bewusstsein? Wach? Das war wie lebendig begraben sein! Es klang furchtbar.
    »Aber er wird doch nicht gefoltert, oder? Von roten Teufeln mit Hörnern und Mistgabeln?« Man musste immer davon ausgehen, dass in Fillory alles möglich war.
    »Nein. Er wird nicht gefoltert.«
    »Aber er ist auch nicht im Himmel.«
    »Ich weiß nicht, was ›Himmel‹ bedeutet. Fillory besitzt nur eine Unterwelt.«
    »Aber wie kann ich mit ihm reden? Kannst du …, ich weiß nicht, ihn anrufen? Mich zu ihm durchstellen?«
    »Nein, Quentin, ich bin kein Medium. Ich bin ein Psychopomp. Ich rede nicht mit den Toten, aber ich kann dir den Weg in die Unterwelt zeigen.«
    Quentin war sich nicht sicher, ob er das wollte. Er betrachtete das umgekehrte Gesicht des Faultiers. Es war undurchdringlich.
    »Du meinst, ich könnte körperlich dorthin gehen?«
    »Ja.«
    Quentin atmete tief durch.
    »Okay. Ich würde Benedikt wirklich gerne helfen, aber ich möchte die Welt der Lebenden nicht verlassen.«
    »Ich werde dich nicht zwingen. Das könnte ich sowieso nicht.«
    Es war gespenstisch dort unten im Frachtraum, der abgesehen von Quentins Kerze lichtlos war. Die Flamme blieb reglos aufrecht, obwohl das Schiff rollte und stampfte. Auch das Faultier blieb ganz ruhig und schwang nur leicht hin und her wie ein Pendel. Quentins Blick wanderte unwillkürlich immer wieder in die Dunkelheit. Es war unheimlich hier unten. Die gewölbten Seiten des Schiffes erinnerten an die Rippen eines riesigen Tieres, das sie verschluckt hatte. Wo war die Unterwelt? Unter der Erde? Unter Wasser?
    Abigail nutzte diesen Moment, um sich zu putzen, was sie mit ihrer üblichen Langsamkeit und Gründlichkeit tat, erst mit ihrer Zunge und dann mit einer dicken, holzartigen Klaue, die sie langsam und mühevoll vom Balken löste.
    »In gewisser Weise« – sagte sie, während sie sich leckte und kratzte – »sind wir Faultiere … kleine Welten … für sich.«
    Niemand konnte eine Pause so gut aushalten wie ein Faultier. Oder mit weniger Gegenrede ein Gespräch führen. Quentin fragte sich, ob die Menschenwelt für ein Faultier mit blendender, flackernder Geschwindigkeit vorbeiraste und die Menschen Abigail zappelig und gehetzt erschienen, genauso, wie andersherum das Faultier für Quentin wie in einer Zeitlupenaufnahme aussah.
    »Es gibt eine Algenart«, fuhr Abigail fort, »die nur … in Faultierpelzen gedeiht. Sie verleiht uns unseren … einzigartigen grünlichen Schimmer. Doch sie dient auch dazu … ein ganzes Ökosystem zu ernähren. Eine bestimmte Mottenart lebt ausschließlich … in den dicken, algenreichen Pelzen … der Faultiere. Erreicht eine Motte das von ihr ausgewählte Faultier«, an dieser Stelle kämpfte sie mit einem besonders hartnäckigen Fellknoten, bevor sie fortfuhr, »brechen ihre Flügel ab. Sie braucht sie nicht mehr. Sie wird das Faultier nie mehr verlassen.«
    Als Abigail endlich fertig war, hakte sie ihre Klaue wieder über den Balken und kehrte in ihren ruhigen Hängezustand zurück.
    »Sie heißen Faultiermotten.«
    »Sieh mal«, sagte Quentin, »ich möchte, dass eines ganz klar ist. Ich habe momentan keine Zeit, in die Unterwelt zu reisen. Zu jeder anderen Zeit wäre die Trauer um Benedikt das Wichtigste in meinem Leben, aber das Universum ist in Gefahr. Wir suchen nach einem Schlüssel, und es hängt viel davon ab, dass wir ihn finden. Sehr viel. Wenn wir ihn nicht finden, könnte das das Ende Fillorys bedeuten. Die Unterwelt muss solange warten.«
    »Es wird keine Zeit vergehen, während du dich in dem anderen Reich aufhältst. Für die Toten gibt es keine Veränderung und daher auch keine Zeit.«
    Quentin konnte es sich nicht leisten,

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