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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Gleiche durchlitten wie Quentin: Er hatte das Mädchen verloren, das er geliebt hatte, und wäre beinahe umgekommen. Aber er saß nicht herum und jammerte und philosophierte über sein Leid. Er hatte sich aufgerappelt und in einem Palazzo niedergelassen.
    Quentin schlief wie ein Toter bis zum Mittag des nächsten Tages. Sie trafen sich zu einem eleganten Frühstück im Speisesaal. (Josh war überaus stolz auf seine schön gedeckte Tafel. »Hier benutzt man Löffel für die Marmelade. Wahnsinn, oder? Kleine Löffel! Wie für einen König!« Zwinker, zwinker.) Julia gesellte sich zu ihnen. Sie trug ihre Sonnenbrille und aß nichts außer Marmite direkt aus dem Glas, was man als weiteren Beweis für ihre schwindende Menschlichkeit betrachten konnte.
    Auch Poppy saß bei ihnen am Tisch, Joshs Freundin, die angeblich etwas von Drachen verstand. Sie war eine Bohnenstange, groß und dünn, hatte große blaue Augen und blonde Locken. Poppy war tatsächlich auch in Brakebills gewesen, allerdings erst nach dem College als Forschungsstipendiatin. Sie hatte Magie an einem College in Australien studiert, wo sie auch herkam.
    Quentin hatte sich Australier immer als spaßiges, lockeres Völkchen vorgestellt, und wahrscheinlich war Poppy deshalb mit fliegenden Fahnen von dort abgehauen. Sie hatte eine kluge, scharfsinnige Art, eine schnelle hohe Sprechweise und sehr viel Selbstvertrauen. Besonders, wenn es darum ging, auf die Fehler anderer hinzuweisen. Dabei gab sie sich nicht etwa besserwisserisch – sie wollte sich damit nicht selbst erhöhen. Sie ging einfach davon aus, dass alle anderen ihr Bedürfnis teilten, jederzeit und in jeder Hinsicht Klartext zu reden, und erwartete, dass sie das auch ihr gegenüber taten. Offenbar war sie in Esquith, der magischen Schule in Tasmanien, der Superstar ihres Jahrgangs gewesen. Josh behauptete das, und Poppy widersprach nicht. Das hätte sie aber getan, wenn es nicht gestimmt hätte, weil jede Übertreibung wider ihre strikt ehrliche Natur gewesen wäre.
    Poppy war durch und durch Akademikerin, aber keine Frau für den Elfenbeinturm. Sie war realistisch und zupackend. Und eine Expertin für Drachen.
    Quentin hielt das nur für eine logische Konsequenz des australischen Hangs zu tödlich gefährlichen Tieren. Von Salzwasserkrokodilen und Seewespen war es nur noch ein kleiner Schritt bis hin zu Drachen. Poppy wusste alles über diese Wesen, was man überhaupt wissen konnte, ohne je eines gesehen zu haben. Sie hatte ihre Spuren rund um die ganze Welt verfolgt und war schließlich hierhergelangt. Josh hatte seine Fühler nach einer Kapazität auf diesem Gebiet ausgestreckt und war sehr angenehm überrascht gewesen, als die Expertin sich als gutaussehende junge Frau erwiesen hatte. Sie war jetzt seit drei Wochen hier, und Josh war ihres Besuchs noch keineswegs überdrüssig.
    Er stellte sie als Bekannte vor, doch in Anbetracht von Joshs Neigungen und Poppys gefälligem Äußeren ging Quentin getrost davon aus, dass Josh versuchte, sie ins Bett zu kriegen, oder bereits mit ihr geschlafen hatte. Auch wenn er sich zum Positiven verändert hatte: Er war und blieb Josh.
    Ehrlich gesagt ging Poppy Quentin ein wenig auf die Nerven, doch sie erwies sich als äußerst nützlich. Josh hatte ihr noch nicht alles über den Drachen im Canal Grande erzählt. Quentin gegenüber hatte er zugegeben, sich absichtlich Zeit zu lassen, weil er ihren Aufenthalt dadurch in die Länge ziehen wollte, aber jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen. Sie brauchten sie. Poppy war natürlich völlig aus dem Häuschen und riss ihre großen blauen Augen noch weiter auf.
    »Na schön«, sagte sie in Zeitraffergeschwindigkeit. »Meist gibt es in der Nähe der Drachen eine bestimmte Stelle, an der sie bemerken, wenn jemand zu ihnen ins Wasser springt. Sie behalten sie im Auge, falls jemand sie in einer dringenden Angelegenheit sprechen will. Wenn sie bereit sind, mit dir zu reden, nehmen sie dich mit zu sich hinunter, dorthin, wo sie leben. Über den genauen Ablauf weiß man nichts Genaues, aber es sind viele moderne Legenden darüber in Umlauf. Eine Menge Leute behaupten, sie hätten mit Drachen geredet, aber es ist schwer zu verifizieren. Angeblich hat der Themse-Drache die meisten Pink-Floyd-Stücke komponiert, zumindest nachdem Syd Barrett ausgestiegen war. Aber es lässt sich nicht beweisen.
    Traditionell nähert man sich ihnen von der ersten Brücke stromaufwärts vom Meer aus, in diesem Fall wohl die Accademia. Habt ihr

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