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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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geschah.
    Quentin wusste plötzlich, was los war: Er bekam gerade eine zweite Chance! Er stand wieder am Rand der Waldwiese, aber diesmal würde er sie betreten. Es gab mehr im Leben, als vollgefressen, sicher und warm in einem Uhrwerk-Luxushotel zu leben. Vielleicht auch nicht – er würde es herausfinden. Und wie machte man das? Man ließ sich auf ein Abenteuer ein. So ging das. Man nahm einen goldenen Schlüssel in die Hand.
    »Lass mich mal sehen«, sagte er.
    Nachdem er überprüft hatte, dass das Ding nicht lebensgefährlich war, jedenfalls nicht unmittelbar, reichte Schramme Quentin den Schlüssel. Weder summte noch glühte er. Er erwachte in seiner Hand nicht zum Leben. Er fühlte sich kühl und schwer an, ganz wie man es von einem goldenen Schlüssel erwartete.
    »Quentin«, warnte Julia. »Diesem Schlüssel haftet alte Magie an. Eine sehr starke Magie. Ich spüre es.«
    »Gut!«
    Freudig erregt, grinste er sie an.
    »Du musst das nicht tun.«
    »Weiß ich. Ich will es aber.«
    »Quentin?«
    »Ja?«
    Julia reichte ihm ihre Hand. Die Gute! Was immer sie verloren haben mochte: Sie besaß noch immer eine große menschliche Wärme. Quentin nahm ihre Hand und bohrte mit der anderen den Schlüssel in die Luft. Vielleicht, wenn er …? Da! Er spürte, wie der Schlüssel gegen etwas Hartes schlug, etwas Unsichtbares.
    Dann verlor er es wieder und fuchtelte auf der Suche danach mit dem Schlüssel durch die Luft. Da – wieder schlug Metall auf Metall. Er hielt inne, drückte den Schlüssel gegen den Widerstand, fuhr dann langsam weiter und fand das Schlüsselloch. Er ratschte an einer unsichtbaren Zuhaltung vorbei und glitt fest ins Schloss. Versuchsweise ließ Quentin ihn los. Er blieb stecken: ein goldener Schlüssel schwebte frei in der Luft, parallel zum Fußboden.
    »Ja!«, flüsterte Quentin. »Das ist es!«
    Er holte tief Luft, zittriger, als ihm lieb war. Schramme tat etwas Merkwürdiges: Er stellte sein Schwert mit der Spitze auf den Boden und fiel auf ein Knie. Quentin umfasste erneut den Schlüssel und drehte ihn im Uhrzeigersinn. Instinktiv griff er nach einem Türknauf und fand ihn – vor seinem inneren Auge sah er ihn vor sich, er war aus kaltem, weißen Porzellan. Er drehte ihn und zog daran, und ein gewaltiges Krachen und Reißen erfüllte den Raum – kein schreckliches, sondern ein befriedigendes Geräusch, das Zerbrechen eines Siegels, das jahrhundertlang unversehrt geblieben war und darauf gewartet hatte, gebrochen zu werden. Julias weiche Hand umklammerte fester seine Linke. Ein starker Luftzug wehte aus dem Raum hinter ihm durch den Spalt, den er öffnete, und heißes Licht überströmte ihn.
    Er öffnete eine Tür in der Luft, groß genug, um ungebeugt hindurchzutreten. Dahinter warteten Wärme, Sonnenlicht und Grün. Das war’s. Schon sahen die grauen Steine von Jenseits unwirklich aus. Das war es, was ihm gefehlt hatte – ein Abenteuer oder wie immer man es sonst nennen mochte. Er fragte sich, ob er irgendwo in Fillory oder ganz woanders herauskommen würde.
    Er trat durch die Tür und betrat eine Wiese. Julia führte er hinter sich her. Sie waren von hellem Licht umgeben. Er blinzelte, um seine Augen daran zu gewöhnen.
    »Warte!«, rief er. »Das kann nicht sein!«
    Er sprang zurück auf die Tür zu, aber sie war bereits verschwunden. Es gab nichts zum Hindurchspringen, keinen Weg zurück, nur leere Luft. Er verlor das Gleichgewicht und bremste mit den Händen seinen Fall. Auf dem warmen Betonbürgersteig vor dem Haus seiner Eltern in Chesterton, Massachusetts, schürfte er sich beide Handflächen auf.

Buch  II

Kapitel 9
    » O kay«, sagte er. »Okay, es ist enttäuschend.«
    Er saß auf dem Bordstein, die Ellbogen auf den Knien, starrte hinauf zu den oberirdischen Stromleitungen und versuchte, mit sich selbst zu argumentieren. Seine aufgeschürften Hände brannten und pochten. Dem Wetter nach war es Spätsommer. Irgendwie erschienen ihm die Stromleitungen am allermerkwürdigsten, nach zwei Jahren in Fillory.
    Sie und die Autos. Sie sahen komisch aus, wie Tiere. Wütende außerirdische Tiere. Julia saß auf dem Rasen, die Arme um die Knie geschlungen, und wippte leicht auf und ab. Sie schien viel schlimmer betroffen zu sein als er.
    Quentins Herz sank aus seiner Brust und aus seinem Körper heraus tief in den Schmutz dieses gottverdammten, wertlosen Planeten.
Ich war ein König! Ich hatte ein Schiff! Ich hatte ein wunderschönes eigenes Schiff!
    Es war, als wolle ihm jemand

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