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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Göttin winkte Quentin zu sich. Sie strahlte zwar nicht von selbst, aber es fiel schwer, Sie anzusehen, genauso schwer, wie in die Sonne zu blicken, so beeindruckend war sie. Erst jetzt erkannte Quentin, wie groß Sie war, bestimmt an die drei Meter.
    Schweigend starrten die Schatten sie an. Schluss mit Pingpong. Für einen Moment war es in der Unterwelt vollkommen still.
    Julia erhob sich und trocknete ihre Tränen.
    »Was ist mit dir passiert?«, fragte Quentin. »Du hast dich verändert.«
    »Es ist vorbei«, sagte Julia. »Ich bin jetzt eine Tochter der Göttin. Eine Dryade. Ich bin zum Teil göttlich«, fügte sie fast schüchtern hinzu.
    Quentin sah sie an. Sie war atemberaubend schön. Es würde ihr gutgehen.
    »Steht dir gut«, bemerkte er.
    »Danke. Wir müssen jetzt aufbrechen.«
    »Einverstanden.«
    Die Göttin nahm sie beide in einen Ihrer gewaltigen Arme. Sie hielt sie fest, und gemeinsam begannen sie, sich in die Luft zu erheben. Ein Schrei ertönte, und Quentin fühlte, wie sich Benedikt an seinen Knöchel hängte.
    »Lasst mich nicht hier zurück! Bitte nicht!«
    Es war wie der letzte Hubschrauber hinaus aus Saigon. Quentin bückte sich und erwischte Benedikts Handgelenk.
    »Ich habe dich!«, rief er.
    Er dachte nicht weiter nach, war aber fest entschlossen, Benedikt mit aller Kraft festzuhalten. Sie stiegen zehn Meter hoch, zwanzig Meter. Sie würden es schaffen! Sie würden eine Seele stehlen und mit hinaufbringen. Sie würden die Entropie umkehren. Der Tod würde am Ende siegen, aber nicht ohne Verluste.
    »Halt dich fest!«
    Aber Benedikt schaffte es nicht. Seine Hand rutschte aus Quentins heraus, und er fiel ohne ein Wort zurück zwischen die Schatten.
    Sie flogen an den Neonleuchten vorbei und dann durch das hindurch, was normalerweise die Decke gewesen wäre. Als er Benedikt nicht mehr festhalten musste, umklammerte Quentin den Schlüssel so kraftvoll, dass er in seine Handfläche einschnitt. Benedikt hatte er verloren, aber den Schlüssel würde er nicht verlieren. Sie stiegen in der Dunkelheit hinauf, durch Feuer, durch Erde, durch Wasser und wieder hinaus ans Licht.

Kapitel 25
    B evor sie das Experiment durchführten, machten sie Urlaub. Es würde eine Woche dauern, einige der nötigen Materialien zu bestellen: Misteln, weitere Spiegel, einige Metallwerkzeuge, destilliertes Wasser, verschiedene exotische Pulver. Das Ritual war ziemlich kompliziert, komplizierter, als es sich Julia im Hinblick auf die Quelle vorgestellt hatte. Sie hatte an etwas Primitives, Heidnisches gedacht, eine Entfaltung roher Kräfte, doch die Wirklichkeit sah wesentlich kniffliger und technisch anspruchsvoller aus. Sie mussten sehr viel Platz dafür schaffen.
    Während sie also auf die FedEx-Lieferung warteten und darauf, dass einige langsam wirkende Vorbereitungszauber heranreiften, spielten die Magier von Murs, die heimlichen, genialen Aspiranten auf den Empfang der göttlichen Geheimnisse, Touristen. Es war die letzte Gelegenheit, sich zu erholen. Sie besuchten die Abtei von Sénanque, die trotz ihrer Bekanntheit aus zig Urlaubsprospekten, In-Flight-Magazinen und Fünfhundert-Teile-Puzzles einer der beeindruckend schönsten, ältesten und stillsten Orte war, die Julia je gesehen hatte. Dann besichtigten sie Châteauneuf-du-Pape, das tatsächlich einmal das neue Schloss eines Papstes gewesen war, von dem aber nur ein Mauerrest mit einigen Fensteröffnungen übrig war. Es überragte die umliegenden flachen Weingärten wie ein alter, fauler Zahn. Dann fuhren sie hinunter nach Cassis.
    Es war Oktober, der letzte Ausläufer der Saison, und Cassis war der letzte Ausläufer der Côte d’Azur. Es gehörte quasi kaum noch dazu, bot viele günstige Unterkünfte und war überfüllt mit jugendlichen Tagesausflüglern aus Marseille. Doch die Sonne schien noch heiß, und das Meer – obwohl das Wasser kälter war, als Julia es bei Wasser für möglich hielt, ohne dass es gefror – war so spektakulär azurblau, wie es sich gehörte. Sie fanden ein kleines Hotel nicht weit vom Strand, umgeben von einem Pinienhain, in dem die Zikaden zirpten, unaufhörlich und erstaunlich laut. Wenn sie auf der Terrasse saßen, konnten sie kaum ihr eigenes Wort verstehen.
    Sie tranken den hiesigen Rosé, der angeblich außerhalb von Cassis seinen Geschmack verlor, und unternahmen einen Bootsausflug in die Calanques, die engen, steilwandigen Küsteneinschnitte im Kalkgestein des Mittelmeers. Die Magier fielen überhaupt nicht auf. Niemand nahm

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