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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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obwohl die Duschtasse aus Plastik war, Spinnen in den Ecken saßen und es nach Desinfektionsmitteln und »Duftspray« stank. Als er sich frischgemacht, ausgecheckt und eine echte Halbliterflasche Coca-Cola aus dem Automaten gezogen hatte, erwartete Julia ihn bereits auf der Kühlerhaube ihres Autos sitzend.
    Die Dusche hatte sie übersprungen, aber dafür schon zwei Cola getrunken. Sie raste vom Parkplatz, dass der Kies nur so wegspritzte.
    »Ich dachte, du wüsstest nicht, wo es ist«, sagte Julia. »Das hast du jedenfalls behauptet, als ich dich danach gefragt habe.«
    »Das stimmt auch tatsächlich«, verteidigte sich Quentin. »Ich weiß nicht genau, wo es liegt, aber es gibt eine Möglichkeit, es zu finden. Jemand, den ich gekannt habe, hat es schon mal geschafft.«
    Er meinte Alice. Ihr war es gelungen, als sie noch Schülerin gewesen war, also müssten sie es allemal schaffen. Merkwürdige Vorstellung. Er würde auf Alice’ Spuren wandeln.
    »Wir müssen ein paar Kilometer durch den Wald laufen«, erklärte er.
    »Das macht mir nichts aus.«
    »Ein Visionszauber sollte es sichtbar machen. Es ist verborgen, aber nur, um Nichtmagier fernzuhalten. Wir könnten es mit einem Anasazi-Spruch versuchen. Oder einem Mann-Zauber. Ja, ein Mann müsste genügen.«
    »Den Anasazi kann ich.«
    »Okay. Sehr gut. Dann sag ich dir Bescheid, wenn es so weit ist.«
    Quentin drückte sich sehr vorsichtig aus, denn nichts brachte Julia mehr auf die Palme als das Gefühl, von einem Brakebills-Absolventen herablassend behandelt zu werden. Wenigstens machte sie ihm keine Vorwürfe, weil sie auf der Erde gelandet waren, oder wenn doch, dann sprach sie sie nicht laut aus.
    Es war ein heißer Spätnachmittag im August, und die Luft war gesättigt mit bronzefarbenem Sonnenlicht. Eine Meile entfernt, am Fuße des Tals, funkelte der breite blaue Strom des Hudson. Sie parkten in einer Kurve.
    Quentin erkannte, dass es Julia in ihrem Stolz, ja, vielleicht sogar an einer viel empfindlicheren Stelle verletzte, an den Toren von Brakebills anklopfen und um Hilfe betteln zu müssen. Dass sie absolut keine andere Wahl hatten, machte es auch nicht besser. Aber Quentin wollte verdammt noch mal um keinen Preis auf der Erde bleiben. Er hatte sich eine Herausforderung gewünscht, jetzt hatte er sie. Die Aufgabe war es, an den Punkt zurückzugelangen, von wo er zu dieser Herausforderung aufgebrochen war. Danach würde er kuriert sein, und zwar endgültig.
    Bevor sie losgingen, widmete sich Julia eine Viertelstunde lang einem Zauber, der, wie sie Quentin in dürren Worten erklärte, das Auto eine Stunde auf sie warten und dann allein nach Chesterton zurückfahren lassen würde. Quentin konnte sich nicht im Entferntesten vorstellen, wie das auf irgendeiner Ebene möglich sein sollte, behielt seine Zweifel jedoch für sich. Wenn er daran gedacht hätte, genügend Scherben übrig zu behalten, hätte er wenigstens die Scheibe reparieren können. Hatte er aber nicht. Damit ging die Arschkarte an den Besitzer der Protzkarre, wer immer es auch sein mochte. Er steckte zweihundert Dollar in Zwanzigern ins Handschuhfach, trank seine Cola aus und kletterte über die Metallleitplanke.
    Der Wald hier war kein Naherholungsgebiet, in dem man wandern und picknicken konnte. Er war nicht von hilfsbereiten Parkrangern benutzerfreundlich gestaltet worden. Er war dicht und schummrig und äußerst mühsam zu durchqueren. Quentin musste andauernd den Kopf einziehen, damit ihm kein Zweig ins Gesicht peitschte. Alle fünf Minuten glaubte er, durch einen Spinnennetz gelaufen zu sein, fand aber nie die Spinne.
    Außerdem war er sich nicht sicher, was geschehen würde, wenn sie nichtsahnend die Grenze zu Brakebills überschritten. Zwar hatte er keine genauen Vorstellungen, aber er hatte Professor Sunderland dabei zugesehen, wie sie nach dem Angriff der Bestie die Barriere errichtet hatte, und manches von dem mitbekommen, was sie in die schützenden Pulver hineingemahlen hatte. Jeden Augenblick konnten sie gegen die unsichtbare Sperre prallen. Die Vorstellung verursachte ihm ein Kribbeln im Gesicht. Nach einer halben Stunde blieb er stehen.
    Im Wald herrschte Stille. Von der Schule war nichts zu sehen, aber er fühlte ihre Nähe, als verberge sie sich hinter einem Baum und warte nur darauf, überraschend hervorzuspringen. Außerdem bildete er sich ein, eine alte Spur zu erahnen, die sich ebenfalls durch den Wald zog und von Alice hätte stammen können. Die arme, gequälte Alice,

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