Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
erzählen, dass ihr damit gerechnet habt, mich in Venedig zu treffen und dann den Knopf von mir zu schnorren. Das war doch wohl reine Glückssache!«
»Schon möglich«, erwiderte Quentin. »Dass wir aus Fillory rausgeflogen sind, war ja auch nicht geplant. Aber jetzt ist es passiert, und ich muss mir etwas überlegen. Wem hast du eigentlich den Knopf verkauft, verdammt nochmal?«
»Das ist auch so eine Geschichte für sich!« Josh legte sofort los, ungehindert von störenden Gewissensbissen. Quentin hatte ein neues Leben begonnen, also konnte er das auch, hatte er sich gedacht, und es war ein bedeutend glücklicheres als sein Aufenthalt in den Nirgendlanden. »Weißt du, mir wurde bewusst, dass ich mit dem Knopf nichts mehr anfangen konnte. Ich war fertig mit den Nirgendlanden, Fillory und dem ganzen Kram. Wenn ich Sex haben wollte – und das wollte ich –, würde ich ihn hier in der wirklichen Welt haben. Also habe ich mich nach etwas umgesehen, was ich hier auf der Erde anfangen konnte, und dabei die Untergrundszene erkundet. Die Safehouses und so weiter. Hast du davon gehört?«
»Julia hat mich auf Stand gebracht.«
»Natürlich habe ich schon immer gewusst, dass es Halbhexen gibt. Ich dachte aber, es wären nur ein paar, dabei ist das ein Riesending, Mann! Es gibt jede Menge von ihnen. Und sehr viele reisen nach Venedig, wahrscheinlich, weil die Stadt so alt ist und sie deswegen, hey, auch magisch sein muss. Sie hoffen, hier etwas zu lernen. Irgendwie ziemlich traurig. Es gibt ein paar richtig gute Leute, die sich viel von unserem Wissen angeeignet haben und noch mehr dazu. Aber die meisten haben nicht die geringste Ahnung. Sie sind verzweifelt und würden alles dafür tun, dazuzulernen.
Bei den Verzweifelten muss man aufpassen. Sie wissen zwar nicht genug, um gefährlich zu sein, die meisten jedenfalls, aber sie ziehen Aasfresser an. Elfen, Dämonen und so weiter. Verdammte Schakale! Die verursachen die Probleme. Uns lassen die Jäger in Ruhe, weil wir zu wehrhaft sind, aber diese armen Schweine, die Halbmagier, gieren nach Macht und würden alles tun, um sie zu bekommen. Ich weiß, dass einige von ihnen sich auf sehr üble Geschäfte eingelassen haben.
Aber weißt du was? Ich mag sie. Du weißt ja, dass ich nie richtig nach Brakebills gepasst habe. Dieses ganze künstliche Oxford-Getue, die Weinproben, die schicken Klamotten und so weiter – das war immer mehr euer Ding, deines und Eliots. Und … und Janets.« Beinahe hätte er Alice erwähnt, aber noch gerade rechtzeitig die Kurve gekriegt. »Versteh mich nicht falsch, das war schon toll, aber eben nicht mein Stil.
Ich verstehe mich besser mit dem Untergrundvolk. In Brakebills war ich eine Lachnummer, hier bin ich ein großer Meister. Ich hatte einfach keine Lust mehr, am Ende der Nahrungskette zu stehen. Niemand in Brakebills hat mich je richtig akzeptiert – nein, nicht mal du, Quentin. Nicht wirklich. Aber hier bin ich so etwas wie ein König.«
Quentin hätte Joshs Vorwurf abstreiten können, aber er tat es nicht. Josh hatte recht. Alle hatten ihn gern gehabt, aber niemand hatte ihn ernst genommen. Er redete sich ein, der Grund sei gewesen, dass Josh nicht ernst genommen werden wollte, aber das war ein Irrtum. Niemand wollte so etwas, weder Josh noch sonst wer. Jeder wollte der Held seiner eigenen Geschichte sein. Niemand spielte freiwillig den Klassenkasper. Das hatte Josh vermutlich auf dem Herzen gelegen, solange Quentin ihn kannte. Kein Wunder, dass er sie in dem Zimmer mit der Schüssel verscheißert hatte.
»Hast du deswegen den Knopf verkauft? Weil du das Gefühl hattest, von uns nicht ernst genommen zu werden?«
Josh wirkte plötzlich verletzt. »Nein, ich habe den Knopf verkauft, weil mir jemand einen Riesenhaufen Kohle dafür geboten hat. War das etwa nicht Grund genug? Ich hatte ein bisschen Ärger am Hals. Jetzt werde ich mit Respekt behandelt. Ich habe gar nicht gewusst, wie das ist. Ich bin die Brücke zwischen zwei Welten. Im Untergrund gibt es gewisse Dinge, die ich organisieren kann, und dasselbe gilt für die magische Welt. Daher wenden sich Leute aus beiden Lagern mit ihren Problemen an mich.
Es ist schon ziemlich verrückt. Die Untergrundszene besitzt Sachen, an die wir nie herangekommen wären, und die Leute wissen noch nicht mal, wozu sie gut sind. Die halten solche armseligen kleinen Tauschbörsen ab, und plötzlich taucht dabei etwas richtig Legendäres auf, rein zufällig, und die wissen nichts damit
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