Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
anzufangen. Einmal bin ich dort auf eine Tscherenkow-Kugel gestoßen. Keiner wusste, was das war. Ich musste ihnen zeigen, wie man sie halten muss.«
»Und was ist mit dem Knopf? Hat du ihn auf einer dieser Tauschbörsen vertickt?«
»Tja, du hast durchaus das Recht, danach zu fragen«, erwiderte Josh ungerührt. »Aber das war eine ganz andere Art von Transaktion. Etwas Einmaliges. Mit einem hochrangigen Kunden.«
»Kann ich mir vorstellen. Vielleicht könntest du mich mit deinem hochrangigen Kunden in Kontakt bringen. Dann könnte ich vielleicht eine einmalige Transaktion mit ihm abschließen.«
»Du kannst es natürlich versuchen, aber ehrlich gesagt, rechne ich dir keine guten Chancen aus.« Josh hatte ein irres Grinsen im Gesicht. Offenbar steckte ein Geheimnis dahinter, und er brannte darauf, es zu enthüllen.
»Raus mit der Sprache!«
»Okay.« Josh hob zum Auftakt die Hände und legte los. »Also, nachdem ich aus den Nirgendlanden zurück war, habe ich eine Weile in New York rumgehangen, froh, noch alle Körperteile zu haben. Eines Tages ruft mich jemand auf dem Handy an und fordert mich auf, ihn am nächsten Tag in Venedig zu treffen. Er wolle mit mir über ein Geschäft reden, etwas Vertrauliches, wie auch immer. Ich sagte, kein Problem, aber ich bin ziemlich pleite, also, wie soll das funktionieren? Während des Telefonierens bin ich so den Bürgersteig entlanggeschlendert, als plötzlich geräuschlos ein Bentley neben mir anhält und eine Tür aufgeht. Wie ein Idiot steige ich ein, und wir fahren nach La Guardia, wo uns ein Privatflugzeug erwartet. Ich meine, woher wusste der Typ überhaupt, wo ich war? Und dass ich an dem Tag nichts Besonderes vorhatte?«
»Ja, woher er das wohl wusste?«, foppte ihn Quentin aus alter Gewohnheit. An Josh würde die Ironie sowieso abprallen.
»Ja, komisch, oder?« Nein, er merkte nichts. »Auf mich wartete eine Reisetasche mit allem, was man so braucht, Kleidung, sehr gute Qualität, exakt in meiner Größe, und Zahnpasta, die sieben Dollar kostet.
Jedenfalls soll ich also diesen Typen an dem und dem Kai dann und dann treffen, und ich schaffe das sogar, obwohl ich den Tag noch erleben möchte, an dem in Venedig eine vernünftige Straßenbeschilderung angebracht wird. Ein Typ kommt mit einem Superluxusboot an, also nicht einem von diesen typisch venezianischen furzenden Vaporetto-Blecheimern. Eine Wahnsinnsyacht, schmal und glatt wie ein Riesenmesser aus Holz und vollkommen geräuschlos. Sie gleitet an den Kai, und der Typ springt heraus. Er vertäut das Boot nicht mal – es wartet einfach auf ihn.
Der Typ ist ein Zwerg. Sorry – kleinwüchsig, ein kleinwüchsiger Mann. Aber was für einer! So toll angezogen, dass seine Kleinwüchsigkeit gar nicht auffällt. Er stammt aus einer alten venezianischen Familie, irgendein Marchese von soundso. Er braucht jedenfalls ungefähr eine Stunde, um seinen Namen runterzuleiern.
Danach geht alles ganz schnell. Er sagt, er repräsentiere jemanden, der den Knopf kaufen wolle. Ich weiß nicht mal, wie die davon erfahren haben, frage aber, wer der Käufer sei. Der Typ wollte es aber ums Verrecken nicht verraten. ›Wie viel?‹, will ich wissen, und der Typ sagt: ›Hundert Millionen.‹ Ich sage: ›Zweihundert Millionen. Und fünfzig.‹ Zweihundertfünfzig Millionen.
Alles klar? Stell dir das mal vor! Und ich mache zur Bedingung, dass ich erfahre, wer der Käufer ist. Alles klar? Wer hat denn seine Kindheit damit verplempert, eine Million Stunden fernzusehen? Ich kann so einen Scheiß praktisch runterbeten.
Der Zwerg zieht also einen Umschlag hervor, und darin steckt ein Barscheck über zweihundertfünfzig Millionen. Als hätte er gewusst, dass ich das verlangen würde. ›Und?‹, frage ich. Da winkt er mich seinen Stummelfingern zu sich. Ich denke, er will mir was ins Ohr flüstern und beuge mich hinunter, aber er winkt mich weiter bis zur Kaimauer und zeigt aufs Wasser. Da taucht auf einmal ein Gesicht unter der Wasseroberfläche auf!
Es schwebte einfach empor. Es war riesig – als käme ein Lkw frontal auf mich zu. Ich habe mir fast in die Hosen geschissen!«
»Wer war es?«
»Ein Drache. Im Canal Grande lebt ein Drache! Er hat den Knopf gekauft.«
Quentin kannte sich mit Drachen aus, jedenfalls theoretisch. Es gab nicht viele von ihnen, und sie lebten meist in Flüssen – sie waren sehr sesshaft. Sie kamen praktisch nie heraus oder sprachen mit jemandem. Sie taten überhaupt fast nie etwas, außer die
Weitere Kostenlose Bücher