Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Lebenszeit des Planeten in verborgener fluvialer Vergessenheit zu verträumen. Nur war diesmal offenbar einer lange genug aufgewacht, um mit einem kleinen venezianischen Aristokraten zu reden. Und er hatte sich bewegt, um Josh sein Antlitz zu zeigen und für zweihundertfünfzig Millionen seinen – ihren – magischen Knopf zu kaufen.
»Wie gehen also zu Bank, vergewissern uns, dass der Scheck gedeckt ist, und kehren zum Kai zurück. Ich hole den Knopf hervor und gebe ihn dem kleinen Typen, der einen weißen Handschuh im Michael-Jackson-Stil übergestreift hat. Er sieht sich den Knopf mit einer Juwelierlupe an, tritt vor an die Kaimauer und wirft den Knopf ins Wasser. Einfach so. Dann besteigt er seine Yacht und fährt weg.«
»Das klingt ziemlich erstaunlich«, sagte Quentin. Es war schwer, darüber wütend zu sein. Wenn nicht unmöglich.
»Kannst du dir vorstellen, dass ein Drache unseren Knopf gekauft hat?«, fragte Josh. »Er wusste, wer wir sind! Oder zumindest, wer ich bin. Ich glaube nicht, dass irgendjemand gewusst hat, dass im Canal Grande ein Drache haust. Im Salzwasser. Das weißt du, oder? Das ist ja kein Fluss, sondern eine Art Meeresarm. Ich glaube nicht, dass schon mal irgendjemand etwas von Salzwasserdrachen gehört hat!«
»Josh, was muss ich tun, um den Drachen zu kontaktieren?«
»Keine Ahnung. Ich glaube, das geht gar nicht«, erwiderte Josh kurz angebunden.
»Aber du hast es geschafft.«
»Nein, er hat sich mit mir in Verbindung gesetzt.«
»Aber wenn du es versuchen wolltest, wie würdest du vorgehen?«
Josh stieß einen entnervten Seufzer aus.
»Na schön. Es gibt hier eine junge Frau, die sich sehr gut mit Drachen auskennt. Ich glaube, ich würde sie um Rat fragen.«
»Gut, okay. Also, Folgendes.« Quentin richtete seinen Willen auf Josh. Er musste ihm jetzt zuhören! Er blickte Josh an und sah im unverwandt in die Augen. »Bei allem Respekt für deine königliche Stellung hier, aber Julia und ich sind Königin und König von Fillory, und wir müssen dorthin zurückkehren. Wir sind auf einer verzweifelten Suche, und du gehörst ab jetzt zur Expeditionsmannschaft. Ich ernenne dich zum Mitglied. Wir müssen zurück nach Fillory und wissen nicht, wie wir es anstellen sollen. Das ist das Problem.«
Josh dachte nach.
»Das ist ein großes Problem.«
»Genau, aber du bist der Mittelsmann, der Schwierigkeiten aus dem Weg räumt. Stimmt’s? Also los!«
Eines musste man Josh lassen: Er hatte zwar ihre einzige Chance vermasselt, in das geheime magische Land zurückzukehren, in dem Quentin König war, aber dafür hatte er mit dem Geld einen sehr schönen Palazzo gekauft. Es war ein glorreicher, grotesker Klotz aus sechshundert Jahre altem Marmor. Die zum Kanal hin gelegene Fassade leuchtete weiß, und der Palast besaß seine eigene kleine, ordentliche Anlegestelle. Die Innenräume waren üppig mit schnörkeligen Stuckornamenten verziert, und alte Ölgemälde bedeckten die Wände wie Efeu. Mit dem Palast zusammen hatte Josh unwissentlich auch einen unbedeutenderen Canaletto erstanden.
Es war ein richtiger Palast, und es musste richtig viel Arbeit gekostet haben, ihn zu sanieren. Josh hatte alle Rohre und Leitungen neu verlegen lassen, eine Küche von Restaurantkaliber eingebaut und unter Wasser die Fundamente stützen lassen, damit nicht der ganze Kasten vornüber in den Kanal kippte. Dabei hatte er sorgfältig den Originalzustand erhalten, so dass man von der Restaurierung nichts ahnte, bis man die Dusche aufdrehte.
Die Sanierung hatte fünfundzwanzig Millionen gekostet und die Renovierung dann noch einmal zehn, so dass Quentin sich, auch ohne ein Mathegenie zu sein, hätte ausrechnen können, dass Josh ausgesorgt und sich ein bequemes Ruhekissen für später zurückgelegt hatte.
Das alles bewies, dass Josh eine fähige und tatkräftige Seite besaß, die wirklich Respekt verdiente, obwohl er aus Gründen, die nur ihm bekannt waren, hart daran arbeitete, diese Seite meistens zu verbergen. Jetzt, als Quentin ihn einmal genau ansah, stellte er fest, dass Josh sich durchaus verändert hatte. Er wirkte selbstsicherer, nahm eine ganz andere Haltung ein. Er hatte in den Nirgendlanden abgenommen und sein Gewicht gehalten. Menschen veränderten sich. Die Zeit stand nicht still, während man sich in Fillory auf Kissen räkelte.
Quentin konnte von Josh sogar noch etwas lernen. Hier war ein Mann, der es sich gutgehen ließ. Er machte, was er wollte, und hatte Spaß daran. Er hatte das
Weitere Kostenlose Bücher