Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
Vom Netzwerk:
einfach in eine Nische gehockt. Ich redete mir ein, ich wolle warten, bis der Sturm vorüber war, aber in Wirklichkeit wollte ich einfach nur schlafen. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr weiterzukönnen. Es hat nicht viel gefehlt, und ich wäre umgekommen. Ungefähr eine halbe Stunde lang bin ich fast nackt in der eisigen Kälte umhergeirrt. Ein Wunder, dass ich den Erdbrunnen irgendwann gefunden habe. Ich hatte wirklich schon geglaubt, ich würde es nicht schaffen.«
    »Wahnsinn, dass du das heil überstanden hast!« Guter alter Josh. Wenn man ihn schon abgeschrieben hatte, schaltete er den Turbo ein und war von da an unbesiegbar. Wie damals in Fillory, als er den rotglühenden Riesen bezwungen hatte, indem er ein schwarzes Loch heraufbeschwor. Wahrscheinlich würde er sie alle überleben.
    »Ich frage mich immer noch, was da wohl passiert ist«, fuhr Josh fort. »Es war, als wären die Nirgendlande angegriffen oder verflucht worden, aber wer würde so etwas tun? Ich habe dort auch niemanden gesehen. Die Gegend war so verlassen wie immer. Ich hatte gedacht – ja, ich weiß, das klingt blöd – also, ich hatte gedacht, ich würde vielleicht Penny treffen.«
    »Tja.«
    »Also, nicht, dass ich das unbedingt wollte. Ich konnte den Typen nicht ausstehen. Aber trotzdem wäre ich froh, wenn ich wüsste, dass er nicht tot ist.«
    »Ja, ich auch.«
    Quentin überlegte bereits, ob das hieß, dass Julia und er nicht über die Nirgendlande nach Fillory zurückkehren konnten. Theoretisch musste es noch immer möglich sein. Sie konnten sich ja gegen die Kälte wappnen. Und einen Eispickel mitnehmen.
    »Ich habe immer gedacht, die Nirgendlande wären unangreifbar«, sagte er. »Man hatte das Gefühl, sie lägen außerhalb der Zeit, und es schien kaum vorstellbar, dass sie sich jemals verändern könnten. Aber es hört sich an, als wären sie von einem Erdbeben heimgesucht worden oder schlimmer noch: einem Erdbeben und einem Schneesturm zugleich.«
    »Ja, stimmt. Wie wahrscheinlich ist denn so was?«
    »Du hast nicht zufällig gesehen, ob der Fillory-Brunnen noch da war?«, fragte Quentin. »Ich dachte nämlich, wir könnten auf diesem Weg zurückkehren. Nach Fillory.«
    »Nein, ich habe nicht darauf geachtet. Ihr wollt also wirklich zurück? Leider habe ich unterwegs nicht mal kurz vorbeigeschaut. Allerdings könnt ihr höchstwahrscheinlich sowieso nicht auf dieser Route zurück.«
    »Warum nicht? Okay, die Nirgendlande sind zum Katastrophengebiet geworden, aber einen Versuch ist es wert. Du hast auch zur Erde zurückgefunden und scheinst es gut angetroffen zu haben. Wir leihen uns einfach deinen Knopf aus und machen uns auf den Weg.«
    »Tja, genau da liegt das Problem.«
    Josh wich Quentins Blick aus und studierte ein Gemälde an der blättrigen Stuckwand hinter Quentins Rücken, als hätte er es noch nie zuvor gesehen.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe den Knopf nicht mehr.«
    »Du hast …?«
    »Genau. Ich habe ihn verkauft. Ich wusste ja nicht, dass ihr ihn wiederhaben wolltet.«
    Quentin konnte kaum ertragen, was er da hörte.
    »Das hast du nicht getan! Sag mir, dass das nicht wahr ist!«
    »Doch, das ist es!«, entgegnete Josh indigniert. »Wie zum Teufel sonst könnte ich mir deiner Meinung nach wohl einen verschissenen venezianischen Palazzo leisten?«

Kapitel 14
    D as alte Holz von Joshs Esstisch kühlte Quentins Stirn. Nur noch einen Augenblick, dann würde er sich wieder aufrichten. Nur noch so lange, bis er seinen Verstand wieder in den Aggregatzustand versetzt hatte, in dem er gewesen war, bevor er geglaubt hatte, ihre Schwierigkeiten seien gelöst. Bis dahin würde Quentin einfach noch einen Moment lang die kühle, feste Stütze des Tischs genießen. Er ließ die Welle der Verzweiflung über sich hinwegrollen. Der Knopf war weg. Er überlegte, mit dem Kopf ein paarmal auf den Tisch zu schlagen, nur ganz leicht, aber das wäre übertrieben gewesen.
    Jetzt erst fiel ihm auf, wie still die Stadt geworden war. Nach Einbruch der Dunkelheit schienen sich die Straßen und Kanäle zu leeren, als fühle sich Venedig nachts nicht mehr dazu verpflichtet, sich als Stadt des dritten Jahrtausends auszugeben, sondern kehre wieder zu seiner mittelalterlichen Identität zurück.
    Also gut. Er setzte sich auf. Das Blut strömte wieder aus seinem Gesicht. Zurück an die Arbeit.
    »Okay. Du hast den Knopf also verkauft.«
    »Ja. Aber ihr müsst doch noch einen anderen Plan haben?«, fragte Josh. »Ihr könnt mir doch nicht

Weitere Kostenlose Bücher