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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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alles so blöd. Ich konnte mich einfach nicht so für den Krieg begeistern wie die Einheimischen, und das betrachteten sie wohl als eine Schande, denn sie schmissen mich raus.«
    »Oh, Gott. Das tut mir echt leid.«
    Armer Josh. Durch sein ständiges, lockeres Gequassel vergaß man manchmal, dass er Gefühle hatte. Aber natürlich hatte er die, man musste nur tief genug graben.
    »Ach, ist schon gut. Nein, ist es natürlich nicht, aber was soll man machen. Es hätte auf die Dauer ja doch nicht funktioniert. Ich glaube, sie wollte auf diese Art sterben. Die Leute dort hingen nicht so sehr am Leben, oder vielleicht doch, und sie setzten einfach nur andere Prioritäten. Ach, Scheiße, ich weiß es ja auch nicht.
    Danach war mir der Spaß verleidet. Ich habe noch eine griechische Welt besucht und dort mit einer Harpyie geschlafen.«
    »Du hast eine Harpyie gebumst?«
    »So was Ähnliches jedenfalls. Sie hatte Flügel statt Arme und Krallen an den Füßen.«
    »Aha.«
    »Mittendrin ist sie einfach weggeflogen. Alles war voller Federn. Es war mehr Stress als sonst was. Sie hat mich gekratzt, die Narbe sieht man bis heute. Willst du mal …«
    »Nein, will ich nicht.«
    Josh seufzte. Der Humor war aus seinem Gesicht gewichen, und es war nur noch grau und stoppelig. Jetzt sah ihm Quentin die Jahre an, die seit ihrer letzten Begegnung vergangen waren.
    »Ich war wohl auf der Suche nach einer Welt wie in dem Comic
Y: The Last Man
, weißt du? Wo ich das einzige männliche Wesen unter lauter Frauen gewesen wäre. Ich weiß, die muss es da draußen geben. Meinetwegen hätten alle lesbisch sein können, und ich hätte nur zugesehen. Damit wäre ich schon zufrieden gewesen.
    Danach flog ich nur noch so von einer Welt zu anderen. Welten, Welten, Welten. War alles nicht mehr so wichtig. Es war, als sei man im Internet durch zu viele Pornos gesurft und hätte den Kontakt zur Realität verloren, mache aber trotzdem weiter. Wenn ich eine Welt erreichte, suchte ich sofort nach einem Grund, wieder abzuhauen und die nächste anzusteuern. Sobald ich eine Macke fand – oh, hier sind Fliegen, der Himmel hat eine komische Farbe, es gibt kein Bier oder irgendein anderer kleiner Makel –, war ich schon wieder weg.
    Eines Tages kehrte ich zurück, und die ganzen Nirgendlande lagen in Schutt und Asche.«
    »In Schutt und Asche? Was soll das denn heißen?«
    »Kaputt. Zerstört. Wusstest du das nicht? Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich hätte es nicht für möglich gehalten.«
    Josh leerte sein Weinglas. Ein Diener wollte es nachfüllen, aber Josh winkte ab und sagte: »Whiskey.«
    Dann fuhr er fort.
    »Zuerst dachte ich, es wäre meine Schuld. Ich hätte alles kaputtgemacht. Weil ich es vielleicht übertrieben hatte. Als ich bei meiner letzten Rückkehr wieder auftauchte, wäre ich fast schockgefroren. Es war eiskalt, und der Wind peitschte trockenen Pulverschnee über die Plätze.«
    »Aber wie ist das möglich?«, fragte Quentin. »Ich dachte, in den Nirgendlanden gäbe es keine Witterung.«
    Die Geschichte erinnerte ihn an den lautlosen Sturm, der den Uhrenbaum zu Hause in Fillory geschüttelt hatte. Ob es derselbe Wind gewesen war?
    »Quentin, irgendetwas dort ist vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten. Da stimmt was nicht, etwas ganz Grundlegendes. Etwas Systemisches. Die Hälfte der Gebäude waren nur noch Ruinen. Es sah aus wie nach einem Bombenangriff. Die ganzen wunderschönen Häuser lagen offen der Witterung ausgesetzt. Erinnerst du dich daran, wie Penny gesagt hat, sie wären alle voller Bücher? Wahrscheinlich hatte er recht, denn in der ganzen Stadt wirbelten Tausende Blätter durch die Luft.«
    Josh schüttelte den Kopf.
    »Ich hätte wohl einige fangen und lesen sollen, was darauf stand. Du hättest daran gedacht. Mir ist es erst später eingefallen.
    Aber ich hatte einfach keinen Kopf dafür. Weißt du, was mein einziger Gedanke war? Ich will nicht sterben! Ich war zu dem Zeitpunkt ziemlich weit vom Erdbrunnen entfernt, etwa anderthalb Kilometer. Zwar hatte ich warme Kleidung mitgebracht, aber ich hatte sie ausgezogen, als ich die Harpyie traf. In ihrer Welt herrschte eine Hitze wie im Backofen. Na ja, ehrlich gesagt hat sie mir die Kleider praktisch vom Leib gerissen.
    Ich war deshalb so gut wie nackt, und viele meiner Orientierungspunkte waren verschwunden. Einige waren zerstört, andere gefroren. Wusstest du, dass man in den Nirgendlanden praktisch nicht zaubern kann? Ein paarmal habe ich mich

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