Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
einen Tisch gruppiert waren. Auf dem Tisch stand eine schmucklose Silberschale.
Der dritte Stuhl war unbesetzt, aber eine Stimme sprach aus dem Nichts zu ihnen – eine Männerstimme, jedoch hoch und flüsternd, fast androgyn. Schwer zu sagen, wo sie herkam.
»Hallo, Quentin. Hallo, Julia.«
Das war unheimlich. Quentin hatte niemandem ihre Namen genannt.
»Hi.« Er wusste nicht, wo er hinsehen sollte. »Danke, dass Sie uns empfangen haben.«
»Bitte, bitte«
, sagte die Stimme.
»Warum seid ihr hergekommen?«
Aha, er war also nicht allwissend.
»Wir möchten Sie in einer bestimmten Angelegenheit um Ihre Hilfe bitten.«
»Womit kann ich euch helfen?«
Showtime! Quentin fragte sich, ob der Mittelsmann überhaupt menschlich war oder eine Art Geist wie Warren. Oder Schlimmeres. Julia starrte wieder einmal in die Ferne und schien eine Million Kilometer weit weg zu sein.
»Na ja, wir sind gerade aus einer anderen Welt gekommen. Aus Fillory. Das übrigens tatsächlich existiert. Aber vielleicht wussten Sie das bereits.« Quentin räusperte sich und setzte noch einmal an. »Wir wollten nicht dort weg – es war eine Art Unfall – und möchten gerne dorthin zurückkehren.«
»Ich verstehe.«
Pause.
»Und warum sollte ich euch dabei helfen?«
»Vielleicht kann ich Ihnen im Gegenzug auch einen Gefallen tun.«
»Oh, das bezweifle ich, Quentin.«
Die Stimme senkte sich um eine Oktave.
»Das bezweifle ich sehr.«
»Na dann.« Quentin blickte sich um. »Wo sind Sie eigentlich?«
Ihm wurde schmerzlich bewusst, wie verletzlich sie waren. Eine Fluchtstrategie hatte er sich nicht überlegt. Dass der Mittelsmann ihre Namen kannte, war ein schlechtes Zeichen. Hatte Warren ihn vorgewarnt? Kein besonders tröstlicher Gedanke.
»Ich weiß, wer du bist, Quentin. In gewissen Kreisen bist du nicht sonderlich beliebt. Manche sind der Meinung, du hättest diese Welt im Stich gelassen. Deine eigene Welt.«
»Schon möglich. ›Im Stich gelassen‹ ist zwar nicht ganz der richtige Ausdruck, aber meinetwegen.«
»Und jetzt hat Fillory dich im Stich gelassen. Armer kleiner reicher König. Es scheint, als würde dich niemand wollen, Quentin.«
»Sie können das sehen, wie Sie wollen. Wenn wir nur zurück nach Fillory kommen, soll mir alles andere egal sein. Im Übrigen geht Sie das im Grunde gar nichts an, oder?«
»Was mich angeht und was nicht, entscheide immer noch ich.«
Quentins Nacken kribbelte. Der Mittelsmann und er waren sich nicht gerade auf Anhieb sympathisch. Er wog das Risiko ab, sie mit einem einfachen Verteidigungszauber zu schützen. Einerseits erschien es ratsam, andererseits konnte es den Mittelsmann zu einem Präventivangriff reizen. Er warf Julia einen Seitenblick zu, aber sie schien das Geschehen kaum zu verfolgen.
»Schon gut. Ich bin aus rein geschäftlichen Gründen hier.«
»Sieh in die Schüssel!«
In diesem kritischen Augenblick in die silberne Schüssel zu schauen war bestimmt keine gute Idee. Quentin stand auf.
»Wissen Sie was? Wenn Sie uns nicht helfen können, schön und gut. Dann gehen wir. Aber wenn Sie uns helfen können, nennen Sie uns einen Preis. Wir werden ihn bezahlen.«
»Ich muss euch rein gar nichts nennen. Ich habe euch nicht hierhergebeten. Und ich werde entscheiden, wann ihr wieder gehen könnt. Sieh in die Schüssel!«
Die hohe Flüsterstimme klang jetzt stahlhart.
»Sieh in die Schüssel!«
Das ging jetzt verdammt in die falsche Richtung! Quentin fasste Julia am Arm und zog sie auf die Füße.
»Los, wir gehen«, sagte er. »Und zwar sofort.«
Mit dem Handrücken schlug er die Schüssel vom Tisch, dass sie gegen die Wand knallte. Ein Stück Papier flatterte heraus. Wider besseres Wissen warf Quentin einen Blick darauf, obwohl es Zaubersprüche gab, die allein durch das Lesen wirksam wurden. Auf dem Papierschnipsel standen mit dickem magischem Marker die Worte: ICH SCHULDE DIR EINEN MAGISCHEN KNOPF .
Die Tür hinter ihnen wurde geöffnet, und Quentin zerrte Julia mit sich hinter den Tisch in Deckung.
»Oh, Scheiße! Er hat in die Schale geguckt!«
Die Stimme klang tiefer als die, die bisher zu ihnen gesprochen hatte. Quentin kannte diese Stimme sehr gut. Es war die von Josh.
Quentin umarmte ihn.
»O Gott!«, schnaufte er in Joshs breite, tröstende Schulter. »Ich fass es nicht, Mann!«
Wie war es möglich, dass Josh hier war? Scheißegal. Im Moment jedenfalls. Ihm war sogar egal, dass Josh sie verscheißert hatte. Jetzt zählte nur noch, dass es keine weitere
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